Essen. In Duisburg will Thyssenkrupp Stahl klimaschonend herstellen. Der Bund fördert das - beim Leserdialog sagte der Minister, warum.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Bedeutung der heimischen Stahlproduktion unterstrichen und Thyssenkrupp Steel als größten Stahlkonzern Deutschlands erneut weitere Hilfen beim Umbau auf eine klimaneutrale Herstellung in Aussicht gestellt. Wenn das Unternehmen sage, dass es nach dem ersten auch den zweiten, dritten oder vierten Hochofen umrüsten wolle, müsse die Politik mitziehen und mitziehen können, sagte der Grünen-Politiker beim WAZ-Leserdialog am Mittwochmittag in Essen. „Das ist das Wort, das Bund und Land gegeben haben, dass das Unternehmen bei dieser anspruchsvollen Transformationsphase unterstützt wird. Der Ball liegt aber im Unternehmen.“
Thyssenkrupp Steel will auf dem Gelände in Duisburg grünen Stahl produzieren und dafür den ersten von vier klimaschädlichen Hochöfen durch eine sogenannte Direktreduktionsanlage ersetzen. Der Bund und das Land NRW wollen das Projekt mit rund zwei Milliarden Euro unterstützen. 1,3 Milliarden kommen aus Berlin. Bislang ist unklar, wie es mit den anderen drei Hochöfen weitergeht.
Kretinsky-Deal: Minister kündigt Redebedarf an
Habeck erinnerte beim Leserdialog an die symbolische Scheckübergabe vor einem Jahr und bezeichnete es als ungewöhnlich, dass damals aus der Belegschaft der Ruf nach Hilfe bei der grünen Transformation laut geworden sei. „Mit dem Förderbescheid war eine ganz große Hoffnung verbunden, das war ein wichtiger Tag für die Belegschaft“, so Habeck beim WAZ-Dialog mit rund 100 Leserinnen und Lesern. Damit einhergingen auch Pflichten: Mit Blick auf den geplanten Einstieg des tschechischen Unternehmers Daniel Kretinsky bei Thyssenkrupp Steel kündigte Habeck Redebedarf an. Es müsse geklärt werden, wie die Finanzierung des Unternehmens sichergestellt ist.
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Unlängst hatte der Grünen-Politiker und Duisburger Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak gewarnt, ohne tragfähiges Finanzierungskonzept für die nächsten Jahre drohe Thyssenkrupp Steel „auf kurz oder lang die Insolvenz“. Das Stahlgeschäft soll mit rund 27.000 Beschäftigten und Werken in NRW aus dem Konzernverbund mit rund 100.000 Beschäftigten herausgelöst werden.
Kritiker der Milliardenförderung wies Habeck beim WAZ-Dialog in die Schranken. Man habe auf dem harten Weg in der Corona-Pandemie und in der Energiekrise gelernt, dass Deutschland eine gewisse Sicherheit bei kritischen Gütern brauche, sagte der 54-Jährige in Essen. „Stahl braucht eine Zukunft in Deutschland.“ Das mache das Land weniger erpressbar gegenüber Exportländern und gebe Beschäftigten und den betroffenen Regionen Sicherheit. Wer das nicht verstehe, solle mit den Leuten vor Ort sprechen.
Habeck ist derzeit auf Sommertour und besucht Unternehmen und Diskussionsveranstaltungen in ganz Deutschland.
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