Castrop-Rauxel..
Minister zu Guttenberg soll in seiner Doktorarbeit gegen Zitierregeln verstoßen haben. Das Thema wird bei den Oberstufenschülern des Adalbert-Stifter-Gymnasiums heiß diskutiert.
Geschummelt haben soll er. Der gute Herr zu Guttenberg. In seiner Doktorarbeit soll er gegen Zitierregeln verstoßen haben. Das behauptet zumindest der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano, er spricht von einem „dreisten Plagiat.“ Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg weist den Vorwurf zurück, bezeichnet ihn als “absurd“ und sagt: „Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung.“
Das Thema schlägt Wellen
Wie dem auch sei – dieses Thema schlägt hohe Wellen. Auch bei den Oberstufenschülern des Adalbert-Stifter-Gymnasiums. „Natürlich diskutieren wir darüber, im Radio wird ja auch den ganzen Tag drüber geredet“, sagt Jasmin Onaarous.
Sie bereitet sich gerade auf die Abiturklausuren vor. Geschummelt, gespickt oder abgeguckt hat die 19-Jährige noch nie. Würde sie auch niemals tun. Natürlich nicht. Von der Diskussion um den Verteidigungsminister ist sie genervt. „Ich finde das nicht problematisch. Vielleicht hätte er die Sätze in Anführungszeichen setzen müssen. Doch ich finde ihn sympathisch, er ist ein guter Politiker. Es wird einfach wieder etwas gesucht, um ihn schlecht zu machen.“ In der Stufe 12 mussten die Gymnasiasten des AGS eine Facharbeit schreiben, die Zitierregeln galt es einzuhalten. Strikt einzuhalten. „Das hat uns jeder Lehrer gesagt. Ansonsten gab es gravierende Punktabzüge“, sagt Jasmin Onaarous.
Eine Entschuldigung wäre gut
Jan Riad El Kassar findet, dass sich Herr zu Guttenberg zumindest entschuldigen sollte. „Dann wäre die Sache erledigt“, denkt er. Bei Produktpiraterie hört für ihn der Spaß auf. „Aber wegen ein paar Fußnoten?“ Der 18-Jährige plant nach dem Abitur zu studieren, auch promovieren möchte er. Sein Fachgebiet ist die Wetterkunde. „Da gibt es zum Glück noch nicht so viele Wissenschaftler, die ich zitieren kann“, sagt er.
Auch Jan Riad El Kassar beteuert, noch nie fremdes geistiges Eigentum als das eigene verkauft zu haben. Doch zumindest hat er in seinen 13 Schuljahren schon viele Möglichkeiten beobachtet. Zum Beispiel Klausurbögen, die mit Bleistift beschrieben sind und später ausradiert werden. Oder vollgeschriebene Bücher in Deutschklausuren. „Man kann auch einfach ein Handy auf den Tisch legen“, ruft ein Mitschüler und lacht. Die Lehrer des Adalbert-Stifter-Gymnasiums würden nur teilweise auf Spickzettel oder andere Tricks achten. „Manche interessiert das nicht, andere sind regelrecht auf der Suche“, sagt eine Schülerin. Einmal sei ein Mitschüler zu Unrecht bestraft worden. „Er habe in der Mathematikklausur nur ein Blatt Papier aus dem Block holen wollen“, sagt Franziska Brauckmann. „Dummerweise hatte er ausgerechnet in diesem Block Tafelbilder abgepinnt.“
Fußnote: Mit einer Entschuldigung war es da nicht getan. Bei Herrn zu Guttenberg könnte es reichen.