Japan. Privatbalkon und Badewanne im eigenen Wagon? In Japan sollen Luxus-Reisezüge der Extraklasse reiche Rentner und wohlhabende Touristen anlocken.
In Sachen Bahnfahren gibt es kaum etwas Besseres als eine Fahrt durch Japan. Die Bahnen im fernen Osten, allen voran der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen, bieten Reisenden eine komfortable Art, das Land kennenzulernen. Jetzt sollen Luxuszüge der Extra-Klasse reiche Rentner und wohlhabende Touristen anlocken - und nebenbei die Wirtschaft beleben.
Sie sind nicht nur blitzsauber, sondern auch sicher und auf die Minute pünktlich. Doch damit nicht genug. Japan gilt zwar als teures Reiseland, wer aber nicht auf den Cent achten muss, für den haben Japans Bahngesellschaften jetzt noch etwas Besonderes im Angebot: Eine Reise in "rollenden Hotels". So bewerben East Japan Railways (JR East) und West Japan Railway (JR West) neue Luxus-Reisezüge der Extraklasse, mit denen die Japaner vor allem reiche Pensionäre im eigenen Land, aber auch wohlhabende Touristen locken.
"Rollendes Hotel": Zehn Wagen für etwa 30 Fahrgäste
"Wir wollen, dass die Reisegäste das schöne Japan entdecken. Die Räumlichkeiten sind nicht nur erlesen, sondern sollen irgendwie auch an die guten alten Zeiten erinnern", erläutert Yoshihisa Tsujimoto von JR West das Konzept für den "Twilight Express Mizukaze". Der Reisezug besteht aus zehn Wagen für gerade einmal etwa 30 Fahrgäste. Einer der Wagen ist als Luxussuite gestaltet, die das ganze Abteil einnimmt - samt Schlafzimmer, Wohn- und Esszimmer, einem Badezimmer mit Badewanne und einem Privatbalkon. Hinzu kommen Doppel- und Einzelzimmer-Abteile - wie in einem Hotel eben, nur dass dieses auf Rollen steht und durch die Landschaft fährt. An den beiden Enden des Zuges befinden sich Aussichtswagen mit Sofas und riesigen Scheiben.
In Betrieb geht der Luxuszug am 17. Juni 2017. Es stehen vier Routen mit einer Übernachtung und eine Rundreise mit zwei Übernachtungen zur Wahl. Die Preise pro Fahrgast rangieren zwischen 270.000 Yen (rund 2200 Euro) und 1,25 Millionen Yen (10.000 Euro) für die Gäste, die in der Luxussuite reisen. Bahnfahren der Extraklasse gibt es auch bei JR East. Die Gesellschaft bringt im Frühjahr den "Shiki-Shima" auf die Reise, ein Luxusreisezug, der ebenfalls aus zehn Wagen für nur 34 Fahrgäste besteht. Auch soll der Gast verwöhnt werden: Zum Beispiel in Suites mit Bädern aus edlem Zypressenholz und einem sogenannten Horigotatsu, einem traditionellen im Boden eingelassenen Fußwärmer unter dem Tisch. Die teuerste Fahrt ist eine Reise in einer Suite für zwei Personen mit drei Übernachtungen für 950.000 Yen pro Person (rund 8000 Euro).
Starke Nachfrage trotz hoher Preise
Trotz der hohen Preise wurde JR East dem Vernehmen nach geradezu überschüttet mit Buchungsanträgen. Denn auch wenn die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt seit vielen Jahren mit Deflation, Konjunkturflaute und der rapiden Überalterung der Gesellschaft zu kämpfen hat, so ist Japan dennoch ein reiches Land.
Vor allem die ältere Generation, die anders als die jüngere hohe Sparvermögen anhäufen konnte, ist für Japans Bahngesellschaften ein vielversprechendes Klientel für Luxusreisen. Das zeigte bereits der Erfolg erster Vorgänger-Züge.
"Unentdeckte" Ort in abgelegenen Regionen beleben
Für den Bau des neuen "Shiki-Shima" hatte JR East nach eigenen Angaben etwa fünf Milliarden Yen eingeplant, doch am Ende seien es mehr geworden. Wie viel, wollte ein Sprecher nicht verraten. Doch die Betreiber würden in die sündhaft teuren Edelbahnen nicht investieren, wenn sie sich davon nichts versprechen würden.
Auch sollen die Züge die ländlichen Regionen fördern. Sie leiden unter der Überalterung der Bevölkerung und der Abwanderung der Jungen in die Großstädte. "Wir wollen die noch unentdeckten Schönheiten und Sehenswürdigkeiten (Japans) ausgraben und dadurch die Regionen beleben helfen", erklärte JR East-Sprecher Kenichi Koga.
Daneben sind auch die immer zahlreicher ins Land strömenden ausländischen Touristen eine Zielgruppe. Bis zu den Olympischen Spielen 2020 soll sich die Zahl ausländischer Besucher auf 40 Millionen verdoppeln. Darunter dürfte auch mancher Wohlhabende sein. (dpa)