Essen. Die Spionage-Affäre um AfD-Mann Krah zeigt: Die Radikalen hassen Deutschland. Ausgerechnet ein in der CDU Gescheiterter entblößt sie.
NRW-Ministerpräsident war er, Kanzlerkandidat sogar, der nette Herr Laschet von der CDU. Einmal nur, da hat er an der falschen Stelle gelacht, als viele Flutopfer nichts zu lachen hatten, da war es dann vorbei – und der Scholzomat von der SPD wurde Bundeskanzler. Manche halten das bis heute für einen Unfall in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Nun also sitzt Armin Laschet, inzwischen nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter der CDU, plötzlich wieder in meinem Wohnzimmer, als wäre er nie weg gewesen. Ich schaue die ZDF-Talkshow Maybrit Illner und staune: Der Mann geht AfD-Chef Tino Chrupalla frontal an. Chrupalla will sich wehren, stammelt etwas von Unschuldsvermutung, sucht bei der Moderatorin Hilfe, die er nicht bekommt, schwitzt immer mehr und versinkt, verlegen lächelnd, in seinem Stuhl. Ein Schlumpf, ein kleiner brauner! Ich stelle den Fernseher lauter. Laschet gefällt mir. Was für eine politische Vergeudung, denke ich mir – dabei hatte ich ihn bis zu diesem Moment keine Sekunde vermisst.
Krah ist der Mann von Björn Höcke
Es geht in der Debatte um den Spitzenkandidaten der AfD zur Europawahl, Maximilian Krah. Ein enger Mitarbeiter Krahs soll für China spioniert haben. Krah selbst gilt schon lange als China- und Russland-Freund. Da hat er etwas gemeinsam mit dem Faschisten und heimlichen Führer in der AfD, Björn Höcke, dem gerade wegen der mutmaßlichen Verwendung von Nazi-Parolen der Prozess gemacht wird und der offen sagt, den „Schulterschluss mit Russland“ suchen zu wollen. Krah ist Höckes Mann, und Chrupalla konnte oder wollte es nicht verhindern. Nun hat die AfD den Salat und muss Krah im Wahlkampf verstecken, ohne ihn absägen zu können, was in etwa so gut funktioniert wie halb schwanger zu sein.
„Sie haften dafür, sie haben den aufgestellt“, wettert der aufgekratzte Laschet gegen Chrupalla und läuft immer mehr zur Hochform auf, dass einem der braune Schlumpf fast leid tut. Und dann fällt der entscheidende Satz: „Solche Zustände hat es in der Bundesrepublik Deutschland in diesem Ausmaß an Landesverrat noch nicht gegeben.“ Landesverrat! Das Wort hallt nach. Bravo!, rufe ich in mein leeres Wohnzimmer hinein. So ist es! Fehlt nur noch, dass Laschet Chrupalla die ans Revers gesteckte Deutschland-Fahne herunterreißt. AgD müsste es heißen: Alternative gegen Deutschland. Oder AfRC: Alternative für Russland und China.
Chrupalla, der braune Schlumpf
Nun setzt Maybrit Illner nach und fragt Chrupalla, ob Putin in seinen Augen ein Kriegsverbrecher sei. Chrupalla will das nicht beantworten und stellt stattdessen die Gegenfrage, ob nicht eher Barack Obama ein Kriegsverbrecher sei wegen der Kriegstoten im Irak. Obama, der da noch gar nicht US-Präsident war! Ist das blöd? Oder frech gelogen? Oder beides gleichzeitig? Chrupalla, ein deutscher Miniatur-Trump, dem neben vielen Tassen auch ein paar Geschichtsbücher im Schrank fehlen?
Erst rund drei Monate ist es her, da hatte sich Chrupallas Co-Vorsitzende Alice Weidel im Wunderwunderland verirrt und ihre Bundestagsschmährede Richtung Regierungsbank mit den Worten beendet: „Diese Regierung hasst Deutschland.“ Das war schon damals eine Farce und ist es nun umso mehr. Schon lange sind AfD-Politikerinnen und Politiker gern gesehene Gäste in Russland, das uns inzwischen unverhohlen auf digitalem Wege attackiert. Längst führt Putin auch einen Krieg direkt gegen Deutschland. Wer mit solchen Diktaturen, man muss inzwischen leider auch sagen: mit unseren Feinden, paktiert, der ist es wohl, der Deutschland hasst.
Wer Deutschland hasst ...
Seit wenigen Tagen liegt die „Amtliche Wahlbenachrichtigung“ auf meinem Schreibtisch. Am 9. Juni dürfen wir in Deutschland unsere Abgeordneten fürs Europaparlament wählen. Wer Deutschland hasst, der wählt AfD. Alle anderen tun das nicht. Die Anständigen – sie setzen dieser Tage Zeichen.
Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch etwa sagt im Interview mit der WAZ, dass jemand, der aus Überzeugung AfD wählt, nicht für den evangelischen Wohlfahrtsverband arbeiten könne. Die Diakonie beschäftigt in Deutschland 1,3 Millionen Beschäftigte. AfD-Wähler, sagt Schuch, könnten sich „im Grunde auch nicht mehr zur Kirche zählen“. Denn: „Das menschenfeindliche Weltbild der AfD widerspricht dem christlichen Menschenbild.“ So geht Klartext.
„Wer AfD wählt, gefährdet Jobs““
Oder so: „Wählengehen ist das Allerwichtigste“, sagt NRW-Unternehmerpräsident Arndt Kirchhoff, und fügt hinzu: „Aber wir werden ganz klar adressieren, dass wir bitte demokratische Parteien wählen.“ Und IHK-Präsident Ralf Stoffels sekundiert: „Man kann ja mit vielen Dingen, die vielleicht unsere Ampel-Koalition oder generell die etablierten Parteien aus Sicht des Bürgers nicht optimal machen, nicht einverstanden sein. Aber deshalb Parteien, die gegen das System sind, zu wählen, ist eben nicht die richtige Lösung.“
Schon im November vergangenen Jahres hatte der Chef des Chemiekonzerns Evonik, Christian Kullmann, öffentlich sehr deutliche Worte gefunden: „Wer AfD wählt, gefährdet Jobs.“ Und: „Bei uns kommen keine AfD-Funktionäre auf den Hof.“ So klingt es, wenn Türen zugehen, nein: zuknallen.
Nehmen wir uns die Kullmanns dieser Welt zum Beispiel und knallen wir den Deutschlandfeinden die Türe vor der Nase zu. Auch wenn es nicht zu verhindern ist, dass die AfD Ende Juni ihren Bundesparteitag in der Essener Grugahalle abhält: Wir alle können ihr auf unsere Weise zeigen, dass sie bei uns nicht willkommen ist.
Auf bald.