Dortmund. Keine Maskenpflicht beim Shoppen: Der verkaufsoffene Sonntag in Dortmund lässt erahnen, wie es jetzt im Einzelhandel zugehen könnte.
Man muss ja nicht, aber man darf natürlich: Maske tragen beim Einkaufen. Wie viele das wollen ab Montag, war am verkaufsoffenen Sonntag bereits in Dortmund zu sehen. Momentaufnahmen vom Westenhellweg.
An den Zugängen zur Fußgängerzone hängen noch die Schilder, die die Stadt einst aufgestellt hat, um an die Maskenpflicht zu erinnern. Doch aus den Anordnungen sind Bitten geworden, Mahnungen haben sich zu Appellen gewandelt. Denn die Maskenpflicht in Innenräumen ist, abgesehen von Krankenhäusern und Arztpraxen sowie in Bus und Bahn, Geschichte in NRW – auch wenn die Infektionszahlen nach wie vor hoch sind.
Gedränge auf dem E-Bike-Festival
Für einen verkaufsoffenen Sonntag sind das erst einmal gute Nachrichten. Gut besucht ist die Dortmunder Haupteinkaufsstraße am frühen Nachmittag dann auch, aber weit entfernt von überfüllt. Draußen trägt so gut wie niemand einen Mundschutz.
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Nur vor den Ständen der Aussteller des gleichzeitig in der City stattfindenden E-Bike-Festivals gibt es regelmäßig Gedrängel. Und dann sieht man, wie Hände in die Manteltaschen wandern und mit einer FFP2-Maske wieder herauskommen. „Sicher ist sicher“, sagt Martin (48). „Nicht dass es mich auf den letzten Metern noch erwischt.“
Erwischen soll das Coronavirus in Dortmund auch das Ehepaar mittleren Alters nicht, das den kühlen Temperaturen zum Trotz mit einem Eis in den Händen durch die Fußgängerzone schlendert. „Schön, dass so etwas endlich wieder geht“, sagt die Frau und spricht tatsächlich von „einem Stück Freiheit“, das zurückgekehrt sei. Ihr Mann nickt. „An der frischen Luft machen wir uns keine großen Sorgen.“
„In Innenräumen bin ich immer noch sehr vorsichtig“
Und drinnen? Da sieht man kaum einen Verkäufer oder eine Verkäuferin ohne Maske. „Anordnung von oben“, murmelt etwas unpräzise eine Angestellte in einem Textilkaufhaus. Eine Anordnung, die Kunden offenbar zu schätzen wissen. „In Innenräumen bin ich immer noch besorgt und sehr vorsichtig“, sagt Sonja (52). Ohne Maske jedenfalls, sagt sie weiter, „werde ich auf absehbare Zeit nicht einkaufen gehen. Man hat sich ja auch dran gewöhnt.“
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Kein Einzelfall. Die Schätzungen, wie viele Besucher mit Maske in den Laden kommen, reichen bei einer nicht repräsentativen Kurzumfrage vor Ort, von „über 90 Prozent“ bis „mindestens die Hälfte“. Und es sind nicht nur ältere Menschen, sondern überraschend viele junge Leute, die ihr Gesicht weiterhin hinter einer Maske verstecken. Nicht immer aus Sorge um Leib und Leben, wie Olli (18) verrät. „Aber bald ist Abi, da kann ich mir nicht erlauben, auch nur kurz krank zu sein.“
Geimpft, geboostert, genesen und genervt
Ein paar Meter weiter kommen Achmed und Jessica maskiert aus einer Buchhandlung. Auch draußen bleibt der Stoff vor dem Mund. „Das Virus ist ja nicht weg, nur weil Maske tragen jetzt keine Pflicht mehr ist“, sagt der 36-Jährige. „Deshalb hat sich für uns auch nichts geändert.“
Für Thomas aus Castrop-Rauxel hat es das schon. Seine Maske bleibt beim Einkaufsbummel in der Tasche. „Endlich“, sagt er. „Wurde auch Zeit.“ Schon lange, erzählt der 51-Jährige sei er 4G. „Geimpft, geboostert, genesen, vor allem aber genervt.“ An alle Regeln habe er sich stets gehalten aber nun sei auch gut. „Irgendwann müssen wir lernen, mit Corona zu leben.“
Handel setzt auf Freiwilligkeit
Seine eigene Gesundheit sieht er nach Impfung und überstandener Infektion nicht in großer Gefahr. Und eine Maske zu tragen, nur um „eine Minderheit zu schützen, die sich nicht impfen lassen will, das sehe ich nicht ein“. „An Impfstoff fehlt es ja schon lange nicht mehr. Wer das Angebot, sich zu schützen nicht nutzt, der hat dann Pech gehabt, wenn er sich infiziert.“
Eine Maske hat Thomas trotzdem immer dabei. „Wenn ein Geschäft das verlangt, trage ich sie natürlich.“ Bisher scheint das aber nicht der Fall zu sein. Edeka, der Möbelhändler Ikea, die Bekleidungskette Ernsting’s Family, die Kaufhauskette Woolworth oder der Buchhändler Thalia, sie alle empfehlen ihrer Kundschaft zwar, weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz beim Einkaufen zu tragen, bedienen aber auch unmaskierte Kaufwillige.
Nur in der Filiale einer Schuhgeschäftkette am Hellweg hängt noch ein großes Plakat mit Maskensymbol. Prompt wird ein Teenager-Trio stutzig. „Habt ihr noch Maskenpflicht“, ruft ein junges Mädchen ins Geschäft hinein. Die Verkäuferin kennt die Frage schon. „Nee“, ruft sie zurück, „wir hatten nur noch keine Zeit, das Plakat abzukratzen.