Wuppertal/Solingen. Im September 2020 fand die Polizei in einer Solinger Wohnung fünf tote Kinder. Die Staatsanwaltschaft wirft der Mutter nun fünffachen Mord vor.

Die Anklage wegen fünffachen Mordes gegen die Mutter, die in Solingen fünf ihrer sechs Kinder umgebracht haben soll, ist fertig. Das hat ein Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitgeteilt. Der Verteidiger der Frau sei darüber informiert worden.

Die zur Tatzeit 27-Jährige habe ihre Kinder den Ermittlungsergebnissen zufolge mit einem nicht verschreibungspflichtigen Mittel gegen Übelkeit erst sediert und dann erstickt. Dies wertet die Staatsanwaltschaft als Heimtücke.

Tod von fünf Kindern in Solingen: Gericht muss noch über Klagezulassung entscheiden

Ob die Beschuldigte vermindert schuldfähig war, stehe noch nicht fest. Sie habe sich zunächst nicht von einem Psychiater begutachten lassen wollen. Dies solle aber nun nachgeholt werden. Das Wuppertaler Landgericht muss noch über die Zulassung der Anklage entscheiden. Dort bestätigte ein Sprecher den Eingang der Anklage zunächst nicht.

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Die fünf toten Kinder waren am 3. September vergangenen Jahres entdeckt worden. Ihre Mutter hatte sich nach der Tat im Düsseldorfer Hauptbahnhof vor einen Zug geworfen, aber schwer verletzt überlebt. Der Haftbefehl wegen Mordverdachts war ihr in einer Klinik am Krankenbett verkündet worden.

Der Tatort in Solingen-Hasseldelle. Ein Kinderrad und ein Schuhregal stehen vor der Wohnung, in der die Frau ihre fünf Kinder umgebracht haben soll.
Der Tatort in Solingen-Hasseldelle. Ein Kinderrad und ein Schuhregal stehen vor der Wohnung, in der die Frau ihre fünf Kinder umgebracht haben soll. © Marcel Kusch/dpa | Unbekannt

Polizisten hatten in ihrer Wohnung im Solinger Stadtviertel Hasseldelle die fünf toten Kinder Melina (1), Leonie (2), Sophie (3), Timo (6) und Luca (8) entdeckt.

Ermittler: Mutter soll emotional überfordert gewesen sein

Zwischenzeitlich hatte die Frau behauptet, ein Unbekannter sei in ihre Wohnung eingedrungen und habe ihre Kinder umgebracht. Für diese Version seien aber keinerlei Spuren oder Ansatzpunkte entdeckt worden, so der Staatsanwalt. Es deute nichts darauf hin, dass es so gewesen sein könnte.

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Die Ermittler vermuteten, dass die alleinerziehende Mutter die Tat ein Jahr nach der Trennung von ihrem Mann in einem Zustand emotionaler Überforderung begangen hat. Die Ehe sei zerrüttet gewesen.

Dem Solinger Jugendamt war die Familie vor der Tat bereits bekannt. Erkenntnisse zu einer potenziellen Gefährdung der Kinder habe es aber nicht gegeben.

Elfjähriger Sohn überlebte die Tat als einziges Kind der Familie

Der älteste, damals elfjährige Sohn der Frau hatte als einziges Kind überlebt. Er war mit der Bahn zu seiner Großmutter nach Mönchengladbach gefahren, bevor seine Mutter in Düsseldorf einen Suizidversuch unternahm. Der Verteidiger der Frau war am Freitag für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. (dpa)