Essen. Angenommen, Sie gewinnen 10 Millionen Euro im Lotto – gehen Sie weiter arbeiten oder nicht? Diese Frage haben sich wahrscheinlich schon viele Lottospieler einmal gestellt. Erstaunlich: Nur rund ein Viertel würde die Arbeit bei einem Millionengewinn tatsächlich hinschmeißen.

Vor einiger Zeit hat Westlotto in einer forsa-Studie untersucht, wie Menschen auf einen 10-Millionen-Euro-Lottogewinn reagieren würden. Erstaunlich waren die Ergebnisse hinsichtlich der beruflichen Zukunftspläne: Nur etwas mehr als ein Viertel der Befragten würde bei diesem Gewinn die Arbeit hinschmeißen. Gewisse Unterschiede zeigte die Studie vor allem hinsichtlich Geschlecht, Familienstand, Alter und regionaler Zugehörigkeit. So würden mehr Ost- als Westdeutsche die Arbeit aufgeben. Männer würden tendenziell eher den Job hinschmeißen als Frauen. Singles könnten sich den Ausstieg aus dem Berufsleben häufiger vorstellen als Menschen mit Familie. Je älter die Befragten waren, desto intensiver war der Wunsch ausgeprägt, nicht mehr arbeiten zu müssen. Jüngere Großgewinner würden dagegen nur selten kündigen. Keine nennenswerte Bedeutung hatte übrigens das Einkommen für die Entscheidung, weiter arbeiten zu wollen oder nicht.

Im internationalen Vergleich kann man sehen, dass nicht nur die Deutschen so bodenständig denken. Denn auch die meisten US-Amerikaner würden ihren Job nicht aufgeben, wenn sie mehrere Millionen durch einen Lottogewinn erhielten. Laut einer Umfrage des amerikanischen Marktforschungsinstituts Gallup würden rund zwei Drittel (68%) der US-Bürger weiter arbeiten, auch wenn sie 10 Millionen Dollar im Lotto gewinnen würden. Als Erklärung wird gemutmaßt, dass die Arbeitnehmer heute mehr Anerkennung für den Wert ihres Jobs haben. Die Selbst-Identität, die sie aus ihrer Tätigkeit beziehen, spielt offensichtlich eine große Rolle, den Job weiter ausüben zu wollen.

Geld nicht als alleiniger Glücksbringer

Das schweizerische Newsportal „20 Minuten“ hat sich ebenfalls bei seinen Lesern umgehört und wollte herausfinden, ob die Menschen glauben, mit einem Geldgewinn glücklicher zu sein. Auch hier zeigte sich: Geld wird nicht als alleiniger Glücksbringer betrachtet. So schreibt ein Leser namens „Sinnsucher“ in seinem Kommentar, dass Geld kein Ersatz für den Sinn im Leben sei, nur die Suche danach wäre mit Millionen auf der hohen Kante sicherlich entspannter. Das sieht Leser „William Wallace“ ähnlich, denn seiner Meinung nach macht Geld glücklich, wenn man es aus der Sicht der Freiheit betrachtet. Denn heutzutage sei man nur wirklich frei, wenn man Geld übrig hat.

Und auch im Schweizer Portal zeigt sich wieder der Wunsch nach weniger Veränderung als vermutet. Laut Abstimmung würden bei dieser Umfrage nur 13 Prozent das Lottogeld gleich verprassen. Die meisten postulieren, sie würden mit einem Traumgewinn sparsam umgehen. So schreiben einige Leser:„Ich würde mein Leben ganz normal weiterleben und weiterhin zur Arbeit gehen.“ User Hans U. ist sogar schon dabei, dies in die Tat umzusetzen: Mit seinem Lotto-Gewinn gehe er achtsam um. „Ich lebe mein Leben genauso wie vorher, gehe zur Arbeit und würde das auch bei 115 Millionen tun. Entscheidend ist, dass ich nicht total sinnlos Geld ausgebe, sondern es gut anlege.“

Viele wollen nicht auf die Arbeitsstelle verzichten

Offensichtlich geht es den Menschen bei der Teilnahme an einer Lotterie nicht in erster Linie darum, sich nach dem großen Gewinn dem süßen Nichtstun zu widmen. Auf die Arbeitsstelle und das ganze berufliche Umfeld wollen viele nicht verzichten, auch wenn sie es eigentlich nicht mehr nötig hätten. So wird doch gerade den Deutschen nachgesagt: „Die meisten Menschen arbeiten, um zu leben. Die Deutschen aber leben, um zu arbeiten“. Offensichtlich trifft dies auch auf andere Nationen zu.