Hünxe. In NRW starten die Sommerferien – und damit auch Reisen Richtung Holland. Die Pandemie ist kein Hindernis mehr, zeigt der Besuch am A3-Rastplatz.
Es steht zwar nicht Amsterdam, sondern Arnheim auf dem blauen Verkehrsschild – aber die Richtung stimmt schonmal grob. Hauptsache Holland, heißt es für die vier Freundinnen, die vor ihrer Weiterfahrt in die niederländische Hauptstadt noch schnell für einen Schnappschuss zum Andenken bereit sind.
Die Gruppe ist zum Ferienstart bereits eine Dreiviertelstunde unterwegs, als es kurz vor der Grenze Zeit wird für ein erstes, schnelles Päuschen an der Raststätte Hünxe. Denn der Tag und die Nacht sollen noch lange werden, wie Doracia Kurkamp erzählt. „Eine Freundin hat morgen Geburtstag, also haben wir heute alles ins Auto gepackt und sie mit einer Fahrt nach Amsterdam überrascht“, sagt die Lehrerin aus Dortmund, die wie so viele Menschen in NRW an diesem sonnigen Samstag endlich in die Sommerferien starten kann.
Niederlande-Urlaub: Trotz Pandemie Party in Amsterdam
Das Programm in Amsterdam: Party und eine Übernachtung. „Weil man dort wieder richtig feiern kann“, sagt Jessica Lehrke, die mit Doracia Kurkamp etwas aufgekratzt über den Parkplatz streift. Schließlich wurden in den Niederlanden erst am vergangenen Wochenende fast alle Coronabeschränkungen aufgehoben, mit Tests kann es wieder in Clubs und Diskotheken gehen.
Während Jessica und Doracia in Redelaune sind, mahnen die beiden anderen Freundinnen – darunter das Geburtstagskind – zur Weiterfahrt. Zeit für das Foto haben sie zwar noch, dann muss es aber bitte weitergehen. Angst vor der Pandemie beim Feiern in Amsterdam? Haben sie nicht, ruft Jessica Lehrke noch schnell, bevor sie wieder ins Auto steigt.
Rastplatz Hünxe: Zwischenstopp auf dem Weg in die Niederlande
Die vier Frauen sind nicht die einzigen, die zum Ferienstart auf dem Weg in die Niederlande einen Stopp auf dem Rastplatz Hünxe einlegen. Auch wenn es noch ausreichend Parkplätze gibt und die A3 am Mittag noch ungewöhnlich leer für den Ferienstart scheint. Vor allem Autos aus Hessen und Süddeutschland sammeln sich nach mehreren Stunden Autofahrt durch Westfalen, das Rheinland und das Ruhrgebiet an der Raststätte.
Wer auf den ziemlich leeren Parkplätzen nahe der Ausfahrt Arnheim sofort auffällt: Ein brauner VW-Bulli, Baujahr 1978, der auf den Namen „Dilvi“ hören soll. Der ist natürlich auch auf dem Weg nach Holland – nach Bloemendaal, um genau zu sein. Familie Bastian aus dem hessischen Wetzlar nahe der Grenze zum Kreis Siegen ist schon seit 8 Uhr auf den Beinen, um in Ruhe auf dem gebuchten Campingplatz in den Niederlanden einzutreffen und ein bisschen „Van-Life“ mit Dilvi zu leben, den sie sich während der Pandemie für Familienurlaube zugelegt haben.
Eigentlich wollten sie ja nach Texel, so Mutter Astrid. „Das war aber schon lange ausgebucht.“ Die Familie freut sich zwar schon auf Holland, doch an sich ist diese erste große Testfahrt das Highlight, wie Tochter Nele sagt. „Man hat schon Urlaub, wenn man sich nur in den Bus setzt“, so auch Mutter Astrid. Passend zum Bulli kennt sie schon ein Ziel, dass die Familie in Bloemendaal so bald wie möglich ansteuern will: denn bekannten Strandpavillion „Woodstock 69“.
Urlaub in NRW: Aus den Niederlanden nach Winterberg
An einem der Picknicktische zwischen den parkenden LKW sitzt Bouwina Breston mit ihrem Mann Cornelis – die Reisefraktion von der anderen Seite der Grenze. Das niederländische Ehepaar ist auf dem Weg zurück nach Hause nahe Rotterdam, nach einer Woche Urlaub in Winterberg. Was Bouwina Breston als erstes in Deutschland aufgefallen ist: Hier seien die Coronaregeln noch so streng! „Die Deutschen sind auch gehorsamer als die Niederländer.“
Das Paar ist schon zum zweiten Mal in Winterberg, dort ist es „so schön und ordentlich“, wie Bouwina Breston sagt. Nach sieben Tagen habe sie dann aber genug von den Bergen gehabt. Sie liebt – wie ja auch viele Menschen aus Deutschland – die holländische Küste einfach zu sehr.
Trotz Pandemie: Endlich wieder an den Strand in Zandvoort
Ein wenig mehr NRW ist mit der Zeit an der Raststätte dann doch vertreten. Autos mit den Kennzeichen Märkischer Kreis, Hagen und Hochsauerland parken oder fahren von der Raststätte ab. Für drei Kaffee im grünen Pappbecher und ein Red Bull haben auch Yvonne, Jürgen, Ulli und Uschi aus Bonn gehalten, die bereits eineinhalb Stunden in Richtung Zandvoort fahren.
Die beiden Ehepaare sind endlich wieder auf dem Weg zurück an die Küste und haben sich gemeinsam in ein Hotel am Strand eingemietet. „Letztes Jahr sind wir zuhause geblieben“, sagt Jürgen, dessen Sonnenbrille im Mittagslicht aufblitzt. „Das war uns noch zu heikel. Erste Welle, zweite Welle, dritte Welle.“ Inzwischen würden sie sich aber nicht mehr unsicher fühlen.
Trotzdem haben sie sich einen eher ruhigen Ort ausgesucht. „Partymeile“ oder „wilde Horden“, wie Jürgen sagt, sind unerwünscht. Bei der Frage danach, ob sie denn Masken tragen wollen, wirkt die Gruppe unschlüssig. „Gilt denn Maskenpflicht?“, fragt Uschi noch, bevor sie wieder ins schwarz glänzende Auto steigt. Es geht weiter, die letzten 200 Kilometer nach Norden. Dort warten die von den Vieren heiß geliebten Kibbelinge und die schäumende Nordsee.