Bochum. Vier Bochumerinnen besingen die Frauen-WM. „Wir werden wieder Weltmeisterin“ soll die Hymne des Großereignisses werden. Bei Youtube ist das Lied der „Sommermädchen“ bereits der Renner.

. Zur Herren-WM hat Herbert gesungen, und der kommt auch aus Bochum. Wie die „Sommermädchen“, die fünf Jahre später auf Deutschlands nächstes Sommermärchen einstimmen: „Wir werden wieder Weltmeisterin“ soll die Hymne sein zum Frauen-Fußball-Weltpokal.

Ob sie das bei der Fifa schon wissen? Ob der DFB schon reingeklickt hat bei Youtube und SIE gesehen: diese vier jungen Frauen im Deutschland-Trikot, groß geworden im Schatten des Ruhrstadions, immerhin Spielort beim Turniern im eigenen Land, das in zwei Monaten beginnt? Wie sie singen und lachen und die Haare fliegen lassen, die Fahne und die Träume hoch – „Jetzt wird König Fußball endlich Königin“!“

Eine überzeugende Viererkette – nur spielen diese Damen keinesfalls Abwehr, sondern nehmen ihr Publikum im Sturm: Über 6500-mal wurde ihr Video in kaum drei Wochen angesehen, und wer dabei bleibt, vierminutenzwölf, wird den Ohrwurm nicht mehr los: „Wir werden wieder – Pause – Weltmeisterin! Wir werden wieder – Weltmeisterin! Wir werden wieder…“ Eine Frage, ob die Frauschaft da noch anders kann.

„Ihr habt die Eier“

Dabei stecken hinter diesem Team männliche Trainer, beide ebenfalls aus Bochum. Der Musikkabarettist und Kleinkunstpreisträger Christian Hirdes („No woman in Kray“) hat das Lied geschrieben, der Musiker und Produzent Guntmar Feuerstein („Ape und Feuerstein“, „Strandjungs“) nahm die Nummer auf. Nicht auszuschließen, dass, bei aller beteuerten Liebe zum Frauen-Kick, aus der Hand einer weiblichen Kraft solche Textzeilen nicht geflossen wären: „Ihr habt die Eier, macht das nächste Sommermärchen wahr/Zeigt uns, wo der Hammer hängt, und macht ihn rein!“

Die Mädels allerdings, da­runter zwei Feuerstein-Töchter, nicht gecastet, sondern als gut gekannt, singen das mit fröhlicher Natürlichkeit. Emi­ly, die ihre Karriere einst mit der Blockflöte begann, Lissi, bei der das Schicksal vor die Flöte die Triangel hängte, Annika mit Klavier- und Chorerfahrung, Carla, die alles probiert zwischen Geige und Ukulele. Studentinnen, die mit ehrlichem Augenaufschlag zugeben, dass sie mal für Olli Kahn geschwärmt haben. Dass sie Fußball gern gucken, weil das „nicht so gedankenintensiv“ ist und sie sich entspannen, „wenn andere sich abrac­kern“. Oder dass sie Paderborn-Fan sind – das in Bochum in diesen Tagen zu sagen, dazu gehört Mut.

Keine Zeit, berühmt zu werden

Wie dazu, sich mit diesem Song, der so anders klingt als die Charts, die sie sonst hören, vor die Kamera zu stellen. Und wenn die Vermarktungsmaschine läuft, vielleicht auf die Fanmeilen der WM. In Potsdam, Gladbach oder Wolfsburg. Ihre Hintermannschaft aus dem Video werden sie allerdings nicht mitnehmen können: die heiteren Damen aus der Karnevalstruppe „Cäcilienfunken“, die kleinen Sänger von der Maischützen-Grundschule und die etwas er­staunt wirkenden Herren vom MGV Germania: „Wir werden wieder Weltmeisterin.“

Das alles „wächst einem ans Herz“, sie mögen ihr Lied, aber eigentlich haben sie keine Zeit, berühmt zu werden, mitten im Semester. An­de­rerseits wollen sie mitwirken an der guten Stimmung, „es geht auch um Deutschland“ und plötzlich ge­gen Konkurrenz: Da sind ein paar Trompeten bei Youtube, die sich auch „Sommermädchen 2011“ nennen, und dann die Frau Heuser mit „Endlich ist es so weit“, gar nicht so schlecht.

Wenn aber die deutschen Frauen siegen, wenn sie feiern nach dem Finale, und im Hintergrund spielen sie sein Lied (und sei das auch nicht in Bochum): Komponist Hirdes würde „anfangen zu weinen“.