Düsseldorf. Bei Razzien gegen ein weiteres Hawala-Netzwerk kam es am Mittwoch auch in NRW zu Durchsuchungen. Insgesamt gibt es 32 Beschuldigte.

Ermittler haben am Mittwoch in verschiedenen Städten Deutschlands mit einer Razzia ein weiteres bundesweites Hawala-Netzwerk ins Visier genommen. Insgesamt meldete die Polizei 39 Durchsuchungen, darunter auch in NRW.

Insgesamt 700 Kräfte warum, zum Teil unterstützt von Spezialkräften der Polizei, im Einsatz, teilte die Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten in Nordrhein-Westfalen (ZeOS NRW) am Mittwochnachmittag mit.

Die Ermittlungen richteten sich gegen 32 Beschuldigte, sagte Julius Sterzel, Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen leitet. Dabei gehe es um illegale Geldflüsse zwischen Deutschland und dem Libanon.

Razzien in Hawala-Netzwerk: Durchsuchungen auch in Essen

Durchsuchungen gab es in Berlin, Hamburg, Essen, Mannheim, Mittenwalde, Haßloch und Schönefeld. Wohnungen und Büros seien durchsucht worden, berichtete die ZeOS. Dabei seien in Vollziehung von drei Vermögensarresten und weiterer Sicherungsmaßnahmen 14 Konten, Bargeld und Vermögenswerte in Höhe etwa 1,9 Millionen Euro, sowie eine Gewerbeimmobilie gesichert worden, berichtete die Polizei.

Gegen acht Beschuldigte wurden Haftbefehle erwirkt. Die Beschuldigten sollten noch am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt werden.

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Mit dem Hawala-System können Kunden gegen Provision außerhalb des staatlich genehmigten Banken- und Finanzwesens Geld überweisen. Das Hawala-Banking ist in muslimischen Ländern als alternatives Überweisungssystem weit verbreitet, in Deutschland aber verboten. Es beruht auf dem gegenseitigen Vertrauen der Beteiligten; derartige Geldtransaktionen laufen komplett außerhalb von Banken ab, Geldflüsse verlaufen ohne jede Spur, berichten Ermittler, weil es keine Quittungen, Kontodaten oder digitale Speicherdaten auf Servern darüber gebe.

Hinweis von US-Drogenbehörde stieß Ermittlungen in Deutschland an

Hauptbeschuldigter ist ein 46-Jähriger aus Berlin. Er soll als sogenannter Groß-Hawaladar ein international agierendes Hawala-System betrieben haben mit einer Vielzahl an Kunden. „Zudem besteht der Verdacht, dass Gelder aus Straftaten Dritter gewaschen oder diesen für die Begehung anderer Straftaten zur Verfügung gestellt wurden“, teilte die Polizei am Mittwoch mit.

Die Ermittlungen waren im März 2018 durch einen Hinweis der US-Amerikanischen Drogenvollzugsbehörde DEA ausgelöst worden seien, „wonach eine bis dahin unbekannte Person illegale Gewinne aus dem Handel mit Kokain sammeln, waschen und das auf diesem Wege legalisierte Geld an die Hintermänner im Ausland weiterleiten soll“, berichtete die Polizei.

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Den bisherigen Erkenntnissen nach seien über das Hawala-Netzwerk November 2018 rund 165 Millionen Euro bewegt worden. „Der Ausgleich der Bargeldbestände in den deutschen Zahlungsbüros auf der einen Seite und den Zahlungsbüros im Libanon auf der anderen Seite erfolgt unter anderem durch den Transfer von Geldern für sogenannte Rückwärtskunden“, teilte die Polizei mit.

Mögliches weiteres Hawala-Netzwerk entdeckt

Einer dieser Kunden sei ein 42-jähriger Autohändler, der beschuldigt wird, gebrauchte Lastwagen aus Osteuropa nach Afrika exportiert zu haben. Zusammen mit weiteren Beschuldigten soll so Geld in Millionenhöhe in den Libanon transferiert worden sein - der genaue Weg sei noch unbekannt, berichtete die Polizei. Der Autohändler soll jedoch vom Hauptbeschuldigten zwischen Januar 2019 und Juni 2020 mindestens 3,4 Millionen Euro Bargeld erhalten haben.

Der Großteil der Beschuldigten sei „in nachgeordneter Funktion“ tätig gewesen, etwa als Kurier, Geldeinsammler oder Betreiber von Zahlungsbüro, teilte die Polizei mit. Im Zuge der Durchsuchungen seien jedoch drei weitere Personen identifiziert worden, die offenbar ein weiteres Hawala-System betrieben haben, das für den Kauf der genannten Lastwagen in Anspruch genommen worden sei, berichtete die Polizei.

Die Ermittlungen gehen weiter.

(Red.)