Ruhrgebiet. Nur wenige Menschen in Deutschland zahlen bisher mit dem Handy. Dabei gilt es als ausgesprochen sicher. Aber man hinterlässt eine Datenspur.

Wer in Peking in einer Garküche ein paar gefüllte Teigtaschen kauft, bezahlt sie mit dem Handy. In Israel kaufen Kinder so ihre Süßigkeiten, und im Dom von Uppsala in Schweden spendet man damit am Kollektomaten. Mein Gott, wer kennt das nicht? Die Deutschen.

Die Menschen in Deutschland haben erst unter dem Druck der Corona-Pandemie gelernt, mit Karte und kontaktlos zu zahlen. Jetzt zögern sie vor dem nächsten Schritt: das Smartphone dafür zu nutzen. Glaubt man Umfragen, dann haben die Leute große Zweifel an Sicherheit und Datenschutz; dabei schreiben selbst die Verbraucherschützer auf ihren Seiten: „Bringt man dem Smartphone bei, eine Kreditkarte zu sein, ist das Geld besser geschützt als mit der Plastikkarte.“ Die Daten freilich nicht.

„Das Bezahlen mit dem Smartphone ist fast noch sicherer“

David Riechmann (46) ist Finanzexperte der Verbraucherberatung NRW und kennt sich auch aus mit mobilem Bezahlen.
David Riechmann (46) ist Finanzexperte der Verbraucherberatung NRW und kennt sich auch aus mit mobilem Bezahlen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Doch von vorn: Fragen wir David Riechmann direkt. Der Mann ist Finanzexperte und hat sein Büro im verwinkelten Bau der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hinter dem Düsseldorfer Hauptbahnhof. Was ihn auch qualifiziert: Heute morgen erst hat er zwei Brezeln daheim in Mülheim mit dem Handy bezahlt. Und auch er sagt: „Das Bezahlen mit dem Smartphone ist fast noch sicherer.“

Denn: Nur eine funkfähige EC- oder Kreditkarte kann kontaktlos zahlen. In der Form der Plastikkarte und ohne Schutzhülle kann die mittels manipulierter Lesegeräte ausspioniert werden. Wenigstens theoretisch: „Das kann passieren, aber ich kenne keine Fälle“, sagt Riechmann. Das Delikt sei vermutlich zu kompliziert und zu wenig einträglich, als dass es in der Wirklichkeit passiere.

Karte sendet aus dem Handy nicht die originalen Konto-Daten

Dieselbe Karte, im Smartphone hinterlegt, kann aber gar nicht ausgelesen werden. Hinzu kommt, dass die Karte im Handy nicht die originalen Kontodaten sendet, sondern eine verschlüsselte Kopie für dieses eine Bezahlen. Und schließlich ist auch nicht die komplette Kartennummer sichtbar, sondern nur die letzten Ziffern.

Doch stop. Wie komme ich erst mal dahin, überhaupt das Handy als Portemonnaie nutzen zu können? Das ist nicht so schwer, wenn man ein halbwegs aktuelles Handy und Betriebssystem hat. Erstens: Sie müssen die Funktechnik NFC („Nahfeldkommunikation“) aktivieren, die auf jedem moderneren Android-Handy verfügbar ist unter „Einstellungen“. Auf dem I-Phone seit Nummer sechs ist sie eh voreingestellt.

Wenn das Handy wegkommt, ist auch die Karte weg: Sperren lassen!

Der Bildschirm liefert einen Überblick über die zuletzt bezahlten Beträge.
Der Bildschirm liefert einen Überblick über die zuletzt bezahlten Beträge. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Zweitens: Sie müssen eine Bezahl-App herunterladen und anmelden, gängigerweise Apple Pay, Google Pay oder die Bezahl-App Ihrer Bank oder Sparkasse. Drittens müssen Sie eine EC- (Giro-Karte) oder Kreditkarte hinterlegen, die zu ihrem Konto führt. Der Rest geht genauso wie mit der Plastikkarte: Handy knapp über das Lesegerät halten, das Lesegerät sagt „Pieps“ und die Kassenkraft: „Wollen Sie den Bon?“ Fertig.

Das kostet bei Ihrem Karten-Unternehmen auch nicht mehr oder extra, es ist ja die gleiche Karte, die zum Bezahlen genutzt wird, nur in anderer Form. Daher gilt auch: „Man muss daran denken: Wenn das Handy wegkommt, ist auch die Karte weg. Man muss sie dann sofort sperren lassen.“ Das ist dann lästig, weil sie ja die Plastik-Karte eventuell noch haben, aber nicht mehr benutzen können.

„Was Google- und Apple Pay mit den Daten machen, würde ich gerne wissen“

Freilich gibt es neben der Sicherheit des Vorgangs andere, gewichtigere Einwände. Bargeld ist anonym, Karte hinterlässt Spuren. „Jedes Zahlen hinterlässt Datenspuren“, sagt Riechmann: „Man zahlt nicht bar, um anonym zu bleiben. Aber man möchte vielleicht nicht jeden Kauf und jede Dienstleistung mit dem eigenen Konto verknüpfen.“

In vielen Fällen werde das Einkaufsverhalten ausgewertet und kommt in Form von gezielter Reklame zu Ihnen zurück. Riechmann sagt: „Was Google- und Apple Pay mit den Daten machen, würde ich gerne wissen, weiß ich aber nicht.“ Aber auch die Bezahl-Apps der Supermärkte gelten als ausgesprochen neugierig.

Bezahl-App und Karte kann man jederzeit auch wieder löschen

Wer das nicht möchte oder irgendwann nicht mehr möchte, muss auf kontaktloses Bezahlen verzichten. Auf dem Smartphone können die App und die Karte jederzeit gelöscht werden. Die Funktechnik kann beim I-Phone nicht abgestellt werden, hat aber ohne Karte auch keine geldwerten Inhalte mehr zu funken.

Experte David Riechmann glaubt, dass sich das Bezahlen in Richtung Handy verschieben wird, „aber langsam“. Solange die Leute Handy und Portemonnaie immer dabei haben, werde es beides geben. Das ändere sich vielleicht, wenn weitere Karten aller Art bis hin zum Personalausweis ins Telefon wandern: „Wenn das Handy das Portemonnaie ersetzt“. Und spätestens dann wird die WAZ auch eine Service-Seite zum Thema Kollektomat machen.