Gütersloh. Es gibt kein Reiseverbot für die Menschen im Kreis Gütersloh, sagt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Aber der Urlaub wird schwierig für sie.

Am Freitag beginnen in NRW die Sommerferien. Für viele Menschen im Kreis Gütersloh droht der Urlaub allerdings ins Wasser zu fallen. Wegen des massiven Corona-Ausbruchs in ihrer Heimat sind sie in deutschen Urlaubsregionen derzeit nicht willkommen und dürfen nicht einreisen.

Ehepaar aus Ostwestfalen musste wieder abreisen

Schon vor der Bekanntgabe des erneuten Lockdowns im Kreis Gütersloh sind auf Usedom am Montag Urlauber aus der Region aufgefordert worden, die Heimreise anzutreten. Auch Beherbergungsbetriebe in Bayern dürfen künftig keine Gäste mehr aufnehmen, die aus einem Landkreis einreisen, in dem die Zahl der Neuinfektionen in den zurückliegenden sieben Tagen bei mehr als 50 pro 100 000 Einwohner liegt. Das teilte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) nach einer Kabinettssitzung am Dienstag in München mit. „Das ist eine Schutzmaßnahme, die wir für wirklich notwendig halten“, sagte er.

 Die Ostseebäder sind nach der Corona-Zwangspause wieder belebt.
Die Ostseebäder sind nach der Corona-Zwangspause wieder belebt. © dpa | Stefan Sauer


Am späten Nachmittag kündigte auch Schleswig Holstein Einschränkungen an. Reisende aus Corona-Hotspots müssen dort künftig in Quarantäne und unverzüglich nach der Einreise in ihre Wohnung oder in eine andere geeignete Unterkunft, um sich dort 14 Tage lang zu isolieren, wie die Landesregierung am Dienstag mitteilte.

Man freue sich über den Saisonbeginn und über Gäste, sagt Achim Froitzheim, Sprecher des Landkreises Vorpommern-Greifswald. „Allerdings wollen wir auch unbedingt, dass sowohl unsere Bürgerinnen und Bürger gesund bleiben als auch unsere Gäste die Region gesund wieder verlassen.“ Dazu sei es unerlässlich, dafür zu sorgen, dass die entsprechenden Bestimmungen des Landes Mecklenburg-Vorpommern eingehalten werden.

Kreis bedauert: Vermieter hatte keine Wahl

Und die besagen, dass Bundesbürger, die aus einem sogenannten Corona-Hotspot stammen, nicht als Urlaubsgäste einreisen und auch nicht beherbergt werden dürfen. Deshalb, so Froitzheim, habe der Vermieter, zu dem Gäste aus Ostwestfalen angereist waren, gar keine andere Wahl gehabt, als ihnen die Zimmer zu verweigern und die Gesundheitsbehörde zu informieren.


Das Ehepaar wurde zurück geschickt. Um sicher zu gehen, dass die Gütersloher auch tatsächlich abreisten, mussten sie sich in ihrer Heimat bei den Behörden melden. Das sei für alle Beteiligten ein „unangenehmes Unterfangen“ gewesen, räumt der Kreissprecher ein. „Es hat aber gezeigt, dass Vermieter und Hoteliers aufmerksam sind und die für solche Fälle vorgesehenen Meldeketten funktionieren.“

Negativer Test - Aufenthalt erlaubt

Ganz auf Urlaub verzichten müssen Reisende aus dem Raum Gütersloh aber dennoch nicht. Seit Dienstag dürfen sie etwa in den Landkreis Vorpommern-Greifswald einreisen, wenn sie einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist. Wer bereits vor Ort ist, kann sich kostenpflichtig an einem Abstrichzentrum testen lassen, muss mindestens eine Nacht in Quarantäne, darf aber bei negativem Ergebnis seinen Urlaub fortsetzten. Auch Bayern lässt Menschen aus innerdeutschen Risiko-Gebieten einreisen, die einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen können.

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Immerhin: Das Geld für Das gebuchte Zimmer oder Ferienhaus bekommen die Betroffenen zurück, wenn sie nicht aufgenommen werden. „Der Vermieter konnte seine Leistung schließlich nicht erbringen“, sagt der Gelsenkirchener Anwalt Arndt Kempgens. Schadensersatz allerdings kann der Urlauber nicht fordern. „Statt nach Usedom dann nach Mallorca zu reisen und die höheren Reisekosten vom ursprünglichen Vermieter einfordern, das geht nicht.“

Laschet warnt: „Menschen nicht stigmatisieren“

Der Starnberger See in Bayern. Auch hier brauchen Uraluber aus Gütersloh einen negativen Corona-Test  Foto: Sascha Schuermann/ddp
Der Starnberger See in Bayern. Auch hier brauchen Uraluber aus Gütersloh einen negativen Corona-Test Foto: Sascha Schuermann/ddp © ddp | Sascha Schuermann


Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach riet am Dienstag unterdessen ausdrücklich davon ab, dass Bewohner des Kreises Gütersloh zu Urlaubsreisen aufbrechen, ohne dass sie zuvor getestet worden seien. „Dann besteht die Gefahr, dass das Virus aus Gütersloh wieder verbreitet wird“, sagte Lauterbach.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warnte allerdings davor, die Menschen aus dem Kreis Gütersloh nun „unter Generalverdacht“ zu stellen. Mit Blick auf „touristische Absagen“ für Reisende aus dem ostwestfälischen Kreis sagte Laschet in Düsseldorf: „Dazu gibt es überhaupt keinen Anlass.“ Die Menschen aus dem Kreis dürften nicht stigmatisiert werden.

Grüne ärgern sich über „verwirrende Aussagen“

Laschet verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass es neben den mittlerweile mehr als 1550 Corona-Infektionen beim Fleischbetrieb Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im gesamten Kreis Gütersloh derzeit nur 24 Corona-Fälle gebe. Es gebe „keine Reiseeinschränkung“. Man könne nur dringend an die Menschen appellieren, „jetzt im Kreis zu bleiben“.

Die Grünen-Fraktionschefin im Düsseldorfer Landtag, Monika Düker, warf der schwarz-gelbe Landesregierung daraufhin vor, sie lasse „die Menschen mit verwirrenden Aussagen allein“. „Kurz vor den Sommerferien ist den Menschen in der Region erneut völlig unklar, wie sie ihre Erholungszeit gestalten können, wie sie sich verhalten müssen, welche Einschränkungen ihnen drohen und was sie machen, wenn sie in ihren gebuchten Urlaubsunterkünften abgewiesen werden.“