Das Spiel “TV Total Events“ ist eine Ansammlung öder und unfassbar schlecht programmierter Mini-Games zum Vollpreis. Von einem Kauf kann, nein, muss man nur abraten.
Auf einer Asiapfanne durch einen Eiskanal zu donnern, einen Rückwärtssalto vom Fünfmeterbrett zu machen, mit schrottreifen Karren durch den Morast zu rasen - die Teilnahme an all den "TV Total"-Wettkämpfen, die sich ProSieben-Moderator Stefan Raab im Lauf der letzten Jahre ausgedacht hat, erfordert durchaus Mut. Noch mutiger ist es allerdings, ein Wii-Spiel wie "TV Total Events" zu veröffentlichen - und dafür 40 Euro zu verlangen.
Den Bogen überspannt
Blamieren und kassieren: Schon das Spiel zur ProSieben-Show "Schlag den Raab" war eine Ansammlung öder und schlecht programmierter Mini-Games zum Vollpreis. Dennoch konnte der Titel im vergangenen Jahr, wenngleich nur für kurze Zeit, die Nintendo-Kracher "Super Mario Galaxy 2", "New Super Mario Bros. Wii" und "Wii Fit Plus" von Platz eins der Wii-Verkaufscharts verdrängen. Eine weitere Auswertung von Raabs Show-Spektakeln war also abzusehen. Doch mit "TV Total Events" überspannt die ProSiebenSAT.1-Tochter SevenOne Intermedia den Bogen - und zwar gewaltig.
Die virtuelle Aufarbeitung der Dauerwerbesendungen "Wok WM", "Stock Car Crash Challenge", "Turmspringen", "Autoball" sowie des bislang einmaligen "Eisfußball-Pokals" ist derart katastrophal geraten, dass man seine liebe Not hat, das Entsetzen in Worte zu fassen. Grafik und Inhalte darben konsequent auf einem Niveau, das schon vor der Jahrtausendwende schlicht peinlich gewesen wäre. Besonders erschreckend: Eisfußball. Da rutschen vier kleine klobige Männchen spärlich animiert und nahezu unkontrollierbar über eine triste weiße Fläche und versuchen, eine gelbe Pixelkugel in ein rotes Linienkonstrukt zu bugsieren - sofern sie sich nicht gegenseitig von den Füßen holen.
Auch beim Autoball muss das Runde ins Eckige. Nur hat das scheinbar niemand der Künstlichen Intelligenz gesagt. Selbst wenn man seinen als solchen kaum wahrnehmbaren fahrbaren Untersatz einfach irgendwo auf der Spielfläche parkt, hat man gute Chancen, ein Unentschieden zu erreichen - oder sogar zu gewinnen. Der Computergegner versagt komplett vor dem leeren Tor und bugsiert den Ball stattdessen ins eigene Netz. Entscheidet man sich mitzumischen, wird man Zeuge einer Steuerung, bei der das Geradeausfahren zur echten Herausforderung wird.
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Schwierigkeitsgrad aus den Fugen geraten
Apropos: Der Schwierigkeitsgrad von "TV Total Events" ist komplett aus den Fugen geraten. Während man bei der "Stock Car Crash Challenge" selbst in der einfachsten Rennstufe der Konkurrenz kaum hinterherkommt, vermasselt einem beim Synchron-Turmspringen vom Drei-, Fünf- oder Zehnmeterbrett allenfalls ein unzuverlässiger Computerpartner den Sieg. Beim Wok-Event hingegen deklassiert man die Konkurrenz zunächst im Qualifying (Weithüpfen ins Wasserbecken), hat dann aber aufgrund der unpräzisen Neige- und Kippsteuerung enorme Schwierigkeiten im Eiskanal, die eigene Pfanne auf der Ideallinie zu halten.
Zweifelhafter Höhepunkt und von den Machern groß beworben: die Originalstimmen von Stefan Raab und Elton. Den grinsenden Comic-Konterfeis der beiden kommt jedoch selten mehr als ein "Los! Los! Los!" oder "Ja, ja, ja!" über die unbewegten Lippen.
Fazit: Vom "ultimativen Party-Game mit den besten TV Total Events" - so steht's auf der Verpackung - kann, nein, muss man nur abraten. Wer das Spiel angesichts des Namens kauft, ohne einen Blick auf kleinen Bildchen auf der Rückseite zu werfen, der ist selbst schuld und lässt sich vermutlich auch eine Kloschüssel als Füllhorn andrehen.