Düsseldorf. Experten warnen vor Tropennächten in NRW und extremer Zunahme von Wetterereignissen wie Starkregen und Stürmen - alles eine Folge des Klimawandels.

Der Klimawandel ist nach Einschätzung von Experten längst in unseren Breiten angekommen. "Er trifft uns spürbar und in allen Regionen Nordrhein-Westfalens“, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) bei der Vorstellung des zweiten Klimawandelberichts. Künftig werde es mehr Hitzetage geben, besonders im Ruhrgebiet und in den rheinischen Großstädten. Weitere Folgen: weniger Schnee im Sauerland, Ernteausfälle in der Landwirtschaft sowie eine Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Starkregen und Stürme.

Halsbandsittich und "Kö-Papagei" fühlen sich hier schon wohl

Die Boten der fortschreitenden Erwärmung sind in NRW schon heimisch: exotische Tier- und Pflanzenarten. Der Halsbandsittich fühlt sich in Köln, Bonn und Düsseldorf wohl. „Kö-Papagei“ nennen ihn liebevoll die Düsseldorfer, in NRW leben inzwischen mehr als 4000 dieser subtropischen Vögel. Nutrias – Nagetiere aus Südamerika – haben den Niederrhein für sich entdeckt. Exotische Wasserpflanzen wie das „Brasilianische Tausendblatt“ breiten sich aus und bringen durch Faulschlamm kleine Gewässer zum „Umkippen“.

11 der 20 wärmsten Jahre seit dem Messbeginn 1881 wurden im 21. Jahrhundert gemessen, erklärt  das Landesamt für Naturschutz (Lanuv) in seinem Bericht. Die Jahresmitteltemperaturen seien seit 1881 überall in NRW und in allen Jahreszeiten angestiegen, im Schnitt um 1,4 Grad. Der Winter ist fast zwei Wochen kürzer als vor 30 Jahren. „Die Blüte der Haselnuss hat sich um zehn Tage nach vorne verlagert auf Mitte Februar“, sagte Lanuv- Präsident Thomas Delschen. Bei den Apfelbäumen sei die Entwicklung ähnlich, was die Gefahr von Frostschäden vergrößere.

Zahl der Schneetage am Kahlen Asten ist um 25 gesunken

Die Zahl der Eistage sinkt in NRW deutlich, dafür regnet es mehr, besonders im Winter. Seit 1955 nahm die Zahl der Schneetage am Kahlen Asten um 25 Tage im Jahr ab. Minister Remmel glaubt, dass es sich künftig für die Sauerländer nicht einmal lohnen werde, in Schneekanonen zu investieren: „Das ist keine Zukunftsperspektive. Schneekanonen können nur eine Brücke hin zu anderen touristischen Angeboten sein.“ Im Bergischen Land, Sauer- und Siegerland gibt es überdurchschnittlich viele Tage mit starken Niederschlägen. Die „Sauwetter“-Tage dürften dort noch zunehmen. Die in Südwestfalen weit verbreitete Fichte kann sich kaum an den Klimawandel anpassen.

Andere Probleme kommen auf die Bürger im  Ruhrgebiet, Köln und Bonn zu. Die Experten rechnen dort mit immer mehr Hitzetagen und schwül-warmen  „Tropennächten“. Hitzewellen treffen die Großstädter erfahrungsgemäß viel stärker als die Menschen im Umland. Senioren, kleine Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen reagieren besonders empfindlich auf hohe Temperaturen.