Essen. Die Sportler des Flaggschiffs des deutschen Ruderverbands trainieren in der Vorbereitung auf die olympischen Spiele bis zu drei Mal pro Tag.
Sie sitzen alle in einem Boot, kämpfen Schlag für Schlag für ihren Traum von Gold: „Olympia ist das Größte, was man als Sportler erreichen kann“, sagt Malte Jakschik, Ruderer im Deutschlandachter. „Ich werde jede Sekunde genießen.“ 2000 Meter auf dem Wasser trennen ihn und seine Mannschaftskollegen noch vom ersehnten Ziel. Für Jakschik ist es das vielleicht wichtigste Rennen seiner jungen Karriere. Als Souvenir aus Brasilien will er die Goldmedaille mit nach Hause bringen.
Knapp fünfeinhalb Minuten in Rio entscheiden darüber, ob sich die monatelange Arbeit gelohnt hat. Die Sportler des Flaggschiffs des deutschen Ruderverbands trainieren in der Vorbereitung bis zu drei Mal pro Tag. „Nach den harten Einheiten ist man einfach platt. Außer Essen und Schlafen passiert da nicht mehr viel“, sagt Jakschik.
Alles ist dem Traum vom olympischen Gold untergeordnet. Auf dem Wasser müssen die Männer des Deutschlandachters eine Einheit sein. Jakschik: „Das Ziel ist es, den Schlag so synchron wie möglich zu setzen um möglichst schnell über das Wasser zu gleiten.“
Vom Steuermann zum Verzahner
Die Karriere des Dortmunders hat kräftig Fahrt aufgenommen. Mit elf Jahren machte er auf Empfehlung seines Vaters in den Ferien einen Schnupperkurs beim Ruderverein Rauxel. Wenn man den 1,94 Meter großen und 93 Kilo schweren Hünen heute sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass er mal als Steuermann angefangen hat. „Es stimmt“, sagt Jakschik. „Ich war früher relativ schmächtig und habe ganz vorne im Boot gesessen. Dann bin ich aber relativ schnell gewachsen und musste die Position wechseln.“
Eine gute Entscheidung – für Jakschik selbst und den Deutschlandachter. Als sogenannter „Verzahner“ sitzt er auf Platz zwei im Boot und sorgt dafür, dass es nicht in Schieflage gerät. Mit 23 Jahren ist er eine feste Größe im Vorzeigeboot des Verbandes, entschied die internen Ausscheidungsrunden für sich.
Bei zwei Weltmeisterschaften ist Jakschik schon mitgerudert. Den Platz ganz oben auf dem Treppchen mussten die Deutschen da aber jeweils den Briten überlassen. Die sind auch bei Olympia der größte Konkurrent. Als eingeschworenes Team wollen Jakschik und seine Teamkollegen dagegenhalten. „Die Mannschaft macht’s“ so der Deutschlandachter in der Kampagne „Das habe ich beim Sport gelernt“ des Landessportbundes NRW in Kooperation mit Westlotto.
Goldmedaille schönste Belohnung
Jakschiks Trainingsstützpunkt ist Dortmund. Dort lebt er auch mit seiner Freundin Sara Davids, die ebenfalls rudert. „Sie ist eine große Unterstützung für mich“, sagt Jakschik. „Dadurch dass sie selbst auch viel trainiert, hat sie großes Verständnis dafür, dass ich so oft unterwegs bin.“ Die nächste längere Reise führt Jakschik nach Brasilien.
Wenn Jakschik nicht auf dem Wasser oder im Kraftraum ist, findet man ihn an der Uni. In Bochum studiert der gebürtige Bonner Maschinenbau. „Studium und Sport lassen sich ganz gut kombinieren“, so Jakschik. „Das eine macht den Kopf für das andere frei und umgekehrt.“ Für die Olympischen Spiele hat er das Lern-Pensum in diesem Jahr etwas zurückgeschraubt. 2017 will er seinen Bachelor machen. Denn Jakschik weiß: Allein vom Rudern wird er nicht leben können. Auch wenn er vom Landessportbund und der Sportstiftung NRW unterstützt wird. Jakschik: „Diese Hilfe ist sehr wichtig für mich. Ohne die Unterstützung könnte ich meinen Sport nicht in diesem Umfang ausüben.“
Zwischen 210 und 240 Schläge brauchen die Männer vom Start bis zum Ziel. Mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von 23 km/h gleitet der Deutschlandachter durchs Wasser. Bei jedem Schlag bringt jeder der acht Ruderer eine Zugkraft von bis zu 100 Kilogramm auf. Die letzten Meter tun richtig weh. Der Puls schnellt nach oben, die Beine brennen, die Luft wird dünner. Doch wenn am Ende die Goldmedaille um den Hals baumelt, sind alle Schmerzen vergessen.