Essen. Die Kirchen rufen zu mehr Menschlichkeit und Solidarität auf. In ihren Weihnachtspredigten haben geistliche Gewalt und Gier in der Welt angeprangert. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck geißelte in seiner Weihnachtspredigt die Gier auf den Finanzmärkten.
In ihren Weihnachtspredigten haben ranghohe Kirchenvertreter in
Nordrhein-Westfalen zu mehr Menschlichkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme
aufgerufen. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus
Schneider, erinnerte bei der Christvesper am Samstag in Düsseldorf zudem an die
vielen Unruheherde auf der ganzen Welt.
Der EKD-Ratsvorsitzende sagte laut vorab veröffentlichtem
Redemanuskript: "Noch immer hören wir so manche Stiefel 'mit Gedröhn' daher
gehen - Stiefel von gewalttätigen Söldnern, von Schergen der Unrechtsregime und
Stiefel von verblendeten Rechtsradikalen." Angesichts der Situation in
Afghanistan, Syrien, Somalia und dem Kongo appellierte Schneider an die
Gläubigen, "für Frieden, Recht und Gerechtigkeit auf unserer Welt"
einzutreten.
Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff rief zu "weltweiter und
ortsnaher Solidarität" auf. Dies könne bedeuten, einen Streit mit dem Nachbarn
zu beenden und sich zu versöhnen, einen einsamen und krank gewordenen Bekannten
zu besuchen oder etwas für die Opfer der Dürrekatastrophe in Ostafrika zu
tun.
Kritik an Finanzmärkten
Mit Bezug auf die weltweite Wirtschaftskrise geißelte der Essener
Bischof Franz-Josef Overbeck in seiner Weihnachtspredigt die Gier auf den
Finanzmärkten. "Was es bedeutet, im Rahmen von Wirtschafts- und Finanzströmen,
von Einfluss, Macht und Geld die Tugenden des Maßes, der Bescheidenheit und der
Demut zu üben, ist niemals zu unterschätzen", sagte der katholische Geistliche.
"Als gefährliche Erfahrung eines ungezügelten Willens nach Wachstum erleben
viele zurzeit schmerzlich und oft mit bangen Fragen die Euro-Krise und die
Gefahr wirtschaftlicher Totalzusammenbrüche von gesamten Staaten und
gesellschaftlichen Zusammenhängen", kritisierte Overbeck.
Der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner erinnerte an den Sinn
von Weihnachten und sprach über das Schenken. "Es gibt vieles zu kaufen, aber
alles, wovon der Mensch letztlich lebt, ist unverkäuflich, es ist nur
geschenkweise zu haben", sagte Meisner. "So die Liebe unter Menschen und erst
recht die Liebe Gottes." (dapd)