Essen. Was ist Glück? Und wo und wie ist es zu finden? Arthur Schopenhauer gilt als Pessimist und Menschenfeind schlechthin. Entsprechend minimalistisch fällt seine Glücksdefinition aus. Das Beste, was ein Mensch seiner Auffassung nach erreichen kann, liegt in der Abwesenheit von Schmerz und Langeweile, so der berühmte Grantler unter den Philosophen des 19. Jahrhunderts.
Das kann es aber nicht gewesen sein! Wer mehr vom Leben erwartet, hält Glück oder vielleicht sogar Glückseligkeit für einen geistigen oder emotionalen Zustand des Wohlbefindens. Verantwortlich dafür sind positive und angenehme Gefühle, die von Zufriedenheit bis zu überschwänglicher Freude reichen. Im Deutschen verstehen wir unter Glück allerdings auch den glücklichen Zufall und sprechen etwa vom Lottoglück bei einem getippten „Sechser“. Im Englischen unterscheidet man hier mit den Begriffen „lucky“ und „happy“ den Zufall von der Seligkeit. Doch kann das eine zum anderen führen, wie sicherlich viele Lotteriegewinner bestätigen werden.
Eine Vielzahl biologischer, psychologischer, religiöser und philosophischer Ansätze versucht sich dem Phänomen Glück anzunähern, seine Ursprünge herauszufinden und seine Quellen zu lokalisieren. Philosophen und religiöse Denker definieren Glück oft im Sinne von „ein gutes Leben führen“ oder „sich entwickeln“, „aufblühen“. Das geht über das kurzlebige Empfinden eines Gefühls weit hinaus, beschreibt vielmehr einen Prozess, der mit ethischen Fragen verbunden sein kann.
Hedonismus im Hier und Jetzt
Manchmal wird grundsätzlich zwischen zwei Herangehensweisen unterschieden, die aus dem alten Griechenland stammen: der hedonistischen und der eudaimonischen. Im Hedonismus geht es um die Ansammlung von angenehmen Empfindungen und die Vermeidung von Unangenehmem und Schmerz. Man könnte auch abgekürzt vom Lustprinzip sprechen. Die Tradition der Eudaimonie betont dagegen die Bedeutung eines moralisch guten und tugendhaften Lebens als nachhaltig befriedigend.
Der Hedonist denkt also eher kurzfristig und fragt sich: Wie glücklich bin ich jetzt? Der eudaimonische Weg verfolgt den Ansatz, lieber ein insgesamt geglücktes Leben zu führen. Dem Hedonismus kann man jedoch positiv attestieren, dass es ihm um ein Leben im Hier und Jetzt geht. Jederzeit praktisch anwendbar, vermeidet er eine theoretische Überhöhung.
Glücksindex in Bhutan
Es bleibt festzustellen, beim Thema Glück handelt es sich um ein eher verschwommenes Konzept, das für viele Menschen die unterschiedlichsten Bedeutungen haben kann. Eine Wissenschaft vom Glück müsste die unterschiedlichen Glücksentwürfe erfassen und in ihre Bestandteile zerlegen, um sie zu analysieren und zu vergleichen.
Unbestritten kommt dem Glück für die menschliche Existenz, die „condition humaine“, fundamentale Bedeutung zu. Die amerikanische Verfassung ging schon 1776 so weit, das Streben nach Glück („pursuit of happiness“) in den Rang eines unveräußerlichen Grundrechts zu erheben. Das buddhistische Himalaya-Königreich Bhutan erfasst sogar einen Glücksindex seiner Bürger und betrachtet sich als mitverantwortlich für das Glück seiner Einwohner. So weit würde man in den USA nicht gehen, wo eher jeder für sich selbst seines Glückes Schmied ist. Die Vereinten Nationen erklärten schließlich auf Initiative Bhutans den 20. März zum internationalen Tag des Glücks, um die Bedeutung von Glück und Wohlbefinden als universale menschliche Ziele zu betonen.