Heinsberg. Heinsbergs Landrat Stephan Pusch hat in einem Video die Impfstrategie deutlich kritisiert: „Es geht hier nicht um die Vergabe von Theaterkarten.“

  • Der Heinsberger Landrat Stephan Pusch kritisiert in einem Facebook-Video die Impfstrategie der EU und der Bundesregierung. Er wirft ihnen vor, „naiv an die Sache“ herangegangen zu sein.
  • Nach Ende des derzeitigen Lockdowns fordert er die Öffnungen von Schulen und Betrieben.
  • Zudem sollen nach Puschs Ansicht klare Konzepte für Friseursalons erarbeitet werden.
  • Facebook-Nutzer wünschen sich den CDU-Politiker in den Bundestag.

Der Heinsberger Landrat Stephan Pusch (CDU) redet für gewöhnlich nicht lange um den heißen Brei herum. In seinen Videobotschaften auf Facebook äußert er sich regelmäßig zur aktuellen Corona-Lage im Kreis.

Am Donnerstag knöpfte er sich die Impfstrategie der EU und der Bundesregierung vor: „Ich habe den Eindruck, man möchte darüber hinwegtäuschen, dass man sehr naiv an die Sache heran gegangen ist.“ Gesundheitsminister Spahn, die EU und die Impfstoffhersteller schöben sich aktuell gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Andere Staaten wie Israel seien bereits deutlich weiter.

Landrat Stephan Pusch: „Hier rufen Leute bitter weinend an“

Nicht nur die Beschaffung des Impfstoffs, auch dessen Verteilung an die Bevölkerung kritisierte der Landrat. Auf einer Skala von 1 bis 100 läge seine Laune aktuell bei „minus 20“: „Hier rufen Leute bitter weinend an“, erzählt Pusch, der seit 2004 im Amt ist. „Wenn meine Mitarbeiter im Moment Seelentröster, Prellbock und alles mögliche sind und natürlich jetzt gar nicht mehr können und weinend am Telefon sitzen, dann läuft irgendwas falsch.“

Pusch weiter: „Wenn man doch wochenlang Zeit hatte und weiß, dass es hier nicht um die Vergabe von Theaterkarten geht, sondern darum, dass Leute Angst haben, keinen Impftermin zu bekommen, weil sie um ihr Leben fürchten, dann muss ich sagen, ist das sehr sehr bescheiden, was da aufgesetzt worden ist.“

Facebook-Nutzer wünschen sich Pusch in den Bundestag

Unter dem Hashtag
Unter dem Hashtag "hsbestrong" hat der Heinsberger Landrat Stephan Pusch schon einige Videos auf Facebook gepostet. Bei den Nutzern kommt das gut an. © Henning Kaiser / dpa | Unbekannt

Auf Facebook kommen die klaren Worte des CDU-Politikers gut an. „Warum ist er eigentlich nur Landrat? Den bräuchten wir im Bundestag“, lautet ein Kommentar unter dem Video. Ein weiterer Nutzer geht sogar noch weiter und schreibt: „Ein Mann der klaren Worte. Der Posten als Bundeskanzler ist noch frei.“

Viele Nutzer bedanken sich auch einfach nur bei Pusch für das Statement und vermissen so etwas bei anderen Politikern. Ein Beispiel: „Danke Herr Pusch!! Danke, dass wenigstens einer die Basis, die Bürger/innen, die sich langsam von der Politik auf den Arm genommen fühlen, hört und versteht.“

Pusch ist bekannt für seine klaren Worte

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Der Heinsberger Landrat war im vergangenen Frühjahr so etwas wie der Star der Corona-Krise. Sein Kreis war als erstes und am stärksten von der Pandemie betroffen. Der 52-Jährige setzte zu der Zeit alles auf Kommunikation und fand in Facebook-Videos deutliche Worte. Mit klaren Appellen wie „Leute, begebt Euch in eine Ausgangssperre light!“ erreichte er die Menschen.

Mit Blick auf das Ende des Lockdowns am 14. Februar hat der Christdemokrat ebenfalls klare Vorstellungen und fordert „intelligente Lösungen“. Schulen und Betriebe müssten dann wieder öffnen.

NRW-Schulministerin Gebauer pflichtet Pusch bei

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer kann Puschs Forderungen verstehen. „Ich habe auch immer gesagt, wir müssen zumindest anteilig die Kinder wieder in die Schulen bringen“, so die FDP-Politikerin gegenüber WDR2. Das Ministerium werde sich in der kommenden Woche wieder mit den Verbänden zusammensetzen.

 Zudem wünscht sich Pusch Konzepte, wie beispielsweise der Besucherverkehr in Friseursalons entzerrt werden kann. An die Landes- und Bundesregierungen gewandt sagte Pusch: „Wenn man das auf der höchsten Ebene nicht verantworten will, dann gebt uns bitte schön auf der örtlichen Ebene die Verantwortung zurück.“

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Zuspruch dafür bekam Pusch von der SPD-Fraktion im Landtag, die das Video als ein „eindringliches Signal an die Landesregierung“ sehen, Kreise und kreisfreie Städte mehr einzubinden. „Die wahren Krisenmanager sind die Verantwortlichen in den Kreisen und kreisfreien Städten“, heißt es von den Sozialdemokraten. (mit dpa)

Schauen Sie sich hier das ganze Video von Pusch auf Facebook an (externer Link).

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