Essen. Schwitzen statt sitzen: Der “Hilfsverein Dortmund“ vermittelt gemeinnützige Arbeit – und wird durch Westlotto-Fördergelder unterstützt.
Der Fachausdruck „Vermeidung von Ersatzfreiheitsstrafen“ klingt ziemlich trocken. Doch es steckt meist eine Geschichte dahinter, die gar nicht trocken ist, sondern eher aufregend und womöglich für den Betroffenen mit einer Freiheitsstrafe endet – wäre da nicht die tatkräftige Unterstützung des Dortmunder Hilfsvereins. Dieser gehört zum gemeinnützigen „Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband“ und setzt sich für Menschen ein, die Hilfe benötigen. Umso erfreulicher, dass diese wichtige Arbeit durch Einnahmen von Westlotto, der staatlichen Lotterie Nordrhein-Westfalens, gefördert wird.
Doch eins nach dem anderen: Ladendiebstahl, kleine Betrügereien oder „Schwarzfahren“. Dies sind in der Gerichts-Sprache „minderschwere Delikte“, für die Geldstrafen erhoben werden. Doch was geschieht eigentlich, wenn die entsprechende Person diesen Betrag nicht zahlen kann? Häufig ist dies nämlich der Fall – selbst wenn es nur 30 Tagessätze à zehn Euro sind. Werden diese Geldstrafen nicht bezahlt, muss die sogenannte „Ersatzfreiheitsstrafe“ verbüßt werden. Es geht also ins Gefängnis. Rund 6000 Häftlinge sitzen pro Jahr in den Vollzugsanstalten des Landes, weil sie nicht zahlen konnten.
Maßnahmen zur sozialen Integration
Doch es gibt eine Alternative: Statt der Gefängnisstrafe kann gemeinnützige Arbeit geleistet werden. Eine gute Möglichkeit – schließlich dient diese Maßnahme wiederum dem Wohl anderer Menschen.
Hier kommt der engagierte „Hilfsverein Dortmund“ mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern ins Spiel: Er betreut zwischen 800 und 900 Menschen im Jahr und vermittelt sie für gemeinnützige Aufgaben. Tätigkeiten wie Gartenarbeit, Reinigungsaufgaben oder handwerkliche Arbeiten, Hilfsarbeiten in Sozialstationen, Hausmeisterassistenz oder Botengänge kommen infrage. Dass die verurteilten Menschen anderen helfen und eben nicht eine Freiheitsstrafe verbüßen, hat mehrere Vorteile. Volker Naujoks, Geschäftsführer des Dortmunder Hilfsvereins, berichtet: „Gemeinnützige Arbeit ist eine wichtige Maßnahme zur sozialen Integration der straffällig gewordenen Menschen. Denn wer 'einsitzt', verliert oft seine Arbeit – und dann ist der soziale Abstieg nicht aufzuhalten. Wer aber 'schwitzt' statt 'sitzt', hat die Möglichkeit, seine Strafe durch sinnvolle Tätigkeit und aktives Tun abzuarbeiten. Dies hilft enorm, auf der richtigen Bahn zu bleiben.“
Rund 12.000 Haft-Tage durch gemeinnützige Arbeit ersetzt
Wichtige Maßnahmen also – und viel Arbeit und Verantwortung für den kleinen Verein in Dortmund. Mit genau zwei Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern wird diese große Aufgabe bewältigt. Umso besser, dass der „Hilfsverein Dortmund“, nun Unterstützung von der Glücksspirale erhielt. Neue Büroräume mit entsprechender Ausstattung konnten so finanziert werden. „Ohne diese großzügige Spende hätten wir die erforderlichen Büromöbel nicht anschaffen können. Und auch unser Seminarraum besitzt nun die notwendige Ausstattung und kann für wichtige Präventions-Arbeit genutzt werden“, bedankt sich der Hilfsverein.
Durch die engagierte Arbeit des Vereins wird nicht nur den Menschen direkt geholfen, sondern auch eine immense Kostenersparnis erreicht: „Durch unsere Vermittlung werden im Jahr etwa 12.000 Haft-Tage durch gemeinnützige Arbeit ersetzt – die Kosten für diese Haft-Zeit würden etwa 1,5 Millionen Euro betragen“, ergänzt der engagierte Ehrenamtler. Erfreulicherweise trägt die langjährige Arbeit Früchte: „Im Großraum Dortmund arbeiten wir mittlerweile mit rund 200 gemeinnützigen Einrichtungen zusammen, die uns Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung stellen.“
Der „Hilfsverein Dortmund“ ist eine von zehn Organisationen in Nordrhein-Westfalen, die vom Justizministerium NRW zur „Fachvermittlungsstelle für gemeinnützige Arbeit“ ernannt wurden. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen, die von der Staatsanwaltschaft Dortmund zu einer Geldstrafe verurteilt wurden, diese jedoch nicht zahlen können, in gemeinnützige Arbeitsprojekte zu vermitteln. Als Einrichtung der Wohlfahrtspflege wird der Verein auch mit Geldern von Westlotto unterstützt. Dieser Gedanke des Gemeinwohls wird in NRW tatkräftig umgesetzt: Rund 40 Prozent der Spielerträge fließen an gemeinnützige Organisationen. Das sind eindeutig Gelder für den guten Zweck!