Krefeld. Gesundheitsminister Laumann besucht Krefelder Arztpraxis. Er möchte den 11.000 Hausärzten danken, die sich an der Impfkampagne beteiligt haben.
Mit einem frechen Spruch sorgte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) Mitte November vergangenen Jahres für Empörung bei den NRW-Hausärzten: Die Ärzte sollten mehr Tempo machen beim Impfen: „Statt Golfplatz am Samstag Impfen am Samstag“, sagte Laumann. Die Ärzte waren sauer - trotz späterer Entschuldigung des Ministers.
Doch das liegt lange zurück: Inzwischen ist klar, dass die rund 11.000 Hausärzte in NRW Extraschichten geschoben und einen Großteil der Impfkampagne des Landes getragen haben. Am Donnerstag besucht der Gesundheitsminister eine Gemeinschaftspraxis in Krefeld - auch um dafür Danke zu sagen.
Drei Viertel der Impfungen von Hausärzten in NRW
Mehr als 38 Millionen Impfungen sind seit dem Start der Kampagne in den letzten Tagen des Jahres 2020 verabreicht worden - je rund 14 Millionen Erst- und Zweitimpfungen und mehr als 10 Millionen Boosterimpfungen.
Etwa drei Viertel - also deutlich über 28 Millionen Impfungen - haben dabei die Hausärzte in NRW übernommen. Und das in den Spitzenzeiten vielfach in Sonderschichten außerhalb des normalen Praxisgeschäfts, wie die Sprecherin des Hausarztverbandes Nordrhein, Monika Baaken, betont.
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„Nordrhein-Westfalens niedergelassene Ärzteschaft hat in der Pandemie Außerordentliches geleistet - sowohl bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten als auch als wichtige Stütze der Impfkampagne des Landes“, schreibt das Laumann-Ministerium in seiner Einladung.
Rund 8000 Hausärzte in NRW impfen noch
Die Hausärzte hätten sich dabei auch durch abschreckende Bürokratiehürden nicht stoppen lassen, berichtete Baaken: Formulare mit 26 Abrechnungsziffern für einen einzigen Pieks, strenge Meldefristen und ausufernde Fragebögen für die Dokumentation der Impfungen - all das habe die Praxen und vor allem die medizinischen Angestellten, an denen der Papierkrieg vielfach hängenblieb, entnervt. Dennoch hätten die allermeisten Praxen mitgemacht - auch jetzt, wo die Nachfrage nach den Impfungen nachgelassen habe, seien es immer noch rund 8000 Hausärzte in NRW, sagt Baaken.
Die Hausärzte seien am nächsten an ihren Patienten, und sie hätten durch die alljährlichen Grippeschutzimpfungen die nötige Erfahrung, „was es heißt, einmal im Jahr ein ganzes Volk durchzuimpfen“, lobt ein Ministeriumssprecher.
Solche freundlichen Töne hat die Ärzteschaft aber nicht immer gehört. Zu Beginn der Pandemie, als der Impfstoff noch knapp und begehrt war, habe es „Kommunikationsprobleme“ zur Arbeitsteilung zwischen Hausarztpraxen und den kommunalen Impfzentren gegeben.
Kritik an den Honoraren für die impfenden Hausärzte
Praxen hätten kaum Impfstoff bekommen und es sei bei der Ärzteschaft zeitweise der Eindruck entstanden, dass die großen Impfzentren künstlich am Leben erhalten würden und mit den Praxen um Impfstoff konkurrierten, sagt die Hausärztevertreterin. Bei der Booster-Impfwelle habe der Austausch dann viel besser geklappt.
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Kritik gab es in der öffentlichen Diskussion teils auch an der Höhe der Honorare von aktuell 28 Euro pro Impfung und 36 Euro am Wochenende. Die Hausärzte müssten davon aber Personal und teils auch zusätzlich gemietete Räume bezahlen. Das Honorar sei angesichts des Beratungsaufwandes angemessen, sagt die Ärztevertreterin.
Dass der neue Protein-Impfstoff des US-Herstellers Novavax, der seit Ende Februar ausgeliefert wurde, auch zunächst wieder über die Impfzentren der Kommunen und nicht die Hausärzte verteilt wird, ist für die Ärzteschaft offenbar kein großes Problem. „Novavax soll die Impfzauderer abholen - und die zu überzeugen, ist ein mühsames Geschäft“, sagt Baaken. Viele Hausärzte seien ganz froh, dass sie damit derzeit nichts zu tun haben und sich wieder mehr um ihre Nicht-Corona-Patienten kümmern können. (dpa)