Essen. Virtuelle Glanzparaden, nachtretende (Ex)-Schalker, ein Bezirksligist, der nach Reus greift. In den sozialen Netzwerken gab es 2014 viel zu lachen.
Nicht nur die Temperaturen, auch die Kalenderblätter fallen: 2014 neigt sich seinem Ende entgegen. Mit der Winterolympiade und der Fußball-Weltmeisterschaft war es gewiss ein bewegtes Jahr im Sport. Doch auch abseits vom russischen Schnee und brasilianischen Rasen spielte sich so einiges ab - und zwar in den sozialen Medien. Schnelles Kommunizieren und Interagieren - dieser Vorteil der Plattformen Facebook, Twitter und Co. ist schon lange in der Welt des Sports angekommen. Ob lustig, skurril oder total daneben: Hier sind die Social-Media-Sporthighlights des Jahres 2014.
#sochifails
Auf den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi lagen alle Augen im Februar. Neben Skiabfahrt, Eishockey und Biathlon stand aber noch etwas anderes im Fokus der Social-Media Nutzer: Die Athleten, Journalisten und Touristen, die im oder rund um den Austragungsort untergebracht waren, sahen sich zunehmend mit zugegeben etwas seltsamen Zimmereinrichtungen und -Umständen konfrontiert, da die Unterkünfte anscheinend in relativ kurzer Zeit für den Betrieb gebaut oder aufbereitet wurden. Und es passierte, was so oft passiert, wenn man Sachen schnell macht: Fehler. Auch bei der Eröffnungsfeier lief nicht alles rund. Gesammelt wurde das alles bei Facebook und Twitter unter dem Hashtag #sochifails.
Der amerikanische Bobfahrer Johnny Quinn kam nicht mehr aus seinem Badezimmer und musste sich mit Gewalt behelfen:
Diese Journalisten können einem schon fast leid tun, denn 28 Grad und Sonnenschein waren es in Sotschi nun wirklich sehr selten:
Wie war das? Ein Ring für jeden Kontinent?
Das Leitungswasser in einem dezenten Abwasser-gelb:
Nicht nur aufgrund des Wassers, das aus ihr kommt, wirkt diese Dusche eher weniger einladend:
#thingstimhowardcouldsave
Sommer 2014, das heißt Fußball Weltmeisterschaft. Alle Internetplattformen waren nur so überfüllt mit Material aus Brasilien. Für ganz besondere Aufregung sorgte der Keeper der im Achtelfinale gegen Belgien ausgeschiedenen Amerikaner Tim Howard. Durch zahlreiche Glanz-Paraden entstand ein Kult um den Torwart vom englischen Erstligisten FC Everton, der bis heute anhält. Ähnlich wie nach dem Kopfstoß von Zinedine Zidane 2006 wurde Howard durch Fotomontage gekonnt in Szene gesetzt. #thingstimhowardcouldsave heißt der Hashtag rund um den Nationaltorhüter der USA. Hier ein paar amüsante Beispiele:
WM-Selfies
Doch das wirkliche Highlight der WM war natürlich der Sieg von Jogis Jungs! Deutschland ist Fußball-Weltmeister - nach 24 Jahren wieder! Festgehalten wurden diese bedeutenden Momente nach dem Finale gegen Argentinien von den Nationalspielern selbst - mit Selfies.
Schweini und Poldi machten vor Glück direkt mal ein Bild auf dem Platz:
Nach dem Sieg feierte die Nationalmannschaft zusammen mit Präsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel ausgelassen in der Kabine:
Und später noch mit Deutschland-Fan Nummer eins, Rihanna:
Barnetta feuert Gladbach an/ Reus bald in Winsen?
Barnetta feuert Gladbach an
Twitter und Facebook haben gewiss viele Vorteile, aber leider auch einen ganz großen Nachtteil, besonders für Personen, die in der Öffentlichkeit stehen: Schnellschüsse und Posts, die man nachher bereut, kann man zwar löschen, dennoch haben in wenigen Minuten Tausende den Fehltritt gesehen und gescreenshotet. Das musste auch Schalke-Profi Tranquillo Barnetta schmerzlich feststellen. Nach der 1:4 Niederlage der Gelsenkirchener gegen Borussia Mönchengladbach, die der Schweizer nur von der Bank aus beobachtete, durften Fans den Unmut des Spielers bei Facebook spüren:
Das Resultat: Ein Shitstorm prasselte auf den Mittelfeldspieler ein.
Auf Facebook bezog Barnetta dann Stellung. Ein Freund betreue die sozialen Medien für den Kicker, er selbst habe die Anfeuerung für den Gegner nicht gepostet:
Seinen Twitteraccount löschte Barnetta im Anschluss.
Reus bald in Winsen?
