Berlin. Die Nachfrage nach Urlaub in Griechenland boomt. Tunesien und Ägypten erholen sich. Nach 2016 kann sich die Tourismusbranche derzeit aufatmen.

Die Reisebranche ist in Sommerlaune - rechtzeitig zum Treffen auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB/ 8. bis 12. März) in Berlin. Die Buchungszahlen steigen, Branchenexperte Martin Lohnmann rechnet mit einem guten Jahr mit stabiler Nachfrage "Die Urlaubslust ist ausgeprägt".

Im vergangenen Jahr hatten Anschläge und politische Krisen in beliebten Reiseregionen die Touristik erschüttert. Zur Zeit dominieren jedoch gute Nachrichten. Griechenland liegt bei Sonnenhungrigen voll im Trend, die Nachfrage nach Tunesien und Ägypten erholt sich wieder, wie Veranstalter berichten. "Die Ereignisse aus dem Jahr 2016 haben den Reisewillen der Deutschen nicht gebremst", sagte René Herzog, Chef der DER Touristik Central Europe jüngst. Bei Türkei-Buchungen zögern viele Sonnenhungrige allerdings noch.

Weiterer Rückgang beiTürkei-Buchungen

Branchenprimus Tui verzeichnete zuletzt sowohl in der laufenden Wintersaison als auch für den Sommer vier Prozent mehr Gäste als im Vorjahr. Europas zweitgrößter Veranstalter Thomas Cook mit Marken wie Neckermann Reisen und Bucher Last Minute verbuchte ein Plus von neun Prozent für die warmen Monate. 31 Prozent des Sommerangebots seien bereits verkauft, erklärte das Unternehmen bei der Vorlage der Quartalszahlen.

Im vergangenen Jahr hatte die Türkei-Krise deutliche Kratzer in der Bilanz bei dem in Deutschland führenden Anbieter für Reisen in das Land am Bosporus hinterlassen. In diesem Jahr macht den Angaben zufolge bisher die starke Nachfrage nach Griechenland-Reisen einen weiteren Rückgang bei den Türkei-Buchungen mehr als wett.

"Wir sind mit der Gesamtentwicklung für den Sommer zufrieden", heißt es auch bei Alltours. Die Nachfrage nach Spanien sei gut, für Griechenland sehr gut. Ägypten und Tunesien erholten sich. Die Türkei-Buchungen seien allerdings weiter rückläufig.

Kein Trump-Effekt bei USA-Reisen

Ähnlich ist das Bild bei DER Touristik. Beliebt sind erneut vor allem Ziele rund ums westliche Mittelmeer. Einen regelrechten Boom verzeichnet zudem Griechenland. Die Buchungen für Hellas hätten sich im Vergleich zum Vorjahr insgesamt mehr als verdoppelt. Ägypten erlebe ein Comeback. Einen Trump-Effekt bei Reisen in die USA kann der Touristikkonzern bisher nicht feststellen - im Gegenteil: "Wir rechnen mit einem starken Nordamerika-Sommer".

Gerade wenn es in Deutschland grau und kalt ist, planen viele Sonnenhungrige - auch gelockt von Frühbucherrabatten - die schönsten Wochen des Jahres. Die Januar- und Februarzahlen lassen also Rückschlüsse auf die Entwicklung des wichtigen Sommergeschäft zu. Die Bilanz der klassischen Reisebüros bis Ende Januar fällt gemischt aus.

MehrKapazitäten bei den Airlines ans westliche Mittelmeer

Zwar liegen die gebuchten Umsätze nach kräftiger Nachfrage im November und Dezember insgesamt 6 Prozent über dem Vorjahr. Doch der traditionell stärkste Monat Januar enttäuscht nach Angaben der GfK-Konsumforscher mit einem Ergebnis auf dem schwachen Niveau von 2016. GfK-Expertin Dörte Nordbeck geht allerdings davon aus, "dass einige Urlauber aus den letztjährigen Engpässen und damit steigenden Preisen für die beliebtesten Reiseziele gelernt und ihre Sommerurlaube in diesem Jahr noch früher als sonst gebucht haben".

Im vergangenen Jahr hatten Deutschlands Urlauber Ägypten, Tunesien und vor allem die Türkei gemieden - 2015 noch auf Rang drei der beliebtesten Ziele der Bundesbürger. Einen Run gab es dagegen auf Feriengebiete rund ums westliche Mittelmeer, insbesondere in Spanien. Airlines und Veranstalter mussten daher Kapazitäten verlegen. "Die Verschiebung der Reiseziele hat der Branche viel Arbeit gemacht", sagt Lohmann, der Geschäftsführer des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT)

Ein Minus bei klassischen Reisebüros

Der Umsatz der Veranstalter in Deutschland sank nach ersten Berechnungen des Branchenverbandes DRV um drei bis vier Prozent auf etwa 26,3 Milliarden Euro. Klassische Reisebüros verbuchten ein Minus von zwei bis drei Prozent auf etwa 22,9 Milliarden Euro.

Angesichts der robusten Konjunktur, historisch günstiger Lage auf dem Arbeitsmarkt und moderater Teuerungsraten, sitzt vielen Bundesbürgern jedoch das Geld locker. Sie sind in Kauflaune und davon dürfte auch die Tourismusbranche profitieren. Ob sich das in steigenden Erlösen bei allen Unternehmen niederschlägt, ist allerdings fraglich: "Der Konkurrenzkampf ist hart, der Preiswettbewerb nagt an den Umsätzen", beschreibt Lohmann die Lage.