Essen. Das alte Duell geht in eine neue Runde. Während Konami seine Pro Evolution-Spieler noch zum letzten Feinschliff in der Kabine behält, schickt Electronic Arts die Kicker auf den Platz. FIFA 10 ist da.

Wer FIFA 09 kennt, fühlt sich im Nachfolger sofort zu Hause. Denn die Menüs haben sich kaum verändert. Natürlich sind wieder alle wichtigen Ligen der Fußballwelt vertreten und auch Nationalmannschaften warten darauf, auflaufen zu dürfen. Selbst die Holländer sind auf den FIFA-Platz zurückgekehrt. Und ebenso natürlich treten hier alle Kicker unter ihrem richtigen Namen und bei den richtigen Vereinen an. Cristiano Ronaldo stürmt bereits bei Real Madrid, Arjen Robben für den FC Bayern München. Anders als Konami hatte EA schließlich noch nie Probleme mit Lizenzen - von Olli Kahn mal abgesehen. Dafür haben die Programmierer aber nach wie vor Schwierigkeiten mit dem Aussehen der virtuellen Spieler. Während manche ihrem realen Vorbild gleichen wie ein Ei dem anderen, ist bei anderen nur zu erahnen, wer da wohl über den Rasen spurtet.

Realistisch wie nie

Aber wirklich wichtig ist nach wie vor "auffem Platz". Grafisch sind die Unterschiede zur 09er-Version marginal. Das liegt aber in erster Linie daran, dass es am Vorgänger optisch nicht mehr viel zu verbessern gab. Und so wirkt auch FIFA 10 immer wieder wie eine TV-Übertragung.

Screenshot FIFA10
Screenshot FIFA10 © EA

Spielerisch allerdings stößt die 2010er-Version in neue Dimensionen vor. Realistisch wie nie liefern sich die Kicker auf dem Rasen hochklassige Zweikämpfe. Im Laufduell fahren sie die Ellenbogen aus, setzen den ganzen Körper ein, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die größte Neuerung aber ist die 360-Grad-Steuerung. Konnte man seine Spieler in der Vergangenheit „nur” in acht Richtungen bewegen, kann man sie nun genau dahin steuern, wo man will. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten und eine ungeahnte Spieltiefe.

Ballartisten wie Messi können das Leder elegant am Gegner vorbeischieben und hinterherjagen. Stimmt allerdings das Timing nicht, wird ihn ein bulliger Verteidiger mühelos zur Seite schieben.

Grenzenlose Freiheit

Schaltet man die zahlreichen Steuerhilfen, die EA eingebaut hat ab, ist diese neue Freiheit nahezu grenzenlos. Allerdings verzeiht das Spiel dann auch keinen Fehler mehr. Ist ein Pass nicht ganz genau justiert, geht er ins Leere. Wird ein Abwehrecke nicht richtig auf die Reise geschickt, läuft er am Ball vorbei.

Überhaupt passt sich FIFA 10 dem Können der Spieler vor dem Bildschirm hervorragend an. Einsteiger kommen im untersten Schwierigkeitsgrad schnell zu ersten Erfolgen, selbst wenn sie nur die vier Haupttasten und den linken Analogstick halbwegs richtig bedienen. Profis, die mit gelenkigen Fingern die abenteuerlichsten Tastenkombinationen bewältigen, dürfen sich dagegen über so viele Dribblingtricks und Jubelposen wie nie zuvor freuen. Sie können auch für Standard-Situationen eigene Varianten erstellen und üben. Im Spiel genügt dann ein Knopfdruck und das Trainierte wird abgespult.

Screenshot FIFA10
Screenshot FIFA10 © EA

Aber auch ohne menschliche Anweisungen verhalten sich die Kicker intelligenter als beim Vorgänger. Sie laufen sich frei, machen Räume eng und Gassen auf. Sogar die Keeper sind besser geworden. Fehlerfrei sind sie aber immer noch nicht. Schwierigkeiten haben sie vor allem mit Hebern. Und damit, den Ball festzuhalten. Dessen Physik ist auch noch verbesserungswürdig.

Intelligente Kicker

Zwar klebt das Leder nicht mehr am Fuß der Spieler, aber es wirkt etwas zu leicht. Harte Schüsse oder Kopfbälle sind jedenfalls rar. Der Schiri arbeitet ebenfalls nicht immer optimal. Mit der Abseitsregelung steht er weiterhin auf Kriegsfuß und den Kickern manchmal im Weg. Doch das sind Kleinigkeiten, die den Spielspaß kaum trüben.

Zumal FIFA 10 erneut nicht nur die obligatorischen Liga- und Pokalspiele bietet. Echte Neuerungen allerdings auch nicht. Dafür wurden viele Spielmodi überarbeitet oder erweitert. Wieder im Angebot ist die kostenpflichtige „Live Season”, bei der man nach Anmeldung jeden Mittwoch aktualisierte Kader und Formwerte bekommt - inklusive gelber Karten und Verletzungen. Jeder Spieltag lässt sich nachspielen und - Achtung FC Köln-Fans - zumindest virtuell korrigieren.

Im Be-a-Pro-Modus gibt es nun den Virtual-Pro-Modus. Soll heißen: Man kann einen Spieler mit seinem eigenen Antlitz aufhübschen. Dafür muss man nur ein eigenes Foto auf die offizielle Website des Spiels und von dort ins Spiel laden.

Angebote überarbeitet

Wer möchte, kann sich wieder als Manager versuchen und unter anderem um Finanzen und Transfer kümmern. Das ist komplexer als zuvor, aber immer noch weit weg von einem echten Fußballmanager. Schließlich will sich EA nicht selber Konkurrenz machen.

Eine schlechte Nachricht gibt es für Computer-Kicker. Auf dem PC sieht FIFA 10 zwei Klassen schlechter aus als auf der Xbox 360 oder PS3. Besitzer der Next-Generation-Konsolen aber können derzeit kein besseres Fußballspiel bekommen. Pro Evolution Soccer wird sich anstrengen müssen, um das zu ändern.

FIFA 10; Anbieter EA-Sports; alle Systeme; 35 bis 55 Euro