Der Heinsberger Landrat Pusch und der Landkreistag zeigen, dass das Selbstlob von Landes- und Bundesregierung unangemessen ist.

Die Wutrede des Heinsberger Landrats Pusch sollte ein Weckruf sein für seine Parteifreunde in Düsseldorf und Berlin. Der unkonventionelle CDU-Mann hat bereits in der Frühphase der Corona-Krise ein Talent für richtige Worte und rasche Taten bewiesen. Als in Heinsberg Anfang 2020 die ersten Infektionen auftraten, erkannte der Landrat als einer der Ersten die große Gefahr. Der Kommunalpolitiker, der mit Klartext-Ansagen zum bundesweit bekannten „Papa Pusch“ aufstieg und mit fast 80 Prozent wiedergewählt wurde, hat nun Landes- und Bundesregierung die Leviten gelesen.

Dass sich Ministerpräsident Laschet und sein „Tandem-Partner“ Spahn seit Wochen für ihr Corona-Krisenmanagement auf die Schulter klopfen, sorgt an der Basis augenscheinlich für Verwunderung. Die seit Wochen leer stehenden Impfzentren, eine anachronistische Kontaktnachverfolgung in den Gesundheitsämtern,  widersprüchlichen Ansagen zu Schul- und Kita-Betrieb – bei allem Verständnis für Entscheidungen unter Unsicherheitsbedingungen einer Pandemie hat sich Frust aufgestaut.

Vor allem das regierungsamtliche Schönreden der chaotischen Impf-Terminvergabe an die Ü80-Generation sorgt seit Wochenbeginn für Kopfschütteln. Statt sich für die absehbaren Engpässe in den Hotlines und Buchungsportalen zu entschuldigen, wurde der älteren Generation und ihren Angehörigen noch indirekt ein Vorwurf gemacht, gleich am Montagmorgen zum Telefonhörer gegriffen zu haben