Essen. Rüde Geschäftsmethoden wirft die Anklage zwei Männern einer libanesischen Essener Familie vor. Ein Deutscher ist ebenfalls angeklagt.

Um Clan-Kriminalität soll es gehen im Verfahren vor der VII. Strafkammer. Aber so richtig will dieser Eindruck am Dienstag im Saal 101 des Essener Landgerichtes nicht aufkommen. Kein Zuschauer beobachtet den Prozess, kein Polizist bewacht ihn. Dabei sitzen auf der Anklagebank zwei Brüder der libanesischstämmigen Familie R., die von der Polizei als "Clan" bezeichnet wird.

Neben den Brüdern Firas (44) und Mohamed (28) muss sich auch noch der Duisburger Ulrich A. (63), erkennbar kein Libanese, wegen "besonders schwerer räuberischer Erpressung" verantworten. Im Kern geht es um mutmaßlich sehr rüde Geschäftsmethoden beim Aufstellen von Spielautomaten in Shisha-Bars.

Angeklagte betreiben Shisha-Bar

Das ist wohl ähnlich wie bei den Pachtverträgen für Gaststätten, wenn die Brauerei als Vermieter darauf achtet, dass der Wirt das Bier nur bei ihr kauft. Ulrich A. jedenfalls ist jemand, der professionell Spielautomaten aufstellt. Zudem ist er seit längerer Zeit mit Firas R. bekannt, der im Essener Stadtteil Schonnebeck gemeinsam mit seinem mitangeklagten Bruder Mohamed eine Shisha-Bar betreibt.

Die Spielautomaten in diesen Räumen soll Ulrich A. aufgestellt haben. Damit profitierte er von den Einnahmen. Die Automaten sollen mehrere tausend Euro im Monat einspielen, die Hälfte der Einnahmen soll an den Aufsteller gehen. Etwa Ende 2018 liefen wohl die Verträge aus, und ein anderer Aufsteller kam zum Zuge. Auch er ein Deutscher, dessen Firma in Oberhausen sitzt.

20.000 Euro Schulden

Dieser Wechsel barg ein echtes Problem. Denn Firas R. soll bei Ulrich A. Schulden über rund 20.000 Euro gehabt haben. Er soll sie in Raten zurückgezahlt haben - über die Automateneinnahmen. Diese Möglichkeit fiel jetzt weg.

Ab da beginnt laut Anklage die Serie von Taten, mit denen der Aufsteller aus Oberhausen aus dem Geschäft gedrängt werden sollte. Das hört sich dann an wie in einem Mafiafilm aus den USA.

"Blut wird fließen"

In einem Gespräch in der Schonnebecker Shisha-Bar am 22. Februar 2019 sollen Firas R. und Ulrich A. dem Sohn des Oberhauseners verdeutlicht haben, er solle schleunigst seine Geräte abbauen. Der Duisburger habe schon eigene Automaten im Kofferraum, die er aufstellen wolle.

Doch der Konkurrent soll sich geweigert haben. Darauf Firas R, so wie die Anklage es darstellt: "Dann pack' ich dich in den Kofferraum, fahre ans Meer und entsorge dich. Blut wird fließen." Von Blut soll auch der Duisburger Ulrich A. gesprochen haben. Er gehöre zur Unterwelt und habe Leute, die das für ihn erledigten.

Spielautomaten beschädigt

Ein weiteres Gespräch am 6. März soll erfolglos geblieben sein. Deshalb, so die Anklage, sei Firas R. abends in der Shisha-Bar erschienen, er habe geschrien, randaliert und einen Automaten des neuen Aufstellers beschädigt. Beim Rausgehen soll er dem Oberhausener gedroht haben: "Ich krieg dich schon, ich töte euch."

Mitte April 2019 soll Firas R. mit seinem Bruder in die Bar eingedrungen sein. Pächter war er dort schon seit zwei Monaten nicht mehr. Sie sollen das Inventar aus den Räumen gestohlen haben.

Streit mit einem anderen Bruder

Zum Hintergrund soll auch noch ein Streit zwischen Firas R. und seinem weiteren Bruder Jamal R. gekommen sein. Der betrieb damals eine Bar im Essener Nordviertel und hatte plötzlich auch den Oberhausener für die Automaten verpflichtet. Vor wenigen Wochen saßen diese beiden Brüder noch zusammen auf der Anklagebank vor der XVII. Strafkammer. Vorgeworfen wurde ihnen eine gewalttätige Racheaktion in der Ausländerszene. Aber da gab es Freispruch. Verurteilt wurden sie lediglich wegen kleinerer Delikte.

Was jetzt herauskommen wird, lässt sich nicht absehen. Die angeklagten Brüder R. schweigen, der Duisburger erklärt im freundlichen Plauderton seine Unschuld. Es habe sich um normale Geschäfte gehandelt, allerdings sei es nicht üblich, Mitbewerber so aus dem Geschäft zu drängen, wie es der Oberhausener gemacht habe. Und das in einer Zeit, als es den Shisha-Bars schlecht ging, weil "es immer wieder Razzien der Polizei gab".

Vergleich mit Stauder und Köpi

Der Duisburger wählt volkstümliche Vergleiche. Wenn der Wirt in einer Stauderkneipe plötzlich Köpi zapfe, lasse Stauder das ja auch nicht durchgehen. Richterin Karin Maiberg erinnert ihn daran, dass solche Firmen im Gegensatz zu ihm schriftliche Verträge abschlössen. Drei weitere Tage plant die Kammer.