Essen/Duisburg. Volle Straßen in NRW – das ist eigentlich jeden Morgen so, aber vor allem im Herbst. Stauforscher Michael Schreckenberg erklärt, warum.
Spätestens im November brauchen Pendler starke Nerven: Herbst-Stau! Blechlawinen verstopfen die Straßen der Ruhrgebietsstädte, und besonders im Berufsverkehr häufen sich die Staumeldungen. Alltag im Spätherbst. Aber warum herrscht gerade im November Dauerstau auf den Straßen und Autobahnen im Revier?
Erklären kann das Prof. Michael Schreckenberg. Der Physiker von der Uni Duisburg beschäftigt sich berufsbedingt mit Staus.
Grund 1: Mehr Autos und Lkw
Eigentlich sei der Mai der verkehrsreichste Monat. Doch auch im November gebe es ein hohes Verkehrsaufkommen. „Die Herbstferien sind zu Ende und nur wenige Leute haben im November Urlaub.“ Wegen der ungemütlichen Witterung fahren auch weniger Pendler mit der Bahn, sondern steigen ins kuschelige Auto um. Also sind besonders viele Autofahrer unterwegs. Und mit Weihnachten im Blick werden auch mehr Waren zu den Geschäften transportiert - die Zahl der Lkw steigt.
Grund 2: Glätte, Dunkelheit, schlechte Sicht
Doch damit nicht genug. Zusätzlich sei es die Witterung, die den Autofahrern Probleme bereite: „Die Sonne steht tief, es wird früh dunkel und dazu liegt Laub auf den Straßen.“ Dazu kommen beschlagene und vereiste Scheiben – gerade bei Sonnenaufgang eine große Gefahr.
Grund 3: Passiverer Fahrstil
Ein weiteres Problem: Das tendenziell schlechtere Wetter im Herbst führt zu einem "passiveren Fahrstil", sagt Stephan Lambrecht vom Landesbetrieb Straßen NRW. Heißt: Bei Dunkelheit, Nässe und Glättegefahr fahren die Autofahrer tendenziell langsamer und lassen größere Lücken zwischen den Fahrzeugen. Das senke die Kapazität der Straßen um bis zu zehn Prozent.
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Unfälle sorgen vor allem im Berufsverkehr für Stau
Besonders im morgendlichen Berufsverkehr sei die Gefahr eines Staus groß. „Morgens haben die Leute Termine und müssen pünktlich los. Da gibt es keine Alternativen“, berichtet Michael Schreckenberg. Das Verkehrsaufkommen sei dementsprechend hoch, aber auch kurzweilig. „Wir haben eine schmale, aber hohe Morgenspitze.“
Komme es dann vermehrt zu Unfällen (was bei dunklen, nassen Straßen eben öfter passiert), sei diese Spitze nicht mehr schmal, sondern breit. Über einen längeren Zeitraum herrscht hohes Verkehrsaufkommen. Deswegen könne es auch passieren, dass um 10.30 Uhr noch Staus gemeldet werden würden, „wo normalerweise nichts mehr los ist.“
Auch im Bahnverkehr kann es witterungsbedingt zu Verspätungen kommen. Ein zufällig gefundenes, älteres Beispiel, getwittert von der Eurobahn: „Auf Grund rutschiger Schienen kommt es im gesamten Eurobahn-Netz zu Verspätungen von 10-15 Min.“
Ein Sprecher des Unternehmens erklärt die November-Problematik der Bahn: „Durch das fallende Laub entsteht auf den Schienen ein Schmierfilm. Das kann zu Flachstellen führen.“ Heißt: Blätter und Schmutz sorgen dafür, dass die Zugräder nicht mehr rollen, sondern gleiten. Das zwingt die Lokführer zum Langsamfahren.
Und wenn das Laub weg ist? Dann kommt der Winter...