Sodeto. Das spanische Örtchen Sodeto räumte 2011 den Jackpot ab, hat sich seitdem aber kein bisschen verändert. Ein Ortsbesuch.
Auf den ersten Blick wirkt der verschlafene Ort Sodeto in der nordspanischen Region Aragón wie jedes andere kleine Dorf: Eine gewöhnliche Ansammlung bescheidener Natursteinhäuser und etliche Stallgebäude. Doch auf den zweiten Blick ist Sodeto anders. Ein Blick durch die Wohnzimmerfenster zeigt edle Küchen und moderne Flachbildschirme. Um den unerwarteten Wohlstand in dem 240-Seelen-Örtchen zu verstehen, muss man zwei Jahre zurückblicken, zur spanischen Weihnachtslotterie 2011. Damals gewann Sodeto bei der vorweihnachtlichen Auslosung einen Anteil des Hauptgewinns: 120 Millionen Euro flossen in das Örtchen.
Die Weihnachtslotterie „La Lotería de Navidad“ hat in Spanien eine 200 Jahre währende Tradition. Zu Weihnachten werden Gewinne im Gesamtwert von annähernd einer Milliarde Euro ausgeschüttet. Als Hauptgewinn, der in Spanien auch „El Gordo“ (Der Dicke) genannt wird, winkten 2011 für die richtige Gewinnzahl unglaubliche 720 Millionen Euro.
Das Vorgehen bei der Weihnachtslotterie ist allerdings sehr kompliziert: Anstatt unabhängig voneinander einzelne Zahlen zu tippen, können Spielteilnehmer bei der spanischen Weihnachtslotterie ganze Zahlen beziehungsweise Zahlenkombinationen kaufen. Weil der Kauf einer ganzen Zahl sehr teuer ist, erwerben meist örtliche Organisationen bestimmte Blöcke an Lotteriescheinen. Diese Blöcke werden wiederum in einzelne Anteile aufgeteilt, die jeweils für sechs Euro von Lotteriespielern erworben werden können.
Dokumentarfilm über Lotteriegewinn gedreht
Der Hausfrauenverein in Sodeto hatte für die Gewinnzahl 58268 insgesamt 1200 dieser Anteile erworben und an die Einwohner weiterverkauft. Als bei der Auslosung am 22. Dezember 2011 eben diese Gewinnzahl gezogen wurde, war der Ort Sodeto mit einem Schlag um 120 Millionen Euro reicher. Genauso waren fast alle Einwohner plötzlich wohlhabend, denn selbst ein einzelner Anteil war schon 100.000 Euro wert. Die Gewinner konnten ihr Glück zuerst kaum fassen, eine riesige Jubelfeier auf dem Dorfplatz folgte. Nur ein Bewohner hatte im Voraus kein Los erworben – weil er zu weit außerhalb wohnte, kam der Hausfrauenverein nie bis zur Tür des griechischen Dokumentarfilmers Costis Mitsotakis.
Und doch konnte Mitsotakis an dem Glück des ganzen Ortes teilhaben. Er drehte einen Dokumentarfilm über den Lotteriegewinn. Dabei stellte sich schnell heraus, dass sich in Sodeto nach dem plötzlichen Wohlstand kaum etwas geändert hatte – trotz Presseaufgebot und regem Interesse von Bankern und Handelsvertretern. Viele Einwohner Sodetos ließen zwar ihre Häuser renovieren, aber keiner hat mit dem gewonnen Geld seinen Job aufgegeben oder gar das Dorf verlassen. Für die Einwohnerin Herminia Gayán stellte sich die Frage nach einem Umzug gar nicht erst: „Wohin sollte ich denn gehen? Wir haben doch alle gemeinsam gewonnen.“