BVB setzt beim Sieg über Mainz wieder spielerische Glanzlichter
•
Lesezeit: 5 Minuten
Dortmund. Erstmals gewinnt der BVB zweimal in Folge, erstmals gelingt ein Sieg nach Rückstand - beim 4:2 über Mainz machte auch die spielerische Leistung Hoffnung.
Natürlich war es Marco Reus, der dem Spiel die richtige Wendung gab. Reus, der wohl begabteste Fußballer in Diensten von Borussia Dortmund, der am Dienstag seinen Vertrag beim BVB bis 2019 verlängert hatte. Und weil der Fußball eben manchmal diese kitschigen Geschichten schreibt, war es nun ebenjener Reus, der an der Außenlinie den Ball bekam und ihn mit dem Außenrist über 30 Meter genau in den Lauf von Pierre-Emerick Aubameyang beförderte - Sekunden später stand es 3:2.
Es war das spielerische Glanzlicht in einer Partie, die der BVB hochverdient mit 4:2 gegen Mainz 05 gewann. "Der BVB ist wieder da", sangen die Fans; Trainer und Spieler genossen einen seltenen Moment der Glückseligkeit. "Ein schöner und wichtiger Moment", sagte Nuri Sahin, der im defensiven Mittelfeld tatkräftig abgeräumt hatte. "Das zeigt uns, dass die Richtung stimmt. Schön, dass wir uns nicht haben irritieren lassen durch das frühe 0:1 - das ist wieder ein Schritt nach vorne."
Abstiegskampf geht auch mit gepflegtem Fußball
Tatsächlich war es den Dortmundern erstmals in dieser Saison gelungen, ein Spiel nach Rückstand noch zu gewinnen. Nach dem 3:0 über Freiburg vor Wochenfrist war es der zweite Sieg in Folge, zuletzt war dies am dritten Spieltag gelungen. Daten, aus denen sich durchaus ein Aufwärtstrend ablesen ließ - untermalt wurde dies von den 90 Minuten auf dem Platz: Der BVB überzeugte nicht nur durch physische Wucht und aggressives Pressing, er setzte auch wieder spielerische Glanzlichter. Reus' Traumpass war nur ein Beispiel von vielen.
Es schien, als habe die Mannschaft verinnerlicht, dass Abstiegskampf nicht nur aus Grätschen und Laufen bestehen muss, sondern durchaus auch gepflegten Fußball zulässt. "Wir mussten verstehen, dass wir über die einfachen Dinge wieder zu unserem Spiel finden", erklärte Ilkay Gündogan. "Dass wir jetzt in zwei Spielen sieben Tore gemacht haben, ist ja nicht so schlecht. Von daher bin ich absolut froh heute über die Art und Weise, wie wir gespielt haben, zu allererst aber über die drei Punkte."
Kagawa mahnt: "Müssen auf dem Boden bleiben"
An keinem Spieler ließ sich der Aufwärtstrend besser ablesen als an Nuri Sahin. Zehn Tage zuvor, nach dem 0:1 gegen den FC Augsburg, hatte er noch wie ein Häufchen Elend vor den Journalisten gestanden. "Das war wirklich brutal", sagte er. "Du hattest auf dem Platz das Gefühl, jemand hat den Stecker komplett herausgezogen." Nun trat ein lächelnder, selbstbewusster junger Mann aus der BVB-Kabine. "Wir haben das heute wirklich gut gemacht, nach dem Rückstand einfach weiter Fußball gespielt", erklärte er. "Auch gegen Augsburg war nicht alles katastrophal, wir waren nur ratlos, was nach dem Gegentor passiert ist. Wir haben das analysiert und heute haben wir es auf dem Platz gesehen. Heute stehe ich hier und bin nicht ratlos - das ist cool." War die Mannschaft nach dem 0:1 gegen Augsburg noch komplett eingebrochen, reagierte sie dieses Mal mit wütenden Angriffen - nur kurz nach dem frühen Rückschlag traf Reus den Pfosten.
BVB schießt Mainz 05 ab
1/28
Nach Punkten hat der BVB nun mit Mainz gleichgezogen, hat die Abstiegsränge zumindest vorläufig verlassen. Doch entkommen ist man dem Tabellenkeller noch lange nicht. "Wir müssen auf dem Boden bleiben", mahnte denn auch der formverbesserte Shinji Kagawa. "Wir haben zwei Siege hintereinander, das ist schonmal gut. Aber wir müssen jetzt dranbleiben." Und Torschütze Aubameyang ergänzte: "Wir müssen auf dem Boden bleiben und weiter machen, uns weiter verbessern, um die Spiele zu gewinnen."
Eingesprungener Sokratis leistet sich einige Aussetzer
Denn auch der Auftritt gegen Mainz ließ Luft nach oben: Offensiv stimmte vieles, defensiv aber leisteten sich die Dortmunder abermals einige schlimme Aussetzer: Vor dem 0:1 verlor erst Neven Subotic einen Zweikampf gegen Shinji Okazaki, dann faustete Roman Weidenfeller den Ball zwar bis an die Außenlinie - aber genau in die Füße von Elkin Soto, der die Einladung dankend annahm.
Roman Weidenfeller:
Sah gleich zu Beginn unglücklich aus, als seine Faustabwehr genau bei Elkin Soto landete, der prompt das Tor machte - allerdings aus einer Position direkt an der Außenlinie (1.). Der Torhüter hätte besser klären können - ein direkter Vorwurf ist ihm aber nicht zu machen.
Note: 3
Der Torhüter hätte besser klären können - ein direkter Vorwurf ist ihm aber nicht zu machen. Ansonsten kaum gefordert, beim zweiten Gegentor machtlos (57.). Kurz vor Schluss mit guter Tat gegen den durchgebrochenen.
Lukasz Piszczek:
Der Rechtsverteidiger setzte einige Akzente in der Offensive und leitete den einen oder anderen guten Angriff ein.
Note: 3
Allerdings: Am 0:1 war er nicht ganz unschuldig, weil er von der Seite ins Zentrum zog und gleich zwei Mainzern den Weg freimachte (1.).
Neven Subotic:
Sehr ungeschickter Auftakt des Serben, der vor dem 0:1 das Duell gegen Okazaki verlor und dann auch noch Weidenfeller im Weg war, weshalb dieser keine Chance hatte, rechtzeitig ins Tor zurückzukehren - das frühe Gegentor ging im Wesentlichen auf die Kappe des Innenverteidigers (1.).
Note: 3,5
Auch danach flatterten ihm einige Male die Nerven. Und doch war er es, der früh in Durchgang zwei die Wende einleitete - auch wenn er Glück hatte, dass ihm das 1:1 nicht wegen Aufstützens abgepfiffen wurde.
Sokratis:
Der Grieche rutschte für den grippekranken Kapitän Mats Hummels in die Startaufstellung - und konnte diesen nicht gleichwertig ersetzen. Hatte Glück, als ihm gegen Hofmann der Ball versprang und die BVB-Leihgabe diesen nicht kontrollieren konnte (28.).
Note: 4
Versuchte es wenig später mit einem Lupfer gegen Okazaki - das ging schief und Sokratis konnte sich nur noch mit einem Foul behelfen (33.). Insgesamt ein wackliger Auftritt - mit ansteigender Tendenz im zweiten Durchgang.
Marcel Schmelzer:
Sehr aktiv nach vorne, schlug viele Flanken, die zunächst überschaubaren Ertrag brachten - bis Subotic seinen Eckball einköpfte (50.). Konnte beim 0:1 den Ball auf der Linie nicht mehr klären - das wäre aber auch anatomisch nahezu unmöglich gewesen (1.).
Note: 3,5
Danach nicht immer sattelfest - und vor dem 2:2 ließ er sich von Malli mit der simpelsten aller Körpertäuschungen verladen (57.).
Nuri Sahin:
Machte einen guten Job als defensiverer der beiden zentralen Mittelfeldspieler. Er gewann viele Defensivzweikämpfe, stopfte Lücken und leitete ein paar sehenswerte Angriffe ein.
Note: 2
Doch auch bei ihm schmälerte das frühe Gegentor den guten Eindruck: Er versäumte es, aus einer Pressingsituation an der Mittellinie rechtzeitig zurückzukommen und den zweiten Ball abzusichern - so konnte Baumgartlinger den Ball unbedrängt in den Strafraum schlagen (1.). Mit seinem Treffer zum 4:2 belohnte er sich für die Defensivplackerei (78.).
Ilkay Gündogan:
Der Nationalspieler war enorm viel unterwegs und sammelte Ballkontakt um Ballkontakt.
Note: 2,5
Hatte viele gute Szenen, verschleppte aber dann und wann das Tempo - was allerdings auch daran lag, dass die Offensivspieler sich nicht gelegentlich sehr suboptimal anboten.
Kevin Kampl (bis 70.):
Aus der ersten Halbzeit blieben vom Neuzugang zwei Szenen in Erinnerung: ein gelungener Defensivzweikampf, als er Hofmann den Ball ablief (20.) - und ein Schuss aus rund 25 Metern, der weit am Tor vorbei ging (45.).
Note: 3,5
Nach der Pause machte er es dann besser, als er vor dem 2:1 den Ball auf Reus durchsteckte (55.).
Shinji Kagawa (bis 78.):
Agierte in der Anfangsphase wie aufgedreht - vergab aber wieder einmal eine gute Torchance, als er einen Abpraller vom Pfosten genau auf den Mainzer Torwart schoss (3.).
Note: 3
Versteckte sich mit zunehmender Dauer des ersten Durchgangs, es gelang ihm noch eine gute Torschussvorlage auf Reus (32.) und eine Direktabnahme von der Strafraumgrenze, die knapp vorbei flog (43.). Im zweiten Durchgang kam noch ein gelupfter Steilpass auf Aubameyang hinzu, den dieser aber nicht verwerten konnte (63.).
Marco Reus (bis 84.):
Hätte im Spiel eins nach seiner Vertragsverlängerung früh ein weiteres Ausrufezeichen setzen können - doch sein Schuss aus kurzer Distanz landete am Pfosten (3.). So hob er sich die Knalleffekte für den zweiten Durchgang auf: Erst umkurvte er den Torhüter und schob zum 2:1 ein (55.). Und dann bereitete er mit einem überragenden Außenrist-Pass auf Aubameyang das 3:2 vor (71.).
Note: 2
Sehr präsent, sehr agil, mit vielen auffälligen Szenen, in denen er meist Stürmer Aubameyang mit präzisen Pässen auf die Reise schickte. Doch längst nicht alles gelang ihm. So setzte er den Ball nach Kagawas Querpass deutlich über das Tor (32.), ein Schussversuch landete gar im Seitenaus (22.).
Pierre-Emerick Aubameyang:
Nach seiner starken Vorstellung in Freiburg durfte er erneut im Sturmzentrum ran - und agierte zunächst eher unglücklich. Gegen tiefstehende Gäste konnte er nur selten seine Schnelligkeit ausspielen und verlor einige Bälle. Doch nach Reus' überragender Vorlage bewies er seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor und schob sicher zum 3:2 ein (71.).
Note: 2,5
Seine zweitbeste Chance hatte er zuvor vergeben, als er den Ball zu zentral platzierte und Torhüter Kapino halten konnte (8.). Als er im Strafraum zu Fall kam, lag Schiedsrichter Tobias Stieler eher richtig damit weiterspielen zu lassen (31.).
Henrikh Mkhitaryan (ab 70.):
Kam für Kampl. Ohne Note
Matthias Ginter (ab 78.):
Kam für Kagawa. Ohne Note
Adrian Ramos (ab 84..):
Kam für Reus. Ohne Note
1/25
Vor dem 2:2 rückte Sokratis aus der Viererkette heraus, ohne klären zu können, und Marcel Schmelzer ließ sich mit einer simplen Körpertäuschung verladen. Gerade der Grieche Sokratis, der kurzfristig für den grippekranken Hummels in die Mannschaft gerutscht war, leistete sich einige Aussetzer und hatte Glück, dass die erschreckend harmlosen Mainzer daraus kein Kapital schlugen.
Gegen stärkere Gegner wird man sich derlei Aussetzer nicht erlauben dürfen, auch gegen Mainz hatte der Treffer zum 2:2 nur zwei Minuten nach der BVB-Führung das Potenzial zum Stimmungskiller. Aber dann kam ja Reus mit seinem Traumpass.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.