Nouméa. Ein Stück Frankreich im Pazifik, die reinste Idylle. In Neukaledonien kommt es vor, dass man einen kilometerlangen Sandstrand ganz für sich hat.
Am Ende des Tages, als ob das nicht alles schon längst genug wäre, verwandelt sich dann auch noch der Mond in ein Croissant. Steht droben im Nachthimmel über dem Pazifik und sieht wirklich aus wie ein Hörnchen.
Und man erinnert sich an seine Französisch-Lehrerin und daran, wie das Backwerk angeblich zu seinem Namen kam: weil es aussieht wie ein zunehmender Mond in seinen ersten Tagen.
Ein Teil von Frankreich
Hier in Neukaledonien glaubt man die Croissant-Geschichte sofort - auch wenn es kaum einen Ort auf der Erde gibt, der von einer Pariser Bäckerei weiter entfernt sein könnte. Luftlinie sind es 18.000 Kilometer. Und trotzdem gehört die Inselgruppe auf der anderen Seite der Weltkugel mit ihren 280.000 Bewohnern zu Frankreich.
Das ist schon seit 165 Jahren so und ändert sich nun auch nicht. Anfang November stimmten in einer Volksabstimmung 57 Prozent der Neukaledonier gegen die Unabhängigkeit. Vor allem in der Bevölkerungsgruppe der melanesischen Ureinwohner, der Kanaken, ist die Enttäuschung groß. Sie hatten für den neuen Staat auch schon einen Namen: Kanaky. Übersetzt heißt das Menschenland.
Aber so bleibt es nun bei Nouvelle-Calédonie, Neukaledonien. Oder, wenn man ganz korrekt sein will: Neuschottland. Das liegt daran, dass der Entdecker James Cook bei der ersten Begegnung 1774 den Norden seiner britischen Heimat wiederzuerkennen glaubte. 1853 ließ Napoleon III. die Inseln für Frankreich in Besitz nehmen und machte eine Sträflingsinsel daraus.
Paradies ohne Massentourismus
Neukaledonien ist eine dieser seltenen Idyllen, die vom Tourismus noch einigermaßen verschont geblieben sind. 2017 wurden gerade einmal 100.000 Urlauber gezählt. Außerhalb der Hauptstadt Nouméa gibt es kaum größere Hotels. Selbst dort kann es passieren, dass man morgens in einer der Buchten das Meer für sich allein hat. Anderswo - in den Savannen, im Regenwald, an der Felsküste oder auf den anderen Inseln - ist es noch einsamer.
Das hat seine Gründe. Für Kontinental-Franzosen und andere Europäer ist Neukaledonien nun einmal sehr weit weg. Die unmittelbaren Nachbarn aus Australien und Neuseeland - immer noch um die 2000 Kilometer entfernt - schreckt die Sprache ab. Und billig ist Neukaledonien, wo noch mit dem Franc bezahlt wird, ebenfalls nicht.
Stararchitektur und Korallenmeer
Auf den Hügeln der Hauptstadt Nouméa auf der größten Insel, Grande Terre, stehen die Villen der Reichen. Auf einem der Hänge haben die Neukaledonier auch ihr Kulturzentrum gestellt, das Centre Tjibaou. Es ist ein Bau im Grünen, entworfen vom italienischen Star-Architekten Renzo Piano. Vielen gilt das Centre als das schönste Gebäude in der Südsee überhaupt.
Gleich neben dem Bau gibt es einen kleinen Flughafen. Dort starten die Propellermaschinen hinaus auf die kleineren Inseln. Wo die Kultur der Kanaken lebendiger, die Strände noch länger und das Wasser noch blauer ist. Seit 2008 ist das Korallenmeer Weltkulturerbe. Mit 1,3 Millionen Quadratkilometern ist der Parc naturel de la mer de Corail eines der größten Meeresschutzgebiete der Welt.
Insel Ouvéa
Die vielleicht schönste Insel ist Ouvéa , nur 35 Kilometer lang, an manchen Stellen nicht einmal 40 Meter breit. Sie scheint aus einem einzigen, schier endlosen und nahezu unberührten Sandstrand zu bestehen. Nur an der Pont de Mouli, einer Brücke auf dem Weg zur Lagune, sind mehr als ein halbes Dutzend Leute im Wasser.
Von der Brücke aus lässt sich beobachten, wie Rochen und Schildkröten durchs Wasser schweben. Man sieht aber auch die Konturen von Riff- und Babyhaien. Das hält die Kinder nicht davon ab, vom blauen Geländer hinunter ins Wasser zu springen. Nach offizieller Zählung gibt es hier 48 verschiedene Haiarten - für Menschen angeblich allesamt ungefährlich.
Strohhütten und lokale Spezialitäten
4.300 Leute sind auf Ouvéa zu Hause, fast alles Kanaken. Sie haben kein allzu großes Interesse, ihre Insel mit Touristen zu teilen. Koma Waikata gehört zu den wenigen, die damit ihr Geld verdienen. Die 66-Jährige betreibt ein Restaurant mit Inselküche. Es gibt gegrillten Fisch, aber auch Bounga - eine lokale Spezialität aus Huhn mit Süßkartoffeln und Bananen.
Ansonsten gibt es auf Ouvéa genau zwei Hotels. Normalerweise nächtigt man als Ausländer in runden Strohhütten, die Privatleuten gehören. Das heißt "Accueil en Tribu" ("Empfang durch den Stamm"). Tatsächlich ist das Leben hier noch in Stämmen organisiert. Wer vorbereitet ist, hat als Mitbringsel ein "Manou" dabei - ein Stück Stoff, in das ein kleinerer Geldschein gewickelt ist.
Traumhafte Südsee