Essen. Gesundheitsminister Jens Spahn will die Vergütung für den digitalen Impfausweis ab Juli offenbar kürzen. Wie Apotheker aus NRW darauf reagieren.
Die Nachricht, dass Gesundheitsminister Jens Spahn die Vergütung für die digitalen Impfnachweise ab dem 1. Juli offenbar kürzen will, stößt bei den Apotheken auf Kritik. Demnach sollen sie zukünftig statt 18 Euro nur noch sechs Euro für ein ausgestelltes Zertifikat erhalten.
Für Klaus Michels, Vorsitzender des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL), wird das Ganze zum Politikum. „Der Wahlkampf wird auf dem Rücken der Apotheken vor Ort und damit letztlich auch der Patienten ausgetragen.“ Bereits zum wiederholten Male kürze die Bundesregierung das Honorar pandemiebedingter Sonderleistungen auf Drängen der Opposition. „Wir Apotheken vor Ort benötigen Planungssicherheit“, so Michels. Eine erneute Kürzung der Vergütung sei eine Ohrfeige für die Apothekenbeschäftigten.
Apotheken stellen extra Personal für den digitalen Impfpass ein
Das Problem: Das Ausstellen der Zertifikate ist mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden. So hat etwa Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR), in seinen eigenen Apotheken extra neue Computer angeschafft und zusätzliches Personal angestellt. „Es ist nicht in Ordnung, nur ein paar Tage nachdem das Projekt angelaufen ist, nun schon wieder die Pläne zu ändern.“ Durch die geringere Vergütung hätten die Apotheken keine richtige Planungssicherheit mehr. Wenn es wirklich dazu käme, dann müsse jeder Apotheker für sich prüfen, ob er den Service weiter anbiete, so Preis.
Hinzukommt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Apotheken in NRW nicht einfach nur das Zertifikat ausstellen. Laut Preis haben Apothekerinnen und Apotheker den Patienten vielerorts auch die Apps erklärt, beim Einscannen der QR-Codes geholfen und viele offene Fragen beantwortet.
Trotz Widrigkeiten: Verbände ziehen erstes positives Fazit
Wie der AVWL erklärt, kämen in einigen Apotheken zudem Menschen neben dem gelben Impfheftchen auch mit den alten weißen Impfbüchern, mit roten Impfheften aus der DDR oder Nachweisen aus Impfzentren. All das erhöhe den Zeitaufwand bei der Ausstellung der Zertifikate nochmals.
Trotz aller Widrigkeiten ziehen die Verbände ein positives Fazit nach der ersten Woche. Laut AVWL bieten im Verbreitungsgebiet Westfalen-Lippe mittlerweile 1500 von 1800 Apotheken den Service an. Auch Thomas Preis vom AVNR ist zufrieden: „Das Ganze ist ein Mammutprojekt, aber die erste Woche ist sehr gut verlaufen.“ Sowohl die Bürger als auch die Mitarbeiter gäben allesamt positives Feedback, auch wenn es hier und da noch etwas ruckelt.