München. In der Champions League wartet am Dienstag eine Herkules-Aufgabe auf den FC Bayern München: Gegen den FC Porto muss ein 1:3 aufgeholt werden.
Pep Guardiola kam im schwarzen T-Shirt, in einer blauen Trainingshose und in weißen Turnschuhen. Locker und lässig sah das aus, aber es war wohl vor allem eine kämpferische Botschaft. Denn die Kleiderwahl war ja auf so etwas gefallen wie auf den Blaumann aus Guardiolas Garderobe. Anpacken ist beim Fußball-Rekordmeister FC Bayern München jedenfalls gefragt. Die Gastgeber gehen am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und live in unserem Ticker) mit einem 1:3-Rückstand ins Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Porto.
Noch nie in seiner Geschichte hat der FC Bayern im Europapokal nach einem Zwei-Tore-Rückstand die nächste Runde erreicht. Und Guardiola scheint zu ahnen, dass dies auch im fünften Versuch misslingen könnte. „Ich bin überzeugt, wir werden es probieren“, sagte der Katalane gleich zu Beginn. Und ganz am Ende noch einmal ähnlich, ebenfalls mit vernehmbarem Zweifel: „Ich bin 100 Prozent optimistisch, aber ich bin auch realistisch.“
Dazwischen lagen viele Aussagen des Trainers, die eher wirkten wie der Inhalt einer ersten Verteidigungsrede. Und diese waren Zeichen des Drucks, der auf dem 44-Jährigen lastet, nicht zuletzt durch die Turbulenzen um den Rücktritt des bisherigen Mannschaftsarztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.
Die Turbulenzen um den Arzt
Als Nachfolger der Triple-Gewinners Jupp Heynckes war der ehemalige Coach des FC Barcelona in München angetreten. Und mit der Mission, wie sein Vorgänger das Maximum herauszuholen. Im Vorjahr reichte es zum Double, in der Champions League schied sein Team nach zwei Niederlagen gegen Real Madrid im Halbfinale mit 0:5-Toren aus. Nun droht ein noch früherer Abschied vom Saisonziel.
Guardiola erinnerte an die verletzungsbedingten Ausfälle und sagte: „Es war genug für die deutsche Meisterschaft, genug für das Halbfinale im Pokal. Ob es genug ist für das Halbfinale der Champions League, werden wir sehen.“
Er wisse, in welchem Verein er angestellt sei. „Ich weiß, es ist nicht genug, deutscher Meister zu sein, vielleicht ist es nicht genug, Pokalsieger zu werden. Nur das Triple ist genug.“ Aber natürlich werde er versuchen, die Ansprüche zu erfüllen, „mit diesen wenigen Spielern“, dieser Hinweis war ihm wichtig.
Arjen Robben, David Alaba, Javier Martínez und Medhi Benatia fallen weiter aus. Sehr wahrscheinlich auch Franck Ribéry, da wollte sich Guardiola noch nicht festlegen. Immerhin Kapitän Philipp Lahm meldete sich nach einem Magen-Darm-Virus wieder fit, Bastian Schweinsteiger dürfte für einen Einsatz in Teilzeit in Frage kommen, auch der Juan Bernat soll einsatzfähig sein. Doch unabhängig von der schwierigen Personallage stünde nach einem Aus gegen Porto in der Bilanz am Saisonende nur das erneute Scheitern.
"Meine Zukunft ist nächstes Jahr hier“
Auch dazu hat Guardiola Stellung bezogen. „Ich bin glücklich, hier zu sein“, sagte er, aber auch: „Ich weiß nicht, was passiert, wenn wir nicht das Halbfinale erreichen.“ Dass die Zusammenarbeit mit dem FC Bayern abrupt enden könnte, gilt als unwahrscheinlich.
„Meine Zukunft ist Mittwoch Training, Donnerstag frei, Freitag Training, und am Samstag zu versuchen, nochmal deutscher Meister zu werden“, sagte er. Es folgte eine kurze Pause, ehe er noch einen Satz hinzufügte, und nun klang Guardiola wieder eher kämpferisch denn gelassen: „Und meine Zukunft ist nächstes Jahr hier.“