Essen/Jüchen. In einem Container aus Brasilien hat das Zollfahndungsamt Essen mehr als 450 Kilo Kokain sichergestellt. Der Fund gelang im Rhein-Kreis Neuss.

In einem Überseecontainer im Rhein-Kreis Neuss sind 451 Kilogramm Kokain entdeckt worden - das Zollfahndungsamt Essen beschlagnahmte das Rauschgift. Den Angaben der Zollfahnder zufolge ist es für den Zoll die „bisher größte Kokainsicherstellungen in Nordrhein-Westfalen“. Das Rauschgift hat einen Straßenverkaufswert von 31 Millionen Euro.

Die Ermittlungen dauern an. Entdeckt worden waren die Drogen bereits am 1. Juli im riesigen Distributionscenter der Firma 3M in Jüchen (72.000 qm Lagerfläche, 100.000 Palettenplätze). Mitarbeiter hatten in einem ganz legal mit Klebstoff beladenen Container auch verdächtige Mülltüten mit Sporttaschen entdeckt – und das umgehend der örtlichen Polizei gemeldet.

Täter suchen ganz bewusst unauffällige Adressaten aus

Der Container war verplombt gewesen, in Brasilien verschifft worden und über Rotterdam nach Neuss gekommen. Die 13 Sporttaschen enthielten das in Platten gepresste Kokain. Die Zollfahnder vermuten, dass es sich um einen missglückten „Rip-Off-Schmuggel“ handelt. Schmuggelgut wird dabei als Beigabe in Container gepackt, um im Zielhafen in einem geeigneten Moment von Mittätern entnommen zu werden.

Das Risiko, dass dieser geeignete Moment verpasst wird oder es zu Fehlläufern kommt, werde von den kriminellen Banden bewusst in Kauf genommen heißt es. Die Täter wissen um die Stichproben-Kontrollen der Behörden in Zielhäfen. „Sie suchen sich deshalb bewusst unverdächtige Absender und Adressaten aus“, erklärte Stefan Muhr, der amtierende Leiter des Zollfahndungsamtes.

Sichergestelltes Kokain ist noch nicht untersucht

Das Unternehmen 3M erklärte: „Das sorgfältige Handeln der Mitarbeiter vor Ort sowie die laufende Zusammenarbeit mit dem Zoll haben dazu beigetragen, einen Drogenschmuggelversuch zu verhindern.“ In dem hochmodernen Distributionszentrum in Jüchen sind fast 500 Mitarbeiter beschäftigt. Über 70 Länder werden von dort aus mit insgesamt 20.000 Produkten beliefert.

In solchen Sporttaschen war das Kokain befördert worden. Das beschlagnahmte Rauschgift wurrde im Zollfahndungsamt jetzt unter großen Sicherheitsvorkehrungen präsentiert.
In solchen Sporttaschen war das Kokain befördert worden. Das beschlagnahmte Rauschgift wurrde im Zollfahndungsamt jetzt unter großen Sicherheitsvorkehrungen präsentiert. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Das Kokain ist noch nicht untersucht. Ermittlern zufolge ist das Rauschgift aber meist von hoher Qualität, wenn es in derart großen Mengen aus Südamerika kommt. Das Zollfahndungsamt Essen ist für ganz NRW und Teile von Niedersachsen zuständig. Kokain-Großsicherstellungen gab es in den vergangenen Jahren immer wieder, wobei die 451 Kilo jetzt allerdings den Rahmen sprengen - einige Beispiele:

- Im November 2019 beispielsweise hatten es die Zollfahnder mit insgesamt 104 Kilo Kokain zu tun, das in einer Bananenladung aus Südamerika versteckt gewesen war. Die Lieferung war schon an Supermärkte in Westfalen und im Emsland verteilt worden, als das Rauschgift auffiel.

- Im Dezember 2017, kurz Weihnachten, entdeckte ein Obstimporteur aus Duisburg große Mengen Kokain bei einer Ladung Bio-Bananen. Die Zollfahnder stellten insgesamt 190 Kilo Rauschgift mit einem Straßenverkaufswert von 14,4 Millionen Euro sicher.

- „Schnee auf Avocados“: Weil Pulver aus den Kartons rieselte, nahm der Zoll am Düsseldorfer Flughafen im September 2017 eine Ladung Avocados unter die Lupe - und stieß auf 73 Kilo Kokain, verteilt auf mehrere Pakete, von denen eines beschädigt war. Die Avocados waren per Flieger aus der Dominikanischen Republik gekommen und für die Niederlande bestimmt.