Alle buhlen um Borussia Dortmunds Marco Reus. Chelsea, Barcelona, Bayern, Real und der TSV Winsen. Zugegeben, dass europäische Topclubs ihr Interesse an dem Nationalspieler äußern - nicht wirklich überraschend. Der Bezirksligist TSV Winsen hingegen wurde über Nacht zum Twitter-Phänomen. Denn wenn Reus gekonnt nichtssagend auf die Transfergerüchte antwortet, dann darf ja auch eine unterklassige Mannschaft mal mit einem Augenzwinkern ein Angebot machen.
Und wer so offen zeigt, dass man um den BVB-Star wirbt, der muss auch komplett mit offenen Karten spielen:
Dass Reus wirklich nach Niedersachsen wechseln könnte, hat wohl niemand für bare Münze genommen. Doch einen Namen hat sich der TSV mit seinen Angeboten allemal gemacht.
Der DFB und der unechte Steven Gerrard/Jones gegen Heldt
Nostalgische Gefühle zum Wunder von Rio. So hätte ein billiger Werbeslogan zum Film "Die Mannschaft" klingen können. Denn darum ging's. Im offiziellen Fifa-Film zu Deutschlands Sieg bei der Fußball-WM sollte das ganze Land Einblicke in das sowohl sportliche, als auch private Gewinner-Konzept von Jogi Löw und seinen Jungs bekommen. Der Trailer kam im November, mit einem rührenden Zitat von Steven Gerrard:
Wie man schon dem Tweet des Users entnehmen kann: Das Zitat stammt von ihm. Das ist aber nicht wirklich Steven Gerrard, sondern ein 18-Jähriger Engländer, der eine Liverpool-Fanseite auf Twitter betreibt. Der DFB fiel also auf einen Fakeaccount rein. Glück im Unglück: Das Zitat kommt nur im Trailer vor, nicht aber im wirklichen Film.
Jones gegen Heldt
Ist es eine königsblaue Krankheit, dass man als Spieler auf Twitter gegen seinen (Ex-)Verein wettert? Nach Barnetta schießt nämlich auch der ehemalige Bundesliga-Profi Jermaine Jones gegen Schalke, besser gesagt gegen einen Schalker, nämlich gegen Manager Horst Heldt. Nach der 0:5 Klatsche gegen Chelsea postet der amerikanische Nationalspieler:
Kurz darauf löscht er zwar den Tweet, die angespannte Stimmung bleibt. Heldt ließ sich nicht zu einer Schlammschlacht mit dem 33-Jährigen hinreißen und kommentierte nur: "Viele kennen die Zeit von Jermaine Jones, als er auf Schalke gespielt hat. Er stand bei jedem Trainer kurz vor dem Rausschmiss."
Rot-Weiß Essen beantragt vorzeitiges Saisonende
Unfassbar: Rot-Weiß Essen als Tabellenführer und dann sogar noch Herbstmeister. So etwas haben die RWE-Anhänger lange nicht mehr erlebt. Und die Akteure des Vereins erst recht nicht. Wie sagt man? Man soll aufhören, wenn's am schönsten ist. Deswegen beantragt Rot-Weiß Essen glatt das vorzeitige Saisonende. Antrag wurde aber leider abgelehnt. Man dürfe den Fans ja nicht die Chance auf stimmungsvolle Heim- und Auswärtsspiele nehmen.
Tim Wieses Transformation
Erst Werder- und Nationaltorwart, dann in die Trainingsgruppe Zwei verbannt: Tim Wiese durfte nach seinem Wechsel zu Hoffenheim schon länger nicht mehr zwischen den Bundesliga-Pfosten stehen. Sein Vertrag läuft allerdings noch bis 2016 und so bekommt Wiese weiter volles Gehalt. Was tut ein Tim Wiese also mit viel Geld und viel Zeit? Ins Fitnessstudio gehen. Lange Zeit war es ruhig um den Keeper mit den bunten Trikots, bis im Juni ein Bild auf Twitter kursierte, auf dem sich der ehemalige Profi als Muskelberg präsentiert. Und schon wurde aus dem offiziellen WM-Hashtag "#bereitwienie" kurzum die Tim Wiese Version "breitwienie". Die Twitter-Communitiy diskutiert Wieses Muskelmasse.
#weihnachtsfußballer
Es weihnachtet auch in der großen weiten Fußballwelt. Geniale Wortspiele - Mehr muss man zu dem Twittertrend "#weihnachtsfussballer" nicht sagen. Viel Spaß.
#reusgate #rollsreus
BVB-Star Marco Reus macht auch kurz vor dem Jahreswechsel noch Schlagzeilen. Die sind aber leider nicht sportlicher Natur. Denn es wurde bekannt, dass der Dortmunder Mittelfeldspieler nachweislich vier Jahre lang ohne Fahrerlaubnis Auto fuhr. Der Gipfel: Reus soll bei einer Polizeikontrolle einen gefälschten niederländischen Führerschein gezeigt haben. Aus der Online-Welt erntet der 25-Jährige Spott. Einem Wechsel zum TSV Winsen sollte der Fehltritt dennoch nicht im Wege stehen: