Essen. Armin Laschet ist empört über vieles, was er gerade erleben muss. Beim „Politischen Forum“ in Essens Philharmonie wird er deutlich.
Armin Laschet macht seinem Ärger Luft, und der Applaus von 1200 Zuhörern in der Essener Philharmonie ist ihm sicher. „Manche Juden fühlen sich heute in Abu Dhabi sicherer als in Teilen Berlins“, ruft er als Gast des Politischen Forums Ruhr ins Parkett.
Israel ist das Thema des Abends, zu dem einmal mehr Stephan Holthoff-Pförtner geladen hat, und Nordrhein-Westfalens ehemaliger Ministerpräsident ist als Vorsitzender des Abraham Accords Institute hier - die Abraham Accords sind ein Abkommen zur Normalisierung, das Israel 2020 mit vier arabischen Staaten schloss. Nach 50 Jahren Feindschaft „eine Sensation“, die nie ausreichend gewürdigt worden sei, wie Laschet findet. Kein Wunder, dass die Hamas alle unternehme, um so einen Prozess zu bekämpfen. Könnten die Accords auf dem Weg zu einem Frieden in Nahost helfen, der so weit weg scheint wie ewig nicht?
Eine neue Form von Antisemitismus
Laschet, dessen nachdenkliche Reden gegen die AfD zuletzt von Millionen im Netz geklickt wurden und ihn nach seinem tiefen Sturz als Kanzlerkandidat der Union wieder ins politische Bewusstsein katapultiert haben, gibt sich kämpferisch. Und erst einmal verärgert über jeden, der den fürchterlichen Überfall der Hamas auf Isarael relativieren wolle. „Da gibt es nichts zu diskutieren“, sagt er und kritisiert die EU, die in dieser Frage auseinanderfalle. Auch gebe es „eine neue Form von Antisemitismus, die man nicht mehr für möglich gehalten hätte. Dabei hatte ich gedacht, es sei auch dem letzten klar geworden, dass unsere Gesellschaft so etwas nicht akzeptieren kann.“
„Tödliche islamistische Ideologie wird verharmlost“
Israels Botschafter Ron Prosor und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor sind ebenfalls eingeladen, doch ein Streitgespräch zwischen dem Diplomaten und der Grünen will sich einfach nicht entzünden: Im Grunde sind beide mit Laschet einig. Prosor glaubt, „die tödliche islamistische Ideologie“ werde immer noch von zu vielen verharmlost, es sei immer noch Staatsräson der Hamas, alle Juden zu vernichten. Und solange Terroristen in arabischen Schulbüchern als Helden gefeiert würden, werde sich so schnell nichts ändern.
Es könne „morgen einen Waffenstillstand“ geben, wenn die israelischen Geiseln freigelassen würden, „aber das passiert nicht“, sagte Prosor. Und Kaddor assistierte: „Mit der Hamas wird es keinen Frieden geben.“