Palma.

Palma de Mallorca wandelt sich in atemberaubendem Tempo. Wer die Mittelmeer-Metropole von früher kennt, reibt sich die Augen. Denn sie wird immer internationaler. Jeder fünfte Einwohner ist Ausländer. Und gerade die sind es, die frischen Wind bringen.

Da sind Schweden, die im Altstadtviertel La Lonja Design-Hotels wie „Tres“ oder „Puro“ führen – oder mit Chez Camille eine Austernbar eröffnet haben. Da sind Norweger mit ihren Fibonacci-Cafés, zum Beispiel im alten Fischerviertel Portixol, wo man zum Frühstück statt des ewig gleichen mallorquinischen Brots mit Tomate selbst gebackenes Körner-Brot und Müsli mit Joghurt bekommt – gratis WLAN inklusive. Und da sind die Deutschen wie Kunsthändler Wolfgang Hörnke, der in seinem Museum Can Morey de Santmartí 200 Original-Grafiken von Salvador Dalí präsentiert. Wer kein Interesse am Surrealismus hat, schaut einfach so in dem Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert nahe der Kathedrale vorbei. Allein wegen des verwunschenen Patios samt Brunnen und Jasminduft.

Baguettes in der Balearen-Hauptstadt

Der Paseo del Borne, den alle nur kurz „Borne“ nennen, hat sich zu Palmas schickstem Einkaufsboulevard gemausert. Dort reihen sich Nobel-Geschäfte wie Louis Vuitton, Loewe, Hugo Boss, Carolina Herrera und Escada aneinander. Dazwischen haben sich Zara und H&M niedergelassen – für den Fall, dass man mal gerade kein Handtäschchen für 2000 Euro braucht.

Wer eine Pause machen möchte, kehrt im „Born 8“ ein und probiert leckere Baguettes und köstlichen Kuchen. Oder stattet der Bar Bosch einen Besuch ab, der Kaffeehaus-Legende der Balearen-Hauptstadt, seit 1936 vor Ort. Von der Terrasse direkt an der Plaza del Rey Juan Carlos I. hat man alle Vorüberflanierenden bestens im Blick. Man schaut auf die bunte Mischung von Menschen und denkt: „Palma, was du uns neuerdings alles zu bieten hast...“

Allein die Kultur. Die Hauptstadt der Balearen hat „nur“ rund 400.000 Einwohner, aber mehr als 40 Galerien und Museen – wie das Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst Es Baluard oder die frühere Seehandelsbörse Lonja, deren frisch renovierte Gebäude aus dem 15. Jahrhundert ebenfalls für Ausstellungen genutzt werden.

Marmorne Bänke mitten in der Stadt

Am besten schaut man gleich noch um die Ecke im prunkvollen Casal Solleric und im Centre de Cultura Sa Nostra mit seinem angrenzenden Orangen-Gärtchen vorbei – gerade recht, um sich nach einem Einkaufsbummel auf eine der marmornen Bänke ins Grüne zu setzen. Mitten in der Stadt.

Selbst das Rialto Living ist in einem Stadtpalais in der Calle Sant Feliu untergebracht. Das vormalige Kino haben die Schweden Barbara Bergman und Klas Kall in einen Lifestyle-Store umgewandelt. Es ist die Adresse für ausgesuchte Mode, edle Stoffe, Accessoires, Parfüms, Seifen, Bildbände. Eine Galerie gehört ebenso dazu wie eine Bistro-Bar mit selbstgekeltertem Wein.

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Vielleicht ist es das, was die Stadt so besonders macht: Diese Vielzahl von Individualisten aus aller Herren Länder, die ihren Traum vom Platz an der Sonne verwirklicht haben. Aufbruchstimmung allerorten. Palma als Melting Pot. Ein bemerkenswerter Mix, der sich auch in den Kochtöpfen zeigt. Zum Beispiel in Santa Catalina, der zum Szeneviertel avancierte ehemalige Fischer- und Arbeitergegend. Dort trifft man auf das libanesische Rotana, in dem Nordafrikanisches von Hummus über Taboulé bis Lamm angeboten wird. Dazu könnte man an einem Hibiskusblüten-Tee nippen. Dort befindet sich das peruanische Restaurant Zumaq, das mit leckerem Ceviche aufwartet, diesem raffiniert marinierten Fisch. Und natürlich führt kein Weg am Patrón Lunares vorbei. In dieser „Cantina“ gibt es rund um die Uhr etwas zu essen – in höchst stylischem Ambiente.

Auch Tapas-Bars schießen wie Pilze aus dem Boden. Ir de tapeo, auf Häppchen-Tour gehen, ist zwar ur-spanisch, war in Palma aber lange Zeit gar nicht en vogue. Nun stehen in Dutzenden von Lokalen die Leckereien im Mini-Format überall auf den Tresen – so appetitlich angerichtet, dass man sie am liebsten alle probieren möchte. Selbst das einst ins soziale Abseits geratene Viertel Sa Gerreria hat es zu neuem Ansehen gebracht, seit dort stets am Dienstagabend die „Tapasmania“ ausbricht. Es ist schon schwierig, sich dem neuen Charme Palmas zu entziehen.