Essen. Herbstzeit ist Bastelzeit: Keramik selbst bemalen ist derzeit besonders beliebt. Doch wie läuft so ein Kurs ab? Eine Expertin gibt Einblicke.
Wenn es draußen kalt und regnerisch wird, ist das eine gute Zeit, um es sich drinnen so richtig gemütlich zu machen – und kreativ zu werden. Für viele beginnt mit der Herbstzeit auch die Bastelzeit. Ein Hobby liegt dabei besonders im Trend: Keramik bemalen. „Die Menschen sind mit ihren Liebsten zusammen, können ihrer Kreativität freien Lauf lassen und dazu noch entschleunigen“, sagt Sonja Funder.
Die 43-Jährige ist Inhaberin von „Farbrausch Keramik“, einem kleinen Laden in Essen, in dem ihre Gäste seit elf Jahren Keramik bemalen können. Von der Lieblingstasse über die Blumenvase bis hin zur Müslischüssel – Funder hat ein großes Sortiment, aus dem ihre Kundinnen und Kunden wählen können. Sogar Futternäpfe für Hunde können hier bemalt werden. „Und“, die Expertin hebt eine kleine weiße Nikolaus-Figur in die Luft, „hier kann man auch schon mit der Weihnachtsdeko anfangen.“
Noch herrscht in ihrem kleinen Laden „die Ruhe vor dem Sturm“, sagt Sonja Funder. Sie ist allerdings davon überzeugt, dass gleich alle 18 Plätze belegt sein werden. Gerade die Samstage seien oft wochen- bis monatelang im Voraus ausgebucht. Ob Junggesellinnenabschiede, Geburtstage oder Familiennachmittage: Immer mehr Menschen interessieren sich für das Keramikbemalen.
Sogar auf der Social-Media-Plattform TikTok ist es bereits zum großen Trend-Hobby geworden. Dort bemalen sich Paare gegenseitig etwa ihre Lieblingstasse. Auch in Funders Laden trifft man mittlerweile häufig junge Pärchen an. Für die Expertin ist der Grund für den Hype klar: „Keramik bemalen ist wie Yoga, nur ohne Schwitzen.“
„Das Malen ist wie Therapie, nur günstiger“
Sie behält recht. Schon bald ist der Laden rappelvoll. Der kleine Piet etwa ist schon zum dritten Mal hier. Heute ist er mit seiner Mama, seiner Oma und seiner Tante gekommen. „Es ist schön, mit der Familie zusammen zu sein und gemeinsam etwas zu erschaffen“, sagt Mutter Ines.
Nachdem sich alle die Hände gewaschen haben, werden Farben ausgesucht. Diese sind frei von Schadstoffen und wasserlöslich, „also komplett ungiftig“, erklärt die Expertin. Schritt eins: Die Grundierungsfarbe auftragen. Pinselstrich für Pinselstrich. „Das ist der meditative Part. Und gefühlt wie eine Therapie, nur günstiger“, sagt sie scherzhaft.
Ihre Gäste zahlen nur für das jeweilige Produkt, das sie bemalen wollen. Die kleinste Figur kostet knapp sieben Euro, die größte Schale rund 60 Euro. Nachdem die Grundfarbe getrocknet ist, folgt Schritt zwei. „Hier kann man besonders kreativ sein.“ Mit Schablonen, Zahnstochern oder Schwämmchen lässt sich die Keramik nun gestalten. Oder man malt – sofern man nicht allzu perfektionistisch ist – einfach frei Hand.
Das Highlight der Expertin: Die „Blubberblasen-Technik“. Hierbei wird die gewünschte Farbe mit etwas Wasser und Seife angemischt und in einen Plastikbecher gegeben. Dieser wird vor die Keramik gestellt. Mit einem Strohhalm bläst man nun so lange in den Becher, bis die Blubberblasen aus ihm herausquellen – und sich über die Keramik ergießen. „Der Effekt ist toll, weil er die Schale zu einem echten Unikat werden lässt“, sagt Sonja Funder.
Nun ist der kreative Teil abgeschlossen. Damit die Keramik wasserdicht und spülmaschinenfest wird, muss sie noch gebrannt werden. Das übernehmen Sonja Funder und ihr Team. Sie glasieren die Stücke und brennen sie anschließend bei über 1000 Grad im Ofen. Nach etwa zwei bis drei Wochen können die fertigen Unikate dann abgeholt werden.
Aus Sonja Funders Kunden sind zum Teil Freunde geworden. Einige kennt sie schon seit Jahren. Ihr jüngster Gast war unter einem Jahr, ihr ältester 100. Wenn jemand keine passende Begleitung findet, ermutigt sie die Interessierten trotzdem zu kommen. „Hier ist man nie lange allein.“ Denn „Farbrausch Keramik“ sei nicht nur ein Raum zum kreativ sein, sondern auch Ort der Begegnung.
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Info: Zuhause kreativ sein
Kundinnen und Kunden haben auch die Möglichkeit, ihre Keramiken und Farben bei „Farbrausch-Keramik“ auszuwählen und zu Hause zu bemalen. Anschließend werden die bemalten Stücke wieder zurückgebracht und vor Ort gebrannt.