Essen. Viele junge Menschen verzichten – angeblich wegen der Klimakrise – auf Kinder und schimpfen über Eltern. Warum das total daneben ist.

Ein Kind zu bekommen, sei „unverantwortlich“ und „egoistisch“ angesichts des Klimawandels und der begrenzten und knapper werdenden Ressourcen. Nicht wenige junge Menschen äußern sich in diesen Tagen aufgrund der Krisenlage so oder so ähnlich. Bewusst auf Kinder zu verzichten ist eine sehr persönliche Entscheidung, die einem in einem freien Land zum Glück niemand abnehmen kann und will. Aber hier geht es um mehr. Hier wird auch die Entscheidung jener bewertet, die Kinder in die Welt gesetzt haben. Eltern direkt oder indirekt aufgrund ihres Elternseins als unverantwortlich und egoistisch zu qualifizieren – das ist schon ein starkes Stück und verdreht die Tatsachen.

Schauen wir doch einmal auf den demografischen Wandel in der Bundesrepublik. Es handelt sich hier um eine schleichende Krise, insofern dem Klimawandel ganz ähnlich, mit potenziell katastrophalen Folgen. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Statistiker rund sieben Prozent weniger Geburten als im Vorjahr. Auch in NRW knickte die Zahl der Entbindungen ein. Eine Frau in Deutschland bekommt im Schnitt mittlerweile nur noch 1,46 Kinder. Sie müsste aber 2,1 Kinder bekommen, damit die Bevölkerung stabil bleibt.

Die Kinderlosen genießen den Wohlstand

Die jungen Kinderlosen merken davon nicht viel. Sie genießen den aktuellen Wohlstand in Deutschland. Sie können sich darauf freuen, dass sie mehr von diesem Wohlstand haben als Menschen mit Kindern. Letztere sind es dann wiederum, die später als Erwerbstätige die ins Unermessliche steigenden Lasten eines Sozialsystems schultern müssen, das auf nachrückende Beitragszahler angewiesen ist. Unsere Kinder, liebe gewollt Kinderlose, finanzieren irgendwann also auch Eure Rente.

Statistisch verursacht die Geburt des ersten Kindes einen durchschnittlichen Einkommensrückgang der Eltern von 25 Prozent, vor allem aufgrund der weiterhin skandalösen Betreuungssituation in Deutschland. Gerade bei kleinen Kindern fällt ja ein Teil des Familieneinkommens weg, weil beide Eltern in der Regel nicht voll erwerbstätig bleiben können. Die finanziellen Belastungen wachsen mit jedem weiteren Kind.

Eltern von mehr als fünf Kindern sind „asozial“?

Jedes weitere Kind allerdings sichert zugleich den Wohlstand der Allgemeinheit. Die Kinder von heute sind die Fachkräfte von morgen, auf die gerade unsere Wirtschaft besonders angewiesen ist. Warum aber werden dann Großfamilien in Deutschland, die besonders viel leisten, wie Aussätzige behandelt? Warum werden Eltern, die mehr als vier oder fünf Kinder haben, schief angesehen und schnell als „asozial“ abgestempelt?

Haben die, die das tun, eigentlich noch alle Tassen im Schrank?

Kinder nicht in die Welt zu setzen, um sie (angeblich oder tatsächlich) vor dieser Welt schützen zu wollen, ist ein folgenschwerer Irrtum. Man kann niemanden vor etwas schützen, den es gar nicht gibt. Das ist schlicht unlogisch. Ich muss, wenn ich dieses schreibe, unweigerlich an meine beiden Kinder denken, heute sieben und zehn Jahre alt. Niemals käme ich darauf, dass es angesichts der Krisen in dieser Welt besser gewesen wäre, ich hätte sie nicht gezeugt. Vielmehr sehen meine Frau und ich es als unsere Aufgabe an, unsere Kinder derart mit Werten und Bildung auszustatten, dass sie einen Beitrag zur Überwindung der Krisen leisten können.

Schreiende Kinder machen glücklich

Und dann kommt noch etwas Persönliches hinzu, das Kinderlose nicht nachvollziehen können: Kinder sind das pure Glück. Alle Entbehrungen, jeder Ärger, jeder Stress sind wie weggeflogen, wenn man ein Kind nur beim Spielen beobachtet. Selbst wenn es schreiend durchs Haus rennt, weil es jetzt nicht die doofen Hausaufgaben machen will, dann ist das für Eltern kein unglücklicher Moment. Unglücklich wäre ich, wenn es kein Kind gäbe, keine Bewegung, keine Unruhe. Wenn es einfach nur still wäre.

Ich weiß, das können viele junge Menschen nicht verstehen. Das müssen sie auch nicht. Sie müssen es nur lassen, diese Lebensweise abzuqualifizieren. Das steht ihnen schlicht nicht zu. Ich schreibe hier ja auch nicht, dass gewollte Kinderlosigkeit ein Zeichen von Wohlstandsverwahrlosung ist – was man auch daran erkennen könnte, dass nur in besonders reichen Ländern die Bevölkerung schrumpft.

Auf bald.

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