Duisburg..
Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Viele hoffen, dass das „Sommermärchen“ der Männer-WM von 2006 wieder auflebt. ZeusPower-Redakteur Daniel Klump sprach mit Nationalspielerin Alexandra Popp über ihre erfolgreiche Karriere, die WM im eigenen Land und über ihre Ziele.
Alexandra Popp, Sie sind erst 19 Jahre alt und trotzdem extrem erfolgreich. Sie gewannen unter anderem die Junioren-Europameisterschaft und -Weltmeisterschaft, bekamen den Goldenen Ball und Schuh verliehen, UEFA-Pokal-Siegerin und DFB-Pokal-Siegerin sind Sie auch. Wundern Sie sich nicht manchmal über ihre steile Karriere?
Doch sehr. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Als ich aus der Verbandsliga nach Duisburg in die Bundesliga wechselte, war meine Erwartung eher, reinzuschnuppern und kurze Einsätze zu bekommen. Ich entwickelte mich aber schnell zu einer Stammspielerin. Dabei konnten mir erfahrene Spielerinnen wie Inka Grings besonders helfen.
Haben Sie eine Absicherung, falls es mit dem Fußball nicht mehr so rund laufen sollte?
Ja, ich habe im letzten Jahr mein Fachabitur absolviert und mache im Moment ein Jahrespraktikum in einer Physiotherapie-Praxis. Meine Chefin ist auch die Physiotherapeutin meiner Mannschaft, so bekomme ich öfter frei, da sie natürlich immer mit mir unterwegs ist. Ein zweites Standbein ist mir wichtig, denn man kann sich schnell verletzen und das war’s dann mit der Karriere.
Sie bekamen schon Angebote aus dem Ausland. Wieso lehnten Sie das des französischen Clubs Olympique Lyon ab?
Ich bin ein Familienmensch. Außerdem war ich zum Zeitpunkt des Angebotes erst 16. Ich besaß kaum Englischkenntnisse, Französisch konnte ich auch nicht sprechen. Später kann ich mir aber eine Zukunft im Ausland gut vorstellen, jedoch bleibe ich erst mal in Deutschland.
Der Männerfußball ist in Deutschland populärer. Vergleichen Sie sich manchmal mit den Herren?
Nein, ich vergleiche mich nicht mit ihnen. Es wäre auch unfair, denn der Männerfußball ist in Deutschland eine Domäne und natürlich auch populärer. Meiner Meinung nach ist der Frauenfußball für sein junges Alter aber auch sehr populär und entwickelt sich gut.
Fehlt dem Frauenfußball gegenüber den Männern etwas?
Den Frauen fehlt neben großen Sponsoren vor allem die große Medienunterstützung wie bei den Männern.
Sie spielen im Sturm und in der Abwehr. Was machen Sie lieber?
Ich spiele da, wo ich der Mannschaft am besten helfen kann. Im Sturm kann ich aber mehr tricksen und auf Risiko gehen. In der Abwehr geht das natürlich nicht.
Haben Sie ein persönliches Vorbild?
Ja, Pavel Nedved. Ich war früher in den Jugendmannschaften oft im linken Mittelfeld - so wie er. Er war schnell und technisch gut. Mir gefiel aber auch seine persönliche Art und Weise und sein Umgang mit den Medien besonders. So war mir Nedved schnell sympathisch.
Bei der U20-Weltmeisterschaft im letzten Sommer waren Sie besonders erfolgreich: Sie gewannen den Titel und persönlich den Goldenen Ball für die beste Spielerin und den Goldenen Schuh für die meisten Tore im Turnier. War das für Sie etwas ganz besonderes?
Es war wirklich einzigartig, den Pokal in den Händen zu halten. Wir haben während des ganzen Turniers eine super Teamarbeit abgeliefert und haben verdient gewonnen. Der Goldene Schuh und Ball waren das „i“-Tüpfelchen dieser Leistung. Mein Ziel ist es jetzt, an Vergangenes anzuknüpfen.
Nun steht die WM der A-Elf im eigenen Land an. Hoffen Sie nun auf ein Sommermärchen „reloaded“?
Auf jeden Fall! Ein Turnier im eigenen Land ist natürlich etwas ganz Besonderes für uns. Es ist aber auch Marketing für den Frauenfußball, denn das Medieninteresse ist riesig und viele Karten sind schon verkauft. Ich denke, wir werden gut abschneiden und haben eine realistische Chance auf den Titel.
Daniel Klump, ZeusPower-Reporter, Städtisches Gymnasium Kamp-Lintfort