Meschede/Kreuztal.. Brauereien in NRW haben ein neues Getränk entdeckt: „Fassbrause“ heißt es, und es soll helfen, den rückläufigen Bierkonsum auszugleichen. Doch um den Namen ist jetzt Streit entstanden: Möglicherweise handele es sich bei „Fassbrause“ um Etikettenschwindel, wenn dort alkoholfreies Bier verarbeitet wird, vermuten Kölner Verbraucherschützer und haben eine Prüfung eingeleitet.
Die Kölner Gaffel-Brauerei brachte sie 2009 auf den Markt, die Mescheder Brauer von Veltins liefern in diesen Tagen die ersten Kästen ihrer Fassbrause aus. Das Getränk könnte zum Sommerhit werden. Wenn da nur mal nicht der Streit um den Namen den Brauern das Geschäft verhagelt. Ursprünglich kommt der Name Fassbrause aus dem Osten der Republik. Und er war da schon ein Name, der nicht so ganz das beschrieb, woraus das Getränk bestand.
Fassbrause ist nach ostdeutscher Definition ein Mix aus Limonade und Malzextrakt, das aus Fässern abgezapft wird. Weil aber dort Limo (mit Frucht) fälschlicherweise als „Brause“ (ohne Frucht, mit künstlichen Aromen) bezeichnet wird, heißt das kultige Getränk im Osten nicht Fasslimo sondern Fassbrause.
Im Westen nun kreierten Brauereien einen neuen Mix: Sie mischten unter die Limo (mit Frucht) keinen Malzextrakt, sondern Bier (ohne Alkohol). Weil Brauereien davon ja genug haben. Und getrunken wird nichts Abgezapftes, sondern etwas aus der Flasche. Damit passt an den neuen Getränken aus dem Hause Gaffel und Veltins nichts mehr zum Namen: Weder ist Brause drin, noch kommt es aus dem Fass heraus.
Ja, sagt Veltins-Sprecher Ulrich Biene, der Name „Fassbrause“ sei wegen der besonderen Regionalität schon erklärungsbedürftig. Dass es sich aber um Etikettenschwindel handelt, weist Biene weit von sich – weil die Zusammensetzung des Getränks deutlich auf dem Etikett zu lesen ist. 30% alkoholfreies Bier, 70% Limonade. Wobei das alkoholfreie Bier immer noch 0,3 Volumenprozent Alkohol enthält. Juristisch sei aber alles einwandfrei, „das haben wir rauf und runter geprüft“, sagt Veltins-Sprecher Biene.
Allerdings: So ganz unbeeindruckt ist man von der Diskussion bei Veltins nicht. Vom griffigen Namen will man nicht abrücken – möglicherweise aber bei künftigen neuen Geschmacksrichtungen vom Rezept: In den Labors soll nach Informationen unserer Zeitung auch mit dem „traditionellen“ Malzextrakt experimentiert werden.
Das hat Krombacher schon hinter sich. Die Groß-Brauerei aus Kreuztal bringt jetzt ebenfalls Fassbrause auf den Markt – mit eben jener Rezeptur, wie sie „traditionell“ im Osten üblich war – aus Malzextrakt und Limo, sagt Krombacher-Sprecher Franz-Josef Weihrauch.
Derweil haben die Kölner Verbraucherschützer ihre Prüfungen noch nicht beendet. „Wir schauen jetzt, ob tatsächlich in der Fassbrause drin ist, was auf dem Etikett draufsteht“, sagt Sabine Kuhlhoff vom Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln. Erst danach könne gesagt werden, ob es sich um eine Täuschung der Verbraucher handele – oder einfach nur ein neues Getränk.
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Info: Versteckter Alkohol
In vielen Lebensmitteln ist in kleinen Mengen Alkohol vorhanden. Dieser entsteht durch die natürlichen Gärungsprozesse. In vielen fertigen Nahrungsmitteln wird Alkohol als Geschmacksträger eingesetzt.
Auch in Medikamenten ist Alkohol vorhanden, weil sich darin beispielsweise Inhaltsstoffe von Heilpflanzen lösen.
Malzbier hat beispielsweise 0,3% bis 1% Alkoholgehalt.
Reife Banane: etwa 0,6%
Traubensaft: 0,4%
Apfelsaft: 0,2%
Weinsauerkraut: bis 2%
Kefir: 0,5%