Herne. Mit 250 Millionen Euro werden Projekte gefördert, die Regenwasser von der Kanalisation trennen. Bewerben können sich auch Unternehmen und Bürger.

„Schwammstadt“ will das Ruhrgebiet werden. Regenwasser soll versickern und verdunsten, soll die Umgebung kühlen und grüner machen, statt in der Kanalisation zu landen und Kosten in Kläranlagen zu verursachen. So soll die Region fit werden für den Klimawandel, die Temperatur in den dicht bebauten Stadtteilen soll gesenkt und Hochwasser sollen vermieden werden. Ziel ist es, ein Viertel der befestigten Fläche im Ruhrgebiet von der Kanalisation abzukoppeln. Die Verdunstungsrate soll um zehn Prozentpunkte steigen.

250 Millionen Euro stehen nun dafür bereit. Städte, Unternehmen, Vereine und Bürger können ihr Projekt bei der „Zukunftsinitiative Klima.Werk“ einreichen, eine Tochter von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV), die auch den Antragsprozess begleitet. Das NRW-Umweltministerium hat 120 Millionen dazugegeben, der Rest kommt über EGLV, Ruhrverband und zwei weitere Wasserverbände von den Städten.

Große Dächer, versiegelte Flächen

Der Betriebshof der Stadtwerke Bochum hat bereits mit Förderung aus diesem Programm ein grünes Dach bekommen, aber auch Schulhöfe kommen in Frage, können entsiegelt werden, Gewerbe kann das Wasser vom Dach anderweitig nutzen und dabei noch Gebühren sparen. Vor allem zielt das aus der Ruhrkonferenz stammende Programm aber auf Wohnungsbaugesellschaften und die Städte im Gebiet des Regionalverbandes Ruhr selbst ab. Bis Ende 2023 können sie eines oder mehrere Gebiete ausweisen, in denen viele kleine Maßnahmen gebündelt umgesetzt werden. Das Land fördert bis Ende 2023 Machbarkeitsstudien für solche Konzepte und bis Ende 2030 die Umsetzung. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) stellte es gestern nicht ohne Grund in Herne vor.

In der Wohnsiedlung des Bauvereins Sodingen soll Regen künftig kaum noch in der Kanalisation landen. Vom Dach geht das Wasser in den Bach, von der Straße in Beete, begrünte Dächer und Garagen verlangsamen das Abfließen. An solchen Konzepten arbeiten viele Städte, erklärt Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. „Wir haben uns vorgenommen, die grünste Industrieregion der Welt zu werden.“

Sperriger Titel, erfolgreiches Vorbild

Die Initiatoren sind sich einig, dass sie dafür noch einen besseren Titel finden müssen als „klimaresistente Region mit internationaler Strahlkraft“, kurz KRIS. Dahinter steckt allerdings ein Ansatz, der an Innovation City erinnert, das Zehn-Jahres-Programm, mit dem Bottrop und andere Städte besonders energieeffizient wurden. Beratung und Begleitung sollen Bauherren und Eigentümer aktivieren, viele kleine Projekte sollen das große Ganze drehen. Vor allem soll es um den Bestand gehen, denn hier kann man mehr bewegen als bei Neubauprojekten, wo ohnehin strengere Vorschriften gelten. Der klimafeste Umbau der Region soll schließlich auch die Folgen des Klimawandels wie Dürre, Hitzeperioden und Überflutungsgefahr durch Extrem-Niederschläge abmildern.

„Das Hochwasser im Juli 2021 hat uns nachdrücklich vor Augen geführt, dass die schnelle Ableitung des Regenwassers in unsere Bäche und Flüsse vermindert werden muss“, sagt Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands. „Viele kleine Maßnahmen zur Versickerung des Regenwassers können einen hervorragenden Beitrag zur Minderung von Hochwässern leisten.“

Bis zu 90 Prozent Förderung für Firmen und Private

Die Höhe des Förderzuschusses durch das Land beträgt 60 Prozent der Ausgaben, Emschergenossenschaft und Lippeverband stocken in ihrem jeweiligen Verbandsgebiet die Förderung für Private oder Gewerbliche auf bis zu 90 Prozent und für kommunale Maßnahmenträger auf bis zu 100 Prozent auf, so dass für letztere kein Eigenanteil mehr anfällt. Dabei sind Bagatellgrenzen zu berücksichtigen: Eine Förderung im Einzelfall wird nur gewährt, wenn sie mehr als 2000 Euro beträgt, bei Gemeinden, Gemeindeverbänden und dem RVR muss die Förderung für die Maßnahme mehr als 12.500 Euro betragen. Details zu förderfähigen Projekten gibt’s auf www.klima-werk.de.