Dortmund. Zur EM kam der Franzose als Volunteer ins Ruhrgebiet. Wie er eine Stadt zum Tanzen brachte und warum die ihn schon jetzt vermisst.

Mohamed Amine Benguenaoui, genannt Amine, 33 Jahre alt, kommt aus Nancy, Frankreich. Er ist dort Architekt, Glasdesigner und Autor von Reiseführern. Und dann kommt so einer als Volunteer zur Fußball-EM nach Dortmund, mit einer Bewerbung als Stimmungsmacher bei der Stadt. Die reagiert anfangs ein wenig skeptisch, aber auch die UEFA-Leute merken schnell: „Man muss diesen Mann einfach freilassen.“ Und einmal frei, feuerte Amine die Menge in der Fanzone an, tanzte mit Fans und auf der Bühne, gab den Entertainer und eines der meistfotografierten und -gefilmten Wahrzeichen dieser EM. Nach seiner Rückreise sprachen wir mit ihm.

Amine, warum hast du als Franzose dich beworben, um bei der EM in Dortmund mitzuhelfen?

Ich habe immer davon geträumt, Teil eines internationalen Fußballwettbewerbs zu sein. Ich habe eine Leidenschaft für Sport und freiwillige Arbeit. Warum Dortmund: Weil ich Berlin, Stuttgart, München, Köln und Frankfurt schon kenne. Es war einfach, mich für Dortmund zu entscheiden, wo ich noch nie war; es ist eine Stadt mit großartigem Fußball-Spirit, das wollte ich entdecken.

Amine Volunteer Dortmund
Das freundliche Gesicht der EM in Dortmund: Amine ist jetzt stadtbekannt. © Amine | Amine

Wo hast du zwei Wochen lang geschlafen?

Meine Unterbringung dort war eine meiner liebsten Erfahrungen. Eine Woche vor dem Start der EM hatte ich noch keine Ahnung, wo ich schlafen würde. Weil ich ein Abenteurer bin, habe ich mein Auto und ein Zelt mitgenommen, um irgendwo zu campen. Aber am Ende hat mich ein anderer Volunteer, der ebenfalls aus Algerien stammt und den ich beim Kick-Off-Day im Stadion kennengelernt habe, eingeladen, bei ihm im Klinikviertel zu übernachten. Sehr cooler Typ! Ein großer Dank an ihn!

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Wie war das für dich: die halbe Stadt und so viele Fans aus dem Ausland zu unterhalten?

Entertainer in der Fanzone auf dem Friedensplatz zu sein, hat mir ermöglicht, viele Menschen aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen kennenzulernen. Ich habe dadurch viele Freunde gefunden, angefangen beim Oberbürgermeister, dann Journalisten, DJs, Techniker, Fans, Sicherheitsleute und natürlich unter meinen Mit-Volunteers. Ich fühle mich nicht als Fremder in Dortmund, ich bin zu 100 Prozent Dortmunder, ohne Zweifel.

Ein Kuss zum Abschied: Amine aus Nancy konnte nur für zwölf Tage in Dortmund bleiben.
Ein Kuss zum Abschied: Amine aus Nancy konnte nur für zwölf Tage in Dortmund bleiben. © Privat | Privat

Welchen Moment wirst du nie mehr vergessen?

Ich hatte viele unvergessliche Momente, schwierig, einige zu nennen: Als Erstes fallen mir die türkischen Fans ein und die Atmosphäre in der Fanzone. Sie sind sehr leidenschaftlich und stehen zu ihrem Team. Dann beim Unentschieden zwischen Deutschland und der Schweiz in der letzten Minute – was für eine Stimmung mit den deutschen Fans! Und schließlich die Momente, kurz bevor die Fanzone schloss: mit dem DJ und der Musik und der verrückten Atmo. Einmal wurde ich sogar von den Fans über ihre Köpfe getragen; das fühlte sich an, als würde ich fliegen.

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Wie kam es, dass du der Entertainer von Dortmund wurdest und fast berühmt?

Gute Frage. Vor der EM habe ich meinem Betreuer gesagt, dass ich der Beste darin sei, weil ich weiß, was ich kann. Ich kenne meine Energie. Ich bin eine einfache Person, die immer lächelt und es liebt, positive Stimmung zu verbreiten. So wurde ich so etwas wie eine Ikone, weil ich einfach ich selbst war: Amine, der „Aminateur“. Ich liebe die Show und die Lichter, ich bin ein Showman. Der bekannteste Volunteer in Dortmund zu sein, macht mich stolz und bestärkt mich darin, diesen schönen Weg weiterzugehen.“