Iserlohn. Nach 30 Jahren Leerstand kommt Leben in das Bürgerhaus. Es ist nun das Zuhause von Bastian Wagner. Finanzielle Unterstützung gab's von Stiftungen.
Es klingt schon fast nach einem kleinen Wunder: Aus dem einst zum Abriss gekennzeichneten Haus in den ältesten Mauern Iserlohns ist ein besonderes Schmuckstück mitten im Herzen der Stadt entstanden – das „Haus der kleinen Leute“. Das Gebäude mit einer 20 Quadratmeter kleinen Grund- und einer 36 Quadratmeter kleinen Wohnfläche stand 30 Jahre lang leer, bis der verstorbene, ehemalige Vorstandsvorsitzende Peter Treudt vom Verein „Iserlohn-denkMal“ das Haus bei einer Zwangsversteigerung im Jahr 2015 erwarb. Der Grund: Das Bürgerhaus war und ist baugeschichtlich hochinteressant und aus Sicht von Denkmalpflegern äußert wertvoll. „Zudem hat es eine große Bedeutung für unsere Stadt und die Stadtentwicklung“, berichtet Holger Lüders, erster Vorsitzender des Vereins. „Mit dem Erwerb haben wir uns außerdem für den Denkmalschutz in unserer Heimatstadt engagiert.“
Das Besondere an dem Gebäude: Es ist das älteste bürgerlich erhaltene Haus der Stadt (anno 1712) und steht zwischen der inneren und äußeren Stadtmauer. Aus diesem Grund ist es bei vielen Iserlohnern auch unter „Mauerhaus“ bekannt.
Finanzielle Unterstützung
Als neue Eigentümer entwickelte „Iserlohn-denkMal“ dann ein Konzept zur Restaurierung, die Anfang 2016 erst mit eigenen Mitteln und im Sommer des gleichen Jahres dann mit Preis- und Fördergeldern fortgesetzt wurde. Finanziell waren hier unter anderem die NRW-Stiftung, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die „Stiftung Kleines Bürgerhaus“ sowie die Stadt Iserlohn beteiligt. Die Liste der Ausbesserungsmaßnahmen war lang. Decken und Böden, Fenster, Türen, Wasser-, Elektro-, Sanitäranlagen sowie die Außen- und Innenwände bedürften einer Generalüberholung – Dauer: 36 Monate.
Ende Oktober 2018 sollen die Ausbauarbeiten endgültig abgeschlossen sein. Dann kann auch Student Bastian Wagner endlich einziehen. Er wird im Rahmen seiner dualen Ausbildung bei der AWO für zwei Jahre lang im „Haus der kleinen Leute“ wohnen und den ältesten Mauern der Stadt wieder neues Leben einhauchen. Im Gegenzug soll der junge Mann aus Oberbayern dabei helfen, die Geschichte des Hauses und die soziale Situation der Vorbewohner aufzuarbeiten. „Er hat eine Unterkunft für seine Studien- und Ausbildungszeit in Iserlohn gesucht und wir einen Mieter. So ist daraus eine perfekte Win-win-Situation für beide Seiten entstanden.“
Zugang für die Öffentlichkeit
Die Sanierungsarbeiten am Südengraben ließen viele Leute aufmerksam werden. „Normalerweise ist es hier eher ruhig und wirkt manchmal etwas ausgestorben. Aber das Projekt hat dann doch den einen oder anderen Anwohner neugierig gemacht. So kamen wir schnell mit der Nachbarschaft ins Gespräch“, berichtet Lüders. „Viele konnten uns bereits Informationen zu vergangenen Mietern, aber auch über das Haus erzählen.“ Zum Beispiel soll die Kammer unter dem Dach als Kostengängerkammer gedient haben – und das noch bis in die 60er Jahre hinein. Einige Passanten kannten sogar die letzte Vormieterin des kleinen Hauses. Sie soll 70 Jahre dort gelebt haben – teilweise sogar mit bis zu sieben Personen gleichzeitig.
Da wird es für den Studenten im Einpersonenhaushalt etwas komfortabler. Wohnen und schlafen wird er in der ersten Etage des Gebäudes. Eine kleine Küche sowie ein Bad befinden sich im Erdgeschoss. Ebenso ein kleiner Dokumentationsraum. „Hier sammeln wir alles, was wir zur Geschichte des Gebäudes und seiner Bewohner erforschen konnten“, so Lüders. „Es soll ein wachsendes Archiv werden, zu dem auch die Öffentlichkeit Zutritt haben wird.“ Diesen Zutritt gibt es dann im Zusammenhang mit einer Städteführung. Geplant sind zunächst zehn Termine – die natürlich auch mit dem Mieter abgestimmt werden müssen.
Bei der Restaurierung wurden ebenfalls Baudetails wie Reste der alten Stadtmauer oder Putzflächen freigelegt, die für Besucher nun auch zugänglich sind.
>>> Erhalt von Kulturgütern
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Dombauvereine sowie die NRW-Stiftung setzen sich dafür ein, historische Bauwerke und wertvolle Kulturgüter zu erhalten. Allein in NRW sind das jedes Jahr rund 5 000 Bauwerke, die vor dem Zerfall gerettet werden. Die Chance ist also hoch, dass sich auch in Ihrer Nähe ein Schloss, eine Brücke oder ein Karussell findet, das mithilfe von Lotteriegeldern saniert wurde. In dem konkreten Sanierungsfall des „Kleinen Bürgerhauses“ bezuschusste die NRW-Stiftung den Verein „Iserlohn denkMal“ mit rund 65 000 Euro. Weitere Informationen gibt es im Internet auf: www.westlotto.de und auf www.nrw-stiftung-de.