An Rhein und Ruhr. Vier Schüler und Lehrer erzählen vom Corona-Schuljahr. So gingen sie mit der schwierigen Situation zwischen Wechsel- und Präsenzunterricht um.
Präsenzunterricht, Wechselunterricht, kompletter Distanzunterricht, noch mal Wechselunterricht, zuletzt wieder normaler Präsenzunterricht – gefühlt mussten sich Schüler, Eltern und Lehrer jede Woche auf etwas anderes einstellen.
Dazwischen die Einführung der Selbsttests, Warten auf aussagekräftige Schulmails vom Ministerium und der Versuch die Digitalisierung der jeweiligen Schule möglichst reibungslos und vor allem schnell voranzutreiben. Im besten Fall behielt man dann noch den Lehrplan im Auge und brachte den Schülern noch etwas bei. Das zurückliegende Schuljahr war ein chaotisches.
Wir haben Schüler und Lehrer über das coronageprägte Jahr befragt und wollten wissen, wie sie es in der gesamten Rückschau bewerten. Das Urteil fällt nicht immer gut aus.
Bernd Beckmann, Schulleiter der Gesamtschule Duisburg-Meiderich:
„Gemessen an den vorherigen Jahren würde ich diesem Schuljahr die Note mangelhaft geben. Wenn ich aber die besonderen Umstände betrachte, gebe ich uns die Note gut. Wir haben das Beste rausgeholt, was möglich war. Was weiterhin fehlt, sind einheitliche Tablets für alle Schüler und ein flächendeckendes Wlan – das funktioniert bei uns nur in wenigen Gebäudeteilen.
Das ist entscheidend: Was die Schüler gelernt haben, können wir nicht in die Klassen holen. Es gab eine Initiative mit Schülertablets für benachteiligte Kinder. Da war die Stadt sehr schnell. Aber wir brauchen einheitliche Geräte und Wlan für alle, damit moderner Unterricht funktioniert. Was das angeht, sind wir heute nicht anders aufgestellt als vor einem halben Jahr.
Mit Blick auf das neue Schuljahr wollen wir schauen, welche Chancen die Pandemie bietet. Das digitale Lernen hat einen Schub bekommen, der vorher nicht vorstellbar gewesen wäre. Was können wir davon bewahren? Besprechungen in digitaler Form können zum Beispiel entlastend sein. Jetzt heißt es aber erstmal: Abstand. Das Schuljahr war wirklich extrem.“
Antonia Hell (12), Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukrichen-Vluyn:
„Ich habe mich während des Wechselunterrichts immer gefreut, wenn ich wieder in die Schule gehen konnte. Da hat man dann gemerkt, wie schön die Schule eigentlich ist. Der Distanzunterricht hat mir nicht so gut gefallen, und wir hatten auch keinen richtigen Rhythmus zwischen dem Unterricht zu Hause und in der Klasse. Das war etwas seltsam.
Auch bei den Videokonferenzen hat oft mal was nicht funktioniert, entweder hatte man keinen Ton oder das Bild ist eingefroren. Das hat es etwas schwierig gemacht. Ich konnte mich zwar zu Hause etwas besser konzentrieren, aber man hat leider nicht so viel Rückmeldung von den Lehrern bekommen wie in der Klasse.
Mit den Tests war es am Anfang etwas schwierig, weil viele Eltern das nicht wollten, aber als es dann Pflicht wurde, hat es auch regelmäßig funktioniert. Mittlerweile ist die Organisation auch viel besser geworden. Einmal, als erst nur die Lehrer sich testen lassen konnten, ist ein Lehrer positiv gewesen, ausgerechnet in einer gemischten Klasse. Dann mussten wir erstmal alle eine Woche in Quarantäne, bis das Gesundheitsamt das dann aufgelöst hat, weil der Lehrer die ganze Zeit FFP2-Maske getragen hat.
Ich hoffe, dass wir im nächsten Schuljahr wieder die ganze Zeit in Präsenz Unterricht haben und kein Homeschooling mehr. Und dass genug Abstand gehalten wird, damit wir nicht die ganze Zeit die Masken tragen müssen.“
Holger Thrien, Schulleiter und GEW-Fachgruppenleiter in Düsseldorf:
„Es war ein unglaublich anstrengendes, aber auch abwechslungsreiches Jahr mit einem riesigen Organisationsaufwand. Neben den unterschiedlichen Unterrichtsmodellen mussten auch die Notgruppen geplant werden. Das waren acht verschiedene Gruppen, die gleichzeitig gelaufen sind, weil wir die Kinder nicht mischen durften.
Dann die Einführung der Selbsttests, die plötzliche Umstellung auf die Pool-Testungen: Da waren sehr viel Kreativität und Flexibilität gefragt. Ich glaube aber, dass die Pandemie auch einiges bewirkt hat. An unserem Standort sind wir sehr gut mit Tablets und Luftfiltern ausgestattet.
Die Politik hat nun ein offeneres Ohr für digitale Themen. Die Einschulung der Erstklässler ist in einem kleineren Rahmen ausgefallen als in den Vorjahren und war dadurch noch persönlicher.
Negativ waren die plötzlichen Entscheidungen, die von jetzt auf gleich umgesetzt werden mussten. Da hätte ich für das Erstellen der vielen Pläne jemanden aus einem Logistikunternehmen gebrauchen können (lacht). Ich glaube aber, dass sich die Situation nach den Ferien entspannen wird. Bei uns sind alle Lehrerinnen zweimal geimpft. Dadurch fällt im Kollegium ein unglaublicher Druck weg.“
Jasper Furtmann (17), Schüler des Konrad-Duden-Gymnasiums Wesel:
„Das Schuljahr war auf jeden Fall sehr schwer, also schwieriger als sonst. Dadurch, dass teilweise gleichzeitig Schüler zu Hause saßen und im Klassenraum, war die Kommunikation innerhalb der Klasse deutlich komplizierter. Zum Beispiel wenn das Wlan wieder mal gestreikt hat. Als Schüler, der zu Hause saß, wurde man dadurch oftmals fast ganz ausgeschlossen. Das wirkt sich dann natürlich auch auf die Noten aus. Ich selbst bin leicht abgesackt, aber ich weiß jetzt auch nicht genau, ob es wirklich daran lag.
Lehrer sind auch unterschiedlich fair mit dieser Situation umgegangen. Manche haben schon Rücksicht auf die Situation genommen und die Aufgaben etwas angemessener und fairer gestellt. Anderen waren die Umstände aber gefühlt egal und sie haben so unterrichtet und benotet wie sonst auch.
Vor allem im Mündlichen ist das ein Problem, da man von zu Hause eher Hemmungen hat teilzunehmen, als in der Klasse. Andererseits hat man durch das Homeschooling auch gelernt, viel eigenverantwortlich zu arbeiten, was ja später durchaus wichtig sein kann.
Für die Zukunft würde ich mir wünschen, dass es mit der Digitalisierung noch besser funktioniert und die Lehrer teilweise noch mehr darin geschult werden, falls es noch mal zum Distanzunterricht kommen sollte. Ansonsten wäre es natürlich schön, wenn alle wieder in der Schule unterrichtet werden könnten. Das Schuljahr bekommt von mir eine 3 -.“