Kleve/Mülheim. An einem Klever Gymnasium wird derzeit die Einführung einer Kleiderordnung geprüft. Vorbild für das Vorhaben ist eine Mülheimer Schule.

Bauchfreie Oberteile und tiefe Ausschnitte bei den Mädchen, Muskelshirts und Cappys bei den Jungen: Immer mal wieder wird an Schulen über eine Kleiderordnung diskutiert. Würde das nicht Klarheit schaffen und helfen, Mobbing entgegenzuwirken? Gleichzeitig sollen sich Kinder und Jugendliche selbständig entfalten können – und dazu gehört auch die individuelle Entscheidung zur Frage: Was ziehe ich an? Ganz aktuell müssen sich auch Schülerinnen und Schüler des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in Kleve darüber Gedanken machen, mit welchen Kleiderregeln sie künftig auf Schulhof und im Unterricht leben können und wollen. „Wir diskutieren darüber bereits seit zwei Jahren“, sagt Heinz-Bernd Westerhoff, Schulleiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG) in Kleve.

Deshalb habe sich die Schule nun entschieden die Kleiderfrage auch in der Schulkonferenz zu thematisieren. Dabei stellt Westerhoff klar: „Wir wollen unseren Schülerinnen und Schülern nichts reindrücken.“ Man hätte eine Kleiderordnung auch einfach vorschreiben können, dem Schulleiter sei die Meinung der Kinder und Jugendlichen aber wichtig.

Deshalb setze man sich auch gemeinsam mit den Schülern noch einmal zusammen, die nun ein Gegenkonzept zu der vorgestellten Lösung des Lehrerkollegiums präsentieren möchten. Vorbild für die Überlegungen des KAG sei die Willy-Brandt-Schule in Mülheim. Hier gilt bereits unter anderem: Bauchnabel und Unterwäsche bleiben bedeckt, die Kleidung ist frei von Aufdrucken, die Rassismus, Sexismus, Drogen oder Gewalt verherrlichen, im Unterricht werde auf Mützen oder Caps verzichtet und über Leggins wird ein Rock oder ein langes Oberteil getragen. Hier hätten die Schüler die neue Kleiderordnung zunächst nicht gerne akzeptiert, jedoch hätten die Schüler auch festgestellt, dass die „Entscheidung morgens am Kleiderschrank erleichtert wird“, schreibt eine Schülerin auf der Internetseite der Schule.

Lehrerverband aus NRW befürwortet das Vorhaben

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Wie auch in Mülheim gehe es Schulleiter Westerhoff nicht darum, die Jugendlichen zu bevormunden. Es gehe eher um die Frage wie weit ein Einzelner in seiner Freiheit gehen darf. Viele Schulen würden eine Art Kleiderordnung immer mal wieder thematisieren, sagt Andreas Bartsch, Präsident des Lehrerverbands in Nordrhein-Westfalen. „Es kommt hier und da mal vor, aber die Schulen sind sehr zurückhaltend.“ Er halte die Durchsetzung aber für „durchaus unterstützenswert“. Gerade junge Frauen in der Oberstufe seien oft „aufgemotzt und tragen freizügige Kleidung. Das ist oft grenzwertig“, lautet die Meinung des Lehrerverbandspräsidenten.

Er befürworte eine Art Schuluniform auch aufgrund des Gleichheitsprinzip: „Nicht jeder kann sich gerade die Marke, die modern ist leisten.“ Man entgehe so auch Ausgrenzungen innerhalb der Schülerschaft. Gleiches sagt auch Pia Sophie Kogler von der Landesschülervertretung in NRW. Sie stehe einer Art Kleiderordnung dennoch kritisch gegenüber: „Wir finden, dass es die individuelle Entfaltung des Einzelnen verhindert.“