Dortmund. Vor kurzem ist ihm gekündigt worden, jetzt mischt Saxofonist Andre aus Haan die Party-Meilen der EM auf. Samstag auch in Dortmund?

Als die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland beginnt, da sieht es nicht nach dem Beginn eines Sommermärchens aus für Andre Schnura. Im Gegenteil. Da habe ihm, erzählt er im Internet, die Musikschule, an der seit mehreren Jahren unterrichtet, gekündigt. „Ich habe mich schon gefragt, wie ich jetzt weitermachen soll.“

Saxofonist Andre Schnura in EM-Fanzonen: Fußball-Hits aus vielen Jahren

Mittlerweile weiß er das. Seit dem Eröffnungsspiel in München begeistert Andre die Massen in den Fanzonen mit seinem ganz speziellen schwarzen Saxofon. Wo Andre ist, ist Party. Zuletzt in Frankfurt, vor dem Spiel gegen die Schweiz. Da steht der junge Mann aus Haan vor der Begegnung da, trägt mit Mütze und Sonnenbrille zu kurzer schwarzer Hose und Nationalmannschaftstrikot mit der Nummer neun und dem Namenszug Völler auf einem kleinen Podest und bringt die Fans um ihn herum in Bewegung. Sie tanzen, singen, klatschen – alle feiern zu den Fußball-Hits von einst und jetzt. „Samba de Janeiro“ trifft „Major Tom“. Haftbefehls „Rücken an der Wand“ auf Andreas Bouranis „Ein Hoch auf uns“.

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Mittlerweile wird er bei seinen Auftritten immer wieder von mehreren Kamerateams begleitet. Selbst in die Hauptnachrichtensendung des italienischen Fernsehens hat er es bereits geschafft. Und auf den TikTok- und Instagram-Accounts von Schnura werden die Videos von den Auftritten geklickt wie verrückt. Allein bei TikTok hat er mittlerweile knapp 450.000 Follower, bei Instagram noch einmal mehr als 92.000.

„Du machst einfach gute Laune in Deutschland“, schreibt da jemand. „Mach bitte weiter so“ - während ein anderer bereits überzeugt ist: „Fußball und du bringen die Gesellschaft wieder zusammen“. Mittlerweile ist für den Fall des Finaleinzugs der Deutschen bereits eine Petition geplant, „dass er dann bitte die Nationalhymne in Berlin im Olympiastadion spielt“.

„Komplett überwältigt und dankbar“

„Ich bin komplett überwältigt und unendlich dankbar für das, was gerade passiert“, freut sich der Mann mit dem Saxofon in einem seiner Instragram-Posts. Dabei ist er offenbar einiges an Trubel gewohnt, wie ältere Videos zeigen. Denn man kann Schnura buchen. Für Hochzeiten oder andere Events. Und dann spielt er, wie Bilder zeigen, auch schon mal in einer voll besetzten Gondel hoch über dem Erdboden zur Party auf. „Ich bin nur ein Musiker, der gerne aktuelle gehypte Chart-Songs spielt“, sagt er selbst über sich.

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Party bis zum Abwinken in den Fan-Zonen - Andre Schnura macht dabei auch gerne mal den Einheizer (Symbolbild). © DPA Images | Christoph Soeder

Jedenfalls ist er jemand, der weiß, was er da in der Hand hält. Seit seinem zwölften Lebensjahr spielt er zusammen mit seinem Kumpel Marius in verschiedenen Bands. Später studierten beide in den Niederlanden an der ArtEZ Hochschule in Arnheim Jazz und Pop Saxofon, arbeiten als professionelle Saxofonisten und Musiklehrer.

Saxofon ist Eigenentwicklung

Mehr noch. Das mattschwarze Alt-Saxofon, das Andre spielt, ist eine Eigenentwicklung von ihm und Marius. Schon lange, erzählt er im Internet, hätten sie das Gefühl gehabt, dass das Saxofon „oft als altmodisch oder langweilig“ betrachtet wurde. „Viele sahen in uns lediglich die uncoolen Blasmusikanten. Wir wollten das Saxofon einfach wieder cool machen.“

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Dafür gründeten sie 2018 das Unternehmen Stalaxy. „Als wir an einem freien Tag zusammen in Düsseldorf unterwegs waren, kam uns beim Spaziergang ein mattschwarzer Geländewagen entgegen. Wir haben uns beide angeschaut und sofort gewusst: Wir müssen eine Saxofonmarke gründen, die genau diese Farbe hat.“

Spendenaktion geplant

Sollten die Verkaufszahlen ihres Musikinstrumentes steigen, wollen Andre und Marius etwas zurückgeben. „Wir haben uns dazu entschlossen, dass wir ab jetzt für den Rest dieses Jahres für jedes verkaufte Saxofon über unseren Shop 150 € spenden werden. Nach längerem Suchen haben wir uns für die Toni Kroos Stiftung (@toni.kr8s_stiftung) entschieden, die das Ziel verfolgt, schwerkranken Kindern zu helfen.“ Man sei zwar nur eine kleine Firma und könne keine Berge versetzen. „Aber warum sollte man nicht einfach direkt anfangen, im Kleinen etwas Gutes zu tun?“

EM Opening Party in Oberhausen
So feiert Oberhausen beim Inselfieber und dem EM-Eröffnungsspiel. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Vorerst aber wird weiter gefeiert. Zwar gibt es noch keine offizielle Bestätigung, aber nachdem Andre bisher in allen Städten war, in denen die deutsche Mannschaft gespielt hat, rechnen die Fans auch für das Achtelfinale mit einem Auftritt von Andre. In der Dortmunder Fanzone.

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