Köln/Gelsenkirchen. Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und go.Rheinland wollen künftig neue S-Bahnen in Rheinland und Ruhrgebiet auf die Schiene bringen. Was sich ändert.

Die S-Bahn im Rheinland soll künftig mit neuen sowie 150 bis 170 Meter langen Fahrzeugen ausgestattet werden. Bis zu 90 neue Fahrzeuge will der Hersteller Alstom Transport Deutschland GmbH auf die Schiene bringen. Auftraggeber ist der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) go.Rheinland und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR).

„Wir haben ein komplett neu konstruiertes Fahrzeug in Auftrag gegeben, das abgestimmt auf die speziellen Bedürfnisse und Anforderungen in unserer Region ist. Damit heben wir die S-Bahn-Flotte auf ein neues Niveau und freuen uns schon heute auf den Einsatz der Alstom-Züge“, sagt go.Rheinland-Geschäftsführer Michael Vogel.

Neu ist auch: Die S-Bahnen sollen in jedem Endwagen über eine Toilette verfügen. Laut dem Hersteller verfügt keine andere S-Bahn mit hochflurigen Fahrzeugen in Deutschland bisher über WCs.

Ein Milliardenauftrag soll für mehr Qualität und stabileren Betrieb bei S-Bahnen sorgen: Alstom baut und wartet künftige Fahrzeuge für die Flotte der S-Bahn im Rheinland und im Ruhrgebiet.
Ein Milliardenauftrag soll für mehr Qualität und stabileren Betrieb bei S-Bahnen sorgen: Alstom baut und wartet künftige Fahrzeuge für die Flotte der S-Bahn im Rheinland und im Ruhrgebiet. © go.Rheinland GmbH | Alstom / Advanced & Creative Design

Die ersten neuen Bahnen sollen ab Mitte 2029 an den Start gehen

Die ersten neuen S-Bahnen sollen ab Mitte 2029 in einem Probebetrieb auf die Strecken im Rheinland und im Ruhrgebiet gehen. Der Auftrag liegt im einstelligen Milliardenbereich.

VRR-Vorstandssprecher Oliver Wittke sagt: „Die neuen Züge werden dazu beitragen, dass wir den Fahrgästen der S-Bahn im Rheinland mehr Qualität und einen stabilen Betrieb anbieten können. Die Fahrgäste profitieren von flexiblen Sitzlandschaften, Kundeninformation der neusten Generation, Toiletten in den Zügen, freiem WLAN und einem verbesserten Mobilfunkempfang. Gemeinsam ist es uns erneut gelungen, die Fahrzeughersteller zu motivieren, instandhaltungsfreundliche und energieeffiziente Fahrzeuge zu konstruieren.“ Zudem solle ein starker Fokus auf der Barrierefreiheit in den Zügen liegen.

Darüber hinaus sollen neben WLAN-Routern und Steckdosen noch weitere Neuerungen entstehen wie:

  • Leistungsfähige Klimaanlage mit umweltfreundlichem Kältemittel für Außentemperaturen von -25 bis zu 45°C
  • Mehrzweckbereiche in jedem Wagen des Zuges mit Stellfläche für Kinderwagen und Fahrräder
  • Rollstuhlbereiche jeweils in den Endwagen
  • Spaltüberbrückung für einen niveaugleichen Einstieg an den jeweils ersten und letzten beiden Einstiegen des Zuges
  • digitale Höranlage über Bluetooth für Hörgeschädigte
  • mobilfunkdurchlässige Außenscheiben

S-Bahn-Netz umfasst etwa die Linie S 6 von Essen nach Köln

Ziel ist es, alle Neufahrzeuge sukzessive bis zum Fahrplanjahr 2033 auf die Schienen zu bringen. Das Netz der S-Bahn im Rheinland umfasst die Linien S 6 von Essen über Düsseldorf bis Köln-Worringen, die (zukünftige) Linie S 10 von Köln-Nippes bis Köln-Dellbrück, die Linie S 11 von Düsseldorf Flughafen über Köln bis Bergisch Gladbach, die Linie S 12 von Horrem/Sindorf bis Au (Sieg), die (zukünftige) Linie S 13 von Troisdorf bis Bonn-Oberkassel, die Linie S 19 von Aachen/Düren bis Au (Sieg), die (zukünftige) Linie S 38 (vormals RB 38) von Bedburg über Horrem nach Köln Messe/Deutz sowie die Linie S 68 von Langenfeld über Düsseldorf nach Wuppertal-Vohwinkel. Für das Fahrplanjahr 2032 sind rund 14,2 Millionen Zugkilometer im Netz der S-Bahn-Linien vorgesehen. Perspektivisch wird mit 20,1 Millionen Zugkilometern pro Jahr geplant. Dafür muss aber an diversen Stellen im Bahnknoten Köln noch die Infrastruktur fertiggestellt werden.

Die Sitzplätze in den neuen S-Bahnen sollen barriererfreier sein, als bisher.
Die Sitzplätze in den neuen S-Bahnen sollen barriererfreier sein, als bisher. © go.Rheinland GmbH | Alstom / Advanced & Creative Design

Im Durchschnitt verbringt ein Fahrgast etwa 25 Minuten pro Fahrt in der S-Bahn hier in der Region. Dahinter verbergen sich laut aber gleichermaßen kurze Fahrten in der Innenstadt und lange Reisen von bis zu einer Stunde Dauer in den ländlichen Raum. Diesen breitgefächerten Anforderungen müssen die neuen Züge gerecht werden, heist es von VRR und go.Rheinland. Bei längeren Strecken brauche es mehr Sitzplätze, während für kürzere Strecken möglichst hohe Kapazitäten in Form von Stehplätzen benötigt werden. Ein Mix aus Modulen, die im Zug angeboten werden, solle „die optimale Schnittmenge“ und „die bestmögliche Flexibilität“ bringen.

Dabei müssen die gesamte Fahrzeugarchitektur und insbesondere die Gestaltung der Türbereiche einen raschen Fahrgastwechsel ermöglichen, der eine grundlegende Voraussetzung für eine hohe Betriebsstabilität darstellt