Essen. Mehrere Zooleiter sind sich einig, dass die Diebstahl-Serie in NRW Auftragsarbeiten waren. Die Polizei ist noch zurückhaltend und ermittelt weiter.

Stecken Tierschmuggler hinter der Diebstahl-Serie in nordrhein-westfälischen Zoos? In den vergangenen Monaten hatte es vor allem den Dortmunder Zoo hart getroffen. Bei ihren Raubzügen töteten die Diebe womöglich auch einen Pinguin und einen Seelöwen.

Zoo-Chefs werden konkreter als die Polizei

Die Polizei allerdings hat noch keine Anhaltspunkte auf die Täter. Man ermittele "in alle Richtungen" heißt es. Bei exotischen Tieren liege es natürlich nahe, dass Hintermänner aus der Schmugglerszene dahinterstecken. Konkrete Infos lassen aber noch auf sich warten – die Ermittler suchen weiter nach einer Erklärung. Laut Süddeutscher Zeitung (SZ) vermuten Insider: Seelöwin Holly und der Humboldt-Pinguin im Dortmunder Zoo mussten sterben, weil sie als Muttertiere den Angreifern zu nahe kamen – die an die Jungtiere wollten. Die Polizei tendiert eher zur Erklärung "Unfall".

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Die Chefs der betroffenen Zoos sind mit ihren Mutmaßungen nicht so vorsichtig. "Die Beschaffungskriminalität hat die deutschen Zoos erreicht und nimmt dramatisch zu", sagt Krefelds Zoodirektor Wolfgang Dreßen in der SZ. Auch der Betreiber des Affen- und Vogelparks Eckenhagen, Werner Schmidt, meint: Das waren Auftragsdiebstähle. "Man kommt an solch seltene Tiere anders nicht heran. Die kann man nicht einfach irgendwo kaufen."

Dortmunder Zoodirektor sieht neue Art der Bedrohung

Aber was wollen Tierdiebe mit Pinguinen und Seelöwen? Dortmunds Zoodirektor Frank Brandstätter geht davon aus, dass die Tiere außerhalb der EU verkauft werden. "Innerhalb der EU sind die Regeln des Tierschutz deutlich strenger als außerhalb der Grenzen", sagt er. Wieviel man auf dem Schwarzmarkt für einen Pinguinen verlangen könnte, vermag er jedoch nicht zu schätzen.  

Dass die Häufung der Fälle aber eine völlig "neue Bedrohung" darstellen, dessen ist sich Brandstätter sicher. "So etwas gab es noch nie, nicht bei uns und auch nicht in anderen Zoos", sagt er. Jetzt sei die Frage, ob es sich um eine einmalige Serie handeln würde oder nur um den Anfang einer "Welle, die sich durch viele Zoos zieht". Der Dortmunder Zoo hat zumindest seine Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Wie diese aussehen, möchte Brandstätter auf Nachfrage nicht sagen: "Dann müssen wir ja wieder alles ändern." Laut SZ sind ein neuer Außenzaun und Wachleute, die Streife gehen, zumindest ein Teil der Maßnahmen.

Das sind die bekannten Fälle in NRW, die womöglich auf die Rechnung von Tierdieben und -schmugglern gehen:

  • Dezember: In Reichshof-Eckenhagen (Oberbergischer Kreis) verschwinden acht Totenkopf-Äffchen.
  • November: In Dortmund verschwinden zwei Humboldt-Pinguine – ein dritter stirbt.
  • Oktober: In Dortmund wird Seelöwin Holly erschlagen.
  • August: In Dortmund verschwinden drei Zwergseidenaffen und zwei Zwergagutis (Nager).
  • Juli: In Krefeld verschwinden drei Goldenen Löwenäffchen.
  • Januar: In Reichshof-Eckenhagen verschwinden acht Totenkopf-Äffchen.