Tiflis. Das DFB-Team darf sich am Sonntag in der EM-Quali-Partie keinen Patzer erlauben. “Wir müssen das Feuer zünden, das wir brauchen“, sagt Joachim Löw.

Ein dichter Wolkenschleier hat sich am Samstag auf Tiflis niedergelegt. Nichts war mehr zu sehen von der vortäglichen Sonne, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft den zumindest vom Wetter her schönsten Teil ihres Ankunftstages in der georgischen Hauptstadt über den Wolken verbracht hat. Die Sehenswürdigkeiten der 1,2-Millionen-Einwohner-Metropole, durch die sich der Fluss Kura schlängelt, zu erkunden ist ja nun auch nicht Aufgabe der Weltmeister. Daran lässt Bundestrainer Joachim Löw auf der Abschlusspressekonferenz vor dem EM-Qualifikationsspiel am Sonntag (18 Uhr MEZ/Live in unserem Ticker) keine Zweifel: “Die Ausgangslage ist klar, wir haben im Herbst Zähler liegen gelassen. Wir müssen das Feuer zünden, das wir brauchen, um drei Punkte einzufahren”, stellte der 55-Jährige im Ballsaal des DFB-Quartiers Radisson Blue klar.

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Löw freute sich über den herzlichen Empfang, den die Georgier der Mannschaft am Freitag bereitet haben. Mit seinen Erinnerungen an vergangenen Zeiten beim Sportclub Freiburg sorgte der Bundestrainer für einen Lacher: “Es gab ja viele Georgier in meiner Heimatstadt: Kobiashvili, Iashvili, Tobias Willi - ach nee, der war Deutscher. Und Volker Finkewilli, wie er damals immer genannt wurde.” Die aktuellen Spieler würden seiner Mannschaft am Sonntag vor 54.000 Zuschauern im Boris-Paitschadse-Nationalstadion (benannt nach dem großen georgischen Mittelstürmer von Dinamo Tiflis, der im Februar 100 Jahre alt geworden wäre) alles abverlangen: “Das wird ein Hexenkessel, für sie ist es das Spiel des Jahres.”

Manuel Neuer erwartet gegen Georgien ein Zu-Null

Der Bundestrainer, der noch einen Ball von einem einheimischen Journalisten geschenkt bekam, erwartet am Sonntag eine Mannschaft, “die defensiv wahnsinnig gut spielen kann.” Löw verwies auf die vergangene WM-Qualifikation, in der die Osteuropäer gegen Frankreich 0:0 spielten und gegen den zu diesem Zeitpunkt amtierenden Weltmeister Spanien nur 0:1 unterlagen. “Wir müssen in der Lage sein, viel in Laufwege zu investieren und die richtigen Lösungen vorzubereiten, um im Spiel zwingend zu sein.” Es sei immer noch der Anspruch, die EM 2016 in Frankreich als Gruppensieger zu erreichen. Derzeit ist die DFB-Auswahl mit zwei Siegen und einem Remis Dritter, hat aber auch nur einen kleckerlichen Rückstand auf Spitzenreiter Polen (10 Zähler), den sie in einem Spiel schon wieder wettmachen kann.

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Gleicher Ansicht ist auch Manuel Neuer. Der Bayern-Keeper feierte am Freitag in 11.920 Metern Höhe seinen 29. Geburtstag. “Eine richtige Feier wird es nicht geben, aber es gibt ja Getränke im Flieger”, sagte das Geburtstagskind, das während des Fluges in der Bordküche die Journalisten zu einer Mini-Presserunde um sich versammelte. Neuer, der am Mittwoch noch beim 2:2 gegen Australien geschont wurde, ließ keine Zweifel aufkommen, was er von der Partie gegen den 126. der Fifa-Weltrangliste erwarte: “Ein gutes Spiel der Defensive, ein Zu-Null und dass wir in der Tabelle wieder klettern.” Blauäugig will Neuer aber nicht den Gastgebern begegnen: “Ich weiß von meinen ehemaligen Spielern aus Schalker Zeiten, Levan Kobiashvili und Levan Kenia, dass die Georgier technisch stark sind. Es wird nicht einfach, weil wir auswärts spielen und es etwas Unbekanntes für uns ist.” Nächste Gegner der Deutschen sind am 10. Juni in Köln die USA in einem Testspiel, drei Tage später geht’s an der Algarve in Faro gegen Gibraltar wieder um Quali-Punkte.

Löw fordert, Systemdiskussion nicht zu hoch zu hängen

Genau wie Neuer wird auch das Quintett wohl am Sonntag zum Einsatz kommen, das die 90 Minuten am Mittwoch komplett auf der Bank erlebt hat: Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Toni Kroos, Jerome Boateng und Mats Hummels. “Die Aufstellung wird offensiv ausgerichtet sein”, verriet Löw, ohne in Details zu gehen. Ob nun mit Dreier- oder Viererkette, sei dabei nicht entscheidend: “Wir sollten die Systemdiskussion nicht zu hoch hängen”, meinte der Bundestrainer, der auf die am Freitag abgereisten Holger Badstuber und Karim Bellarabi verzichten muss. Er brauche Spieler, die den Gegner binden und in die Tiefe gehen können. Dann sei es auch keine Frage, wie viele Tore fielen: “Über die Höhe machen wir uns keine Gedanken. Wir müssen die Mannschaft erstmal niederringen und niederkämpfen - was nicht einfach wird, weil sie es verstehen, gut zu verteidigen.”