La Manga. . Roman Weidenfeller nutzt die Abwesenheit Mitch Langeraks, um sich den Platz im BVB-Tor zurückzuerobern. Coach Jürgen Klopp gibt den Weltmeister nicht auf.

Die zwischenzeitliche Degradierung hat offenbar schon Spuren hinterlassen. Zumindest im schönen Örtchen San Pedro del Pinatar, wo das Fußball-Stadion ein paar blaue und weiße Sitzschalen hat sowie eine Glasfassade, in der sich der blaue Himmel prächtig spiegelt, kennt man den deutschen Weltmeister Roman Weidenfeller nicht so gut. Dort testeten die Fußballer von Borussia Dortmund am Dienstagnachmittag erstmals in diesem Jahr ihre Form gegen den Schweizer Erstligisten FC Sion – und in der schwarz-gelben Aufstellung tauchte nur ein gewisser Roman Weudenfeller auf.

Gefangen im Abwärtsstrudel

Erstmals seit November stand der Nationaltorwart Nummer zwei gestern wieder in einem Spiel zwischen den Pfosten. Reden mag er über seine Lage nicht viel. Er will Taten sprechen lassen. Denn jetzt bietet sich ihm die Chance, seinen Platz zurückzuerkämpfen. Seine Bilanz gegen Sion: eine Klasseparade, ein Abschlag ins Seitenaus, Dienstschluss nach 45 Minuten.

Mehr als ein Jahrzehnt lang war Weidenfeller unangefochten Dortmunds letzte Instanz, mit den Jahren wurde er abgeklärter, mit den Erfolgen souveräner. Doch der schwarz-gelbe Abwärtsstrudel der laufenden Saison riss auch ihn mit hinab. Vielleicht noch mehr als so manchen Kollegen, weil er gerade die höchsten Höhen des Fußballs erlebt hatte: Mit den Glücksgefühlen einer gewonnenen WM kam er aus Brasilien zurück – und wurde dann überrascht vom trüben Gemütszustand, der von den tiefsten Tiefen der Tabelle verursacht wird.

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Wende gelang mit Langerak nicht

Weidenfeller trug einen ungewohnten Anteil an Fehlern und Unsicherheiten zum Absturz bei. Trainer Jürgen Klopp entschied, den 34-Jährigen auf die Bank zu setzen und Mitch Langerak, jung, Australier, Surfer-Lächeln, zu vertrauen. Die Wende zum Guten gelang aber auch mit ihm nicht. Nun weilt er wohl bis Ende Januar mit dem Nationalteam aus Down Under beim Asien-Cup, sitzt dort auf der Bank – und Weidenfeller ist vorerst zurück im BVB-Tor.

„Kämpfe mit Leidenschaft, siege mit Stolz, verliere mit Respekt, aber gib niemals auf.“ Weidenfeller mag diesen Spruch, vor ein paar Tagen hat er ihn benutzt. Die kurzfristige Niederlage gegen Langerak schmerzte ihn, aber er behielt die Nerven, gab dem Kollegen vor seinen Spielen Tipps, baute ihn auf. „Persönliche Befindlichkeiten haben in unserer Situationen keinen Platz, es geht nur um den BVB“, befiehlt Klopp in der Krise. Weidenfeller bestand bislang den Charaktertest. „Er hat sich in den drei Wochen überragend verhalten“, lobt Klopp, „manchmal kann man Gewinner sein, wenn man nicht spielt. Jetzt hat er die Chance, das für sich zu nutzen. Nicht im Kampf um die eins, sondern im Kampf um eine gute Form, um der Mannschaft helfen zu können.“

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Flucht kommt nicht infrage

Weidenfellers Vertrag beim BVB läuft bis 2016. Seiner Tätigkeit müde scheint er noch längst nicht zu sein, sein Glück bei einem anderen Verein zu suchen, würde ihm so ohne weiteres wohl nicht einfallen. Aber zurück ins Tor, in sein Tor, will er natürlich. „Es war ein lehrreiches Jahr“, sagt Weidenfeller über 2014. Im neuen Jahr will Weidenfeller im Abstiegskampf helfen: mit Paraden, mit Erfahrung.

Und es klingt ein wenig so, als habe er gute Aussichten, wieder im Tor zu stehen. „Ich habe nie Zweifel daran gelassen, dass ich von seinen Fähigkeiten überzeugt bin“, sagt Klopp, „wir werden irgendwann eine Entscheidung treffen und danach ganz bestimmt nicht Woche für Woche irgendwelche Torwartdiskussionen aufkommen lassen.“ Weidenfeller hofft, dass er seinen Vorteil nutzen kann. Damit man ihn bald auch an entlegeneren Orten wieder besser kennt.