Dortmund. Gibt es Tickets im Bus bald nur noch bei Kartenzahlung? In Dortmund läuft derzeit ein Pilotprojekt. Auch andere Städte überlegen.

Es gibt junge Menschen die viel Bus fahren in Dortmund derzeit. Hin und her auf der Linie 448, die im Südwesten der Stadt die Ortsteile Hombruch, Löttringhausen und Persebeck verbindet. Unterwegs stellen sie im Auftrag von DSW 21 Fragen an die anderen Fahrgäste. Vor allem die, wie sie es finden, dass man das Busticket auf dieser Linie nicht mehr bar bezahlen kann. Was bisher einmalig ist im Ruhrgebiet.

„Pilotprojekt“ nennt das Dortmunder Verkehrsunternehmen die seit November vergangenen Jahres laufende Aktion dann auch. „Da wir nun wieder deutlich mehr Menschen befördern als noch etwa vor einem halben Jahr, war der richtige Zeitpunkt gekommen, das Projekt zu starten“, findet Heinz-Josef Pohlmann, Leiter Betrieb und Marketing bei DSW21. Mittlerweile, bestätigt Frank Fligge, Leiter der DSW21-Unternehmenskommunikation, habe das Fahrgastaufkommen wieder 80 bis 85 Prozent der Vor-Coronazeit erreicht.

In Hamburg und Berlin ist man schon weiter

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Also haben sie bei DSW Ticketautomaten in jeden Bus gehängt, der auf der ausgesuchten Linie fährt und haben entlang der Route Handzettel verteilt, die darüber informierten, dass die Tickets im 448 erst einmal nur mit Kredit-, EC-Karte oder Smartphone zu kaufen sind.

In Berlin kann man in den meisten Bussen nicht mehr mir Bargeld zahlen.
In Berlin kann man in den meisten Bussen nicht mehr mir Bargeld zahlen. © Shutterstock / Roman Yanushevsky | Roman Yanushevsky

Was in Dortmund derzeit auf einer Linie „völlig ergebnisoffen“ getestet wird, wird bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) seit letztem Sommer gleich flächendeckend ausprobiert. Und in Hamburg ist man über eine Pilotphase längst hinaus. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) schafft die Bargeldzahlung in den Bussen ab. Spätestens in zwei Jahren können die Fahrgäste dort nur noch mit speziellen Geldkarten des Verbundes bezahlen.

Entlastung für den Fahrer

Ein Vorteil der neuen Regelungen, heißt es bei allen Verkehrsbetrieben, sei die Entlastung des Fahrers vom „Verkaufsprozess“. „Das spart spürbar Zeit und sorgt für eine verbesserte Pünktlichkeit“, ist etwa Andrea Engelke, Leiterin Marketing und Kundenmanagement bei DSW21 überzeugt.

In Berlin hagelte es zu Beginn des Probelaufs dennoch Kritik. Vor allem Ältere seien oft noch auf Schein und Münze angewiesen, wetterten Fahrgastverbände und gaben zu bedenken, dass es Menschen gebe, die beispielsweise aus finanziellen Gründen nicht mit Girokarte oder Smartphone zahlen könnten. Nach und nach allerdings ist die Kritik leiser geworden, mittlerweile sogar verstummt.

Zahl der Betroffenen ist kleiner als gedacht

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In Dortmund ist der große Aufschrei bisher ausgeblieben. Es sei ja auch nicht so, stellt Fligge klar, dass man Menschen ohne Kreditkarte oder Smart-Phone-App, von der Nutzung der Busse ausschließe. „Wer weiterhin mit Bargeld bezahlen möchte, kann vor der Fahrt zu stationären Automaten oder an eine unserer Vorverkaufsstellen gehen.“

An stationären Automaten gibt es im Ruhrgebiet derzeit überall Tickets noch per Bargeld
An stationären Automaten gibt es im Ruhrgebiet derzeit überall Tickets noch per Bargeld © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Im Übrigen, so Fligge weiter, sei die Zahl der Betroffenen kleiner, als man vielleicht vermute. Von den knapp 8,5 Millionen Fahrten mit Bussen und Stadtbahnen von DSW21 im Dezember 2021 etwa, seien fast 8 Millionen mit den unterschiedlichen Abos - vom Schokoticket über Firmentickets bis hin zu BärenTickets – erfolgt. „Nur die restlichen 500.000 Fahrten gingen über Barverkäufe raus – und davon wiederum ein sehr großer Teil über die Ticketautomaten.“

Andere Städte verfolgen Pilotprojekt mit Interesse

Auch in Bochum, sagt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns, „ist die Anzahl der barzahlenden Kunden und Kundinnen in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich kleiner geworden.“ Deshalb verfolge man „interessiert“ das Projekt von DSW21, ohne derzeit Pläne für einen eigenen Testlauf zu haben.

Ähnlich ist die Lage bei der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV). „Es gilt zunächst die Akzeptanz für bargeldloses Bezahlen auf bestimmten Vertriebskanälen einzuschätzen und dann weiterhin gängige, nutzbare Alternativen aufzuzeigen“, sagt Pressesprecherin Kathrin Naß.

Bei der Ruhrbahn in Essen soll es dagegen demnächst ebenfalls ein Pilotprojekt geben. „Wir orientieren uns dabei an dem Test in Dortmund, wollen aber auch mit eigenen Umfragen das jetzige und künftige Nutzungsverhalten unserer Fahrgäste evaluieren“, bestätigt Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann. Das Ziel aber ist klar: „Letztlich soll der Umgang mit Bargeld auf dem Bus abgeschafft werden.“ So sieht das auch Heinz-Josef Pohlmann in Dortmund. „Dem bargeldlosen Bezahlen gehört die Zukunft. Das zeigen die Entwicklungen in vielen anderen Ländern.“