Düsseldorf. Ist das die Trendwende im Kampf gegen gefährliche Klinikkeime? Wie NRW-Gesundheistministerin Barbara Steffens (Grüne) im Gesundheitsausschuss des Landtags berichtete, sind die Meldezahlen für multiresistente Erreger erstmals wieder gesunken. Sie kündigte neue Handlungsempfehlungen für Krankenhäuser an.
Im Kampf gegen Keiminfektionen in Krankenhäusern zeichnet sich in NRW offenbar ein erster Erfolg ab. Nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums gingen die Meldezahlen für multiresistente Erreger (MRSA) im Vorjahr erstmals um 100 Fälle auf 1355 Fälle zurück. Im Zeitraum von 2010 bis 2012 hatten die Gesundheitsämter noch eine Steigerung um über 50 Prozent auf 1457 Fälle gemeldet.
Im Gesundheitsausschuss des Landtags bestätigte Ministerin Barbara Steffens (Grüne), dass nach wissenschaftlicher Schätzung jede dritte Keiminfektion vermeidbar sei. Ursache für die Infektionen sind meist Hygienemängel. Experten gehen von einer erheblichen Dunkelziffer bei Keiminfektionen aus.
Klinik-Kontrolleure kommen häufig angekündigt
Zwar wurden laut einer aktuellen Abfrage bei den unteren Gesundheitsbehörden zu Hygieneüberwachungen alle NRW-Kliniken in den vergangenen fünf Jahren regelmäßig kontrolliert. Nur 77 Prozent der Behörden führten auch unangemeldete Kontrollen durch.
Um Mitarbeiter und Klinikleitungen zusätzlich für Hygienemaßnahmen zu sensibilisieren, verfügt jede Klinik über einen Hygienebeauftragten. In diesem Jahr sollen hygienebeaufragte Ärzte in NRW in einem sogenannten „Refresher-Kurs“ auf den neuesten Stand der Forschung gebracht werden. Dieser Kurs soll auch einen Praxisteil im Studienhospital der Universität Münster enthalten.
Steffens kündigt neue Handlungsempfehlungen an
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Steffens kündigte darüber hinaus neue Handlungsempfehlungen der Landesgesundheitskonferenz (LGK) an. Geplant sind neben neuen Datenerhebungen auch Informationen der Bevölkerung zum Antibiotika-Einsatz und zur Resistenzentwicklung. „Die einstige ‚Wunderwaffe’ Antibiotikum ist insbesondere in den letzten Jahrzehnten in ihrer Wirksamkeit erheblich eingeschränkt worden“, mahnte Steffens. Multiresistente Keime sind Krankheitserreger, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken.
Für Menschen, deren Immunsystem nicht geschwächt ist, sind die Keime in der Regel ungefährlich. Für Kranke sind MRSA-Keime häufig lebensgefährlich. Vielfach werden die sogenannten „Krankenhauskeime“ allerdings von Patienten in die Klinik hineingetragen. Rund 85 Prozent der Antibiotika-Verordnungen finden nach Angaben der Ministerin im ambulanten Bereich statt.
In einem Expertengespräch am 20.März 2014 im NRW-Gesundheitsministerium hatten Gesundheitsfachleute auch die Bedeutung angemeldeter Hygienen-Kontrollen herausgestellt. Dabei könnten Nachweise über die desinfizierende Reinigung von Wäsche ebenso angefordert werden wie eine Dokumentation über Sterilisation oder Medikamentenversorgung